Kinder, Karriere und dann? Mit 50 Jahren lockt der Neubeginn
ORF-Moderatorin Birgit Fenderl porträtiert Frauen in der Lebensmitte – beim OÖN-Frauentag am 4. März wird sie über ihr Buch und "Kurswechsel" im Alter sprechen.
"Ich glaube, dass wir Frauen in unseren Dreißigern naiv waren, was die Gleichberechtigung mit Männern betrifft." Zu diesem Befund gelangt Doris Kiefhaber, Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe. Sie ist 50 Jahre alt geworden, genau wie 21 andere Frauen, die ORF-Moderatorin Birgit Fenderl in ihrem Buch "Kurswechsel bei 5.0 – Porträts einer Frauengeneration, die sich neu erfindet" zur Bestandaufnahme einer Generation geladen hat.
Fenderls Fazit: "Wir waren naiv, sogar massiv naiv", sagt die ORF-Moderatorin, die heute ihren 52. Geburtstag feiert: "Wir dachten, wir wären die erste Generation, in der es egal ist, ob man Bub oder Mädchen ist, und haben dann erkennen müssen, dass das nicht so ist. Offensichtlich wird das durch Dinge wie Gender-Pay-Gap oder auch durch Corona, wo sich gezeigt hat, dass die Frauen noch immer das meiste des Kinder-Packerls tragen."
Was vielen Frauen um den 50er gemeinsam ist: "Dass man mehr auf sich selbst hört und nicht mehr so vom Fremdbild abhängig ist", sagt Fenderl. Nach dem 50. Geburtstag ändere sich im Leben der Frauen wieder einiges: Kinder, so vorhanden, sind flügge geworden, plötzlich gibt es wieder mehr Zeit für die eigenen Ideen. Will man beruflich noch etwas Neues probieren – Kräuteranbau statt Juristerei –, ist das fast die letzte Gelegenheit für ein derartiges Wagnis.
Mit Frauen um die 30 hat Fenderl vor 20 Jahren ein ähnliches Buch gestaltet. Warum nicht auch mit 40-Jährigen? "Da waren wir, glaube ich, alle zu beschäftigt mit Kindern und Beruf, da konnten wir den Kopf nicht aus dem Alltag heben. Viele Frauen beuten sich irrsinnig aus, um das alles zu schaffen, Beruf und Familie."
Denn eines sei gesellschaftlich noch immer verankert: "Wenn das Kind Probleme hat, heißt es, kein Wunder, die Mutter arbeitet ja so viel. Noch nie habe ich diesen Satz mit Vätern gehört."
Kartoffel statt Politik
Corona habe einen gesellschaftlichen Trend verstärkt, der Frauen im Privaten beschäftigt halte: "Wenn ich mich darum kümmern muss, wo genau die Kartoffel angesetzt wird, die ich zu Mittag esse, dann kann ich diese Energie nicht in politisches Engagement leiten." Andererseits vermutet Fenderl im neuen Biedermeier eine Gegenbewegung der jüngeren Generation auf das Verhalten der älteren. "Burn-out, Selbstausbeutung, alles, was die Töchter bei uns gesehen haben, hat sie abgeschreckt."
- Info: Beim OÖN-Frauentag am 4. März wird Birgit Fenderl zum Thema "Was ist schon Alter?" sprechen. Nähere Informationen ab Februar in den OÖNachrichten und unter nachrichten.at/frauenzeit
Kurswechsel bei 5.0
Eine der ersten Soldatinnen Österreichs, Andrea Linauer, Schauspielerin Katharina Stemberger und Moderatorin Corinna Milborn sind drei der insgesamt 22 porträtierten Frauen in „Kurswechsel bei 5.0“. Sie teilen ihre Rückschau und ihren Ausblick auf Leben und Gesellschaft. Die Fotos stammen von Sabine Hauswirth. Czernin Verlag, 25 Euro.
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