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Die grandiose Wiederbelebung einer Operette

Von Michael Wruss, 12. August 2019, 00:04 Uhr
Die grandiose Wiederbelebung einer Operette
Daniel Jenz als Maxime de la Valle und Sieglinde Feldhofer als Clo-Clo Bild: Hofer

Das Lehár-Festival in Bad Ischl hat mit "Clo-Clo" nach 48 Jahren erstmals in Europa ein Kleinod wiederaufgeführt.

Die dritte – leider nur halbszenische – Premiere beim Lehár-Festival war am Samstag die wichtigste, brachte sie doch eine in den Jahren nach der Uraufführung 1924 höchst erfolgreiche und von der Kritik weithin gerühmte Operette Franz Lehárs wieder auf die Bühne.

"Clo-Clo" ist mehr französischer Schwank als klassische Wiener Operette, was aber durchaus in den Jahren nach dem Zusammenbruch der Monarchie das Geheimrezept für den Erfolg bedeuten mochte, wurde noch nie in Bad Ischl gespielt und war seit 1971 überhaupt nicht mehr auf der Bühne zu sehen. Bad Ischl leistete sich "bloß" eine halbszenische Inszenierung, die es aber in sich hatte und das Publikum nicht nur unterhielt, sondern auch das Stück ins rechte Licht stellte. Die etwas in die Jahre gekommene Gattin des Bürgermeisters von Perpignan – dieser selbst Liebhaber der Pariser Varieté-Tänzerin Clo-Clo und von ihr liebevoll "Papa" genannt – fängt einen Brief ab und vermutet hinter dieser jungen Dame eine uneheliche Tochter ihres Gatten.

Das Mutterherz geweckt, will Melousine Clo-Clo ins elterliche Haus bringen, was dieser willkommen ist, weil sie wegen eines geohrfeigten Polizisten steckbrieflich gesucht wird. Mit dem Aufeinandertreffen der neuen Tochter mit ihrem "Vater" beginnt eine turbulente, facettenreiche Komödie.

Regisseur Markus Kupferblum gelang es, diese fein herauszuarbeiten und auch ohne großes szenisches Brimborium eine schmissige und in keiner Sekunde langweilige Produktion daraus zu formen. Marius Burkert ging mit dem Franz-Lehár-Orchester voll und ganz in der Aufgabe auf, dieses zur Rarität mutierte Erfolgsstück von einst musikalisch perfekt aufzupolieren. Sieglinde Feldhofer begeisterte als lebenslustige und gar nicht so ins biedere Tochterschema passende Clo-Clo, Gerd Vogl brillierte als in die Midlifecrisis gekommener Bürgermeister Severin Cornichon, Susanna Hirschler war die Idealbesetzung für dessen Gattin Melousine, die zu Hause eindeutig die Hosen anhat.

Ricardo Frenzel Baudisch war der köstlich schüchterne und doch von der Wucht Clo-Clos übermannte Chablis, Matthias Störmer verkörperte mit herausragender Komödiantik den geohrfeigten Polizisten Petipouf und Frank Voß übernahm in Verkürzung der doch ausladenden Dialoge gekonnt die Rolle des Erzählers.

Daniel Jenz begeisterte als einzig wahrhaftiger Liebhaber Clo-Clos, Maxime de la Valle, dem auch die Liebe erwidert wird. Clo-Clo ist trotz aller herausragenden Musiknummern keine große Sängeroper. Man braucht hervorragende Singschauspieler, die den Witz auf den Punkt bringen.

Fazit: Mit "Clo-Clo" hat das Lehár-Festival die erste europäische Aufführung seit 48 Jahren auf die Bühne gebracht. Etwas mehr Mut zur szenischen "Vollversion" hätte einen veritablen Kassenschlager und die echte Renaissance bedeutet.

Bad Ischl: Premiere von Franz Lehárs Operette "Clo-Clo", 10. 8.

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Autor
Michael Wruss
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