Die Mutter von zwei Schauspiel-Generationen
Am Montag verstarb die Schauspielerin und herzliche Künstlerpersönlichkeit Eike Baum im Alter von 84 Jahren.
"Zwei Einakter für Eike Baum..." – so titelten die OÖNachrichten 1961 nach einer Komödien-Premiere im Linzer Kellertheater. Ihre Bühnenpräsenz; die Gabe, den Kern ihrer Figuren aufzuspüren; ihr feines Gespür für Ton, Pausen und Dramatik haben die 1935 in Eferding geborene Schauspielerin über Jahrzehnte als prägende Frau des Schauspiels in Oberösterreich etabliert. Am Montag ist Eike Baum im Alter von 84 Jahren nach langer Krankheit für immer ruhig und friedlich eingeschlafen.
Den Jüngeren ist die große kleine Frau als herausragende Franziska Jägerstätter aus dem Jahr 2009 in beglückender Erinnerung. In der Titelrolle von Alexander Kratzers Ein-Frau-Stück "Franziska Jägerstätter erzählt" berichtete sie in der Regie von Andreas Baumgartner von den glücklichen Jahren mit Franz und den schrecklichen Zeiten des Krieges. Unter anderem für dieses Kunststück wurde ihr der Bühnenkunstpreis des Landes Oberösterreich zuerkannt.
Nie fix engagiert
Ab 1963 war Baum immer wieder im Linzer Landestheater zu erleben und breitete sich dort in wesentlich größerer Vielfalt aus, als es ihre bescheidene Selbsteinschätzung der "dramatischen Proletarierin" erwarten hätte lassen. Fix engagieren ließ sie sich nie, sie musste ja neben der Schauspielerei die Erziehung ihrer drei Söhne – Musiker Andy Baum, Schriftsteller Thomas Baum und Schauspieler Martin Baum – balancieren. Unter anderem unvergessen sind ihre Rollen in Werner Schwabs "Präsidentinnen" oder Herbert Achternbuschs "Susn". Zum Textlernen hat sie parallel zur Hausarbeit stets Zettel in der Wohnung verteilt. Baums Bühnenleichtigkeit war hart erarbeitet.
Eike Baum und ihr Mann, der im August 2018 verstorbene Sprecher und Schauspieler Herbert, waren ein alle Schauspiel-Initiativen und Akteure der Szene umarmendes Paar. Die beiden Seelenverwandten hatten sich während ihrer Ausbildung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar kennengelernt und 1957 geheiratet.
Jene, die bei Eike Baum an der Linzer Anton-Bruckner-Universität szenische Praxis und Sprechen studierten, schwärmen noch heute von ihrer unermüdlichen Empathie und der liebevollen Wertschätzung, mit der sie ihre Kritik formulierte. Ihre letzte Premiere besuchte Baum im Juni. Es war das Stück "Freiheit" in dem von ihr so geschätzten Theater des Kindes – mit herzlichem Respekt von allen begrüßt. Sie war die oberösterreichische Doyenne zweier Schauspiel-Generationen, fühlte sich aber als deren Mutter.
Eike Baums feierliche Verabschiedung findet am Mittwoch (6. November, 10 Uhr) in der Stadtpfarrkirche Urfahr statt.