"Der beste Film, der je gebraut wurde"
Der Desselbrunner Friedrich Moser setzt dem Bier und seinen Machern ein Kino-Denkmal.
Für Geschichten, die sonst keiner angreift, hat Friedrich Moser ein Händchen. Für "A Good American" (2016) hielt der aus Desselbrunn nahe Schwanenstadt stammende Regisseur als Erster fest, wie Bill Binney die massiven, illegalen Datensammlungen der US-Behörde CIA aufdeckte, deren Sicherheitschef er jahrelang war.
Noch während Moser Projekte über Hochfrequenzhandel und "Fake News" zu schupfen hatte, nahm der 49-Jährige Platz, um über seinen neuen Kinofilm zu sprechen, der ab morgen im Land zu sehen ist: "Bier! Der beste Film, der je gebraut wurde".
Wie Handel, Daten und Fakten ist auch Bier ein komplexes Weltthema, das höchst emotional thematisiert wird. Drübergetraut hat sich vor Moser auch noch keiner.
Und die Idee dazu wurde exakt so geboren, wie man es sich vorstellt: "An einem verregneten Sonntagnachmittag im Juni 2017 im ‚Rutland Arms‘", sagt Moser. Das Pub in Sheffield (GB) wird während des dortigen Dokumentarfilmfests zum Branchentreff. Die Betreiber hatten rein auf "Craft Beer" umgestellt. Moser und sein Freund, der Brüsseler Filmemacher Maarten Schmidt, mussten natürlich alles verkosten. Da fiel eine Frage: Was ist überhaupt der eine Film über Bier? Sie kamen auf keinen. Selbst nach langen Recherchen. "Was unglaublich ist, weil Bier das meistgetrunkene alkoholische Getränk der Welt ist. Also haben wir gesagt: Den drehen wir!"
Für ihn und Co-Drehbuchautor Schmidt keine leichte Übung. Vielfalt und Wettbewerb prägen die Bier-Szene: "Es gibt 200 Bierstile, in Österreich mehr als 200 Brauereien, mehr als tausend in Italien oder Deutschland, 7000 in Amerika." So entwickelten sie eine Erzählung, die sich um Menschen des Biers dreht; nicht Marken, ihre Kunst und ihr "Spirit" sollen eine Tür in die Welt hinter dem Getränk öffnen. Zum Schlüsselmeister wurde Christoph Bichler, Tiroler Braumeister. "Er gilt als einer der besten Brauer im Land. Man kann seine Biere weder in Gastronomie noch Supermarkt kaufen. Seine Brauerei ist so klein, dass seine Rolle wirtschaftlich betrachtet niemandem wehtut". Bichler ist auch Mosers "Haus- und-Hof-Lieferant". Als er 2014 "A Good American" drehte, trank er in den USA sein erstes Craft Beer: "Ein sinnliches Erweckungserlebnis, das seinesgleichen suchte." Daheim fand er es, nach verzweifelter Suche, wieder in Bichlers "Mountain Pale Ale": "Da bin ich voll ins Thema Bier gekippt."
Die Dreifaltigkeit von Bier
Bier verführt dazu, es auf die Trinität von Hopfen, Wasser und Malz zu reduzieren. Aber Bier ist wesentlich mehr als diese drei Zutaten. „Wissen, Erfahrung und Kreativität in unterschiedlicher Mischung“ lautet das Erfolgsrezept vieler leidenschaftlicher Kleinbrauer, die in „Bier! Der beste Film, der je gebraut wurde“ vom Regisseur Friedrich Moser vor die Theke geholt werden.
Moser entführt den Seher auf eine Reise vom Getreide bis zur Flasche und zeigt zugleich die Vielfalt der Idealisten, die dem Bier eine Geschichte und ein Gesicht verleihen. „Wenn wir etwas Großartiges und Gesundes haben, ist es wert, einen Schritt zurück zu machen, um dann besser vorwärts zu kommen“, sagt beispielsweise Francesca Berciotti vom Biohof „il torchio“, die sich fast vergessenen Getreidesorten verschrieben hat.
Es ist die Hingabe zur Ehrlichkeit, zur Unabhängigkeit und zum unverfälschten Geschmack, die die porträtierten Bauern, Verarbeiter und Konsumenten in ihrer Liebe zum Bier eint. So einer wie Christoph Bichler von der Bierol-Brauerei. Moser begleitete den Brauer auf Etappen in der Welt und filterte Gemeinsamkeiten in der Biergemeinschaft heraus. Statt Konzernen gehört eindeutig den Bier-Handwerkern die Bühne.
Der Film ist mehr als eine Kostprobe und animiert zu Tiefgang: Der erste Eindruck zeigt sich vielschichtig, Geschmack ist gut ausbalanciert, und nach dem Ende offenbart sich nochmals die inhaltliche Lebendigkeit.