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"Echte Selbstfürsorge ist viel mehr als ein Vollbad"

Von Ulrike Griessl, 14. Dezember 2024, 00:04 Uhr

Ein heißes Bad nehmen, sich gesund ernähren, Yoga machen und sich hin und wieder selbst Blumen für die Vase kaufen. All das ist wichtig. Damit kann man müde Batterien aufladen. "Echte Selbstfürsorge geht jedoch weit darüber hinaus", sagt die klinische Psychologin und Psychotherapeutin Nina Mouton aus Belgien. Um herauszufinden, was man für die eigene Zufriedenheit wirklich brauche, sei meist ein Prozess nötig, der tiefer gehe und anstrengend sei, sich jedoch lohne: "Denn wer lernt, auf sich zu hören, kann in der Welt bestehen und für andere da sein, ohne auszubrennen."

Wie "richtige" Selbstfürsorge funktioniert, erklärt die Psychotherapeutin in ihrem aktuellen Buch, das zum Bestseller wurde und nun auch in Deutsch erschienen ist. "Es geht nicht ganz so schnell wie ein entspannendes Vollbad, dafür ist es viel nachhaltiger", sagt sie. Neben Zeit brauche es vor allem Ehrlichkeit zu sich selbst, um zu erkennen, was nicht richtig laufe und welchen Anteil man selbst daran habe. Folgende Überlegungen sind laut Mouton dabei hilfreich:

Mythen entzaubern: Vor allem jenen Mythos, dass man nicht nur egoistisch, sondern auch labil und faul ist, wenn man sich Zeit für sich selbst nimmt. In Wahrheit nütze Selbstfürsorge auch anderen, wie Mouton sagt: "Denn nur wer sich um sich selbst kümmert, kann sich auch gut um andere kümmern."

Reizüberflutung stoppen: Oft werde unterschätzt, wie sehr uns Reizüberflutung beeinträchtige. "Sie kann die Ursache für Schlaflosigkeit, Unruhe und Angstzustände sein", schreibt die Psychotherapeutin. Als "Erste-Hilfe-Maßnahme", wenn alles zu viel wird, empfiehlt sie, sich auf eine Sache zu konzentrieren, wie beispielsweise barfuß durch den Garten zu gehen, etwas Gutes zu kochen, ohne Handy spazieren zu gehen oder mit den Kindern zu spielen.

Blick auf die Kindheit: Wichtig ist es laut Mouton aber auch, zu erkunden, wo man seine persönlichen seelischen blauen Flecken hat, die man seit der Kindheit mit sich herumträgt und die einen ständig unterbewusst beeinträchtigen. Mouton rät, mit seinem "inneren Kind" in Kontakt zu treten und sich folgende Frage zu stellen: Was hat mich damals ängstlich, wütend oder auch fröhlich gemacht? Dabei komme der eigene verletzliche Kern zum Vorschein. "Doch wenn man darüber Bescheid weiß, kann man lernen, besser damit umzugehen", so die Expertin. Und noch etwas legt sie ihren Lesern ans Herz: "Behandeln Sie Ihr inneres Kind sanft und beruhigen Sie es – vielleicht mit einem Brief aus dem Blickwinkel Ihres erwachsenen Ichs."

Eingefahrene Muster aufdecken: Erfahrungen in der Kindheit halten einen meist auch in Mustern gefangen. Meist bemerkt man gar nicht, dass man sie ständig wiederholt. Laut Mouton sind sie oft der Grund dafür, warum man sich trotz neuem Job oder neuem Partner nach kurzer Zeit wieder genauso fühlt wie zuvor. "Indem man seine persönlichen Muster aufdeckt, kann man sie durchbrechen", sagt die Therapeutin. Man könne ihnen dann sanfte Mantras entgegensetzen: "Wenn man beispielsweise denkt, man darf sich nur nach einem anstrengenden Tag ausruhen, kann man dem entgegensetzen, dass man das Bedürfnis nach Ruhe zu jeder Zeit spüren und befriedigen darf."

Buchtipp: "Echte Selbstfürsorge ist eine radikale Entscheidung für sich selbst", Nina Mouton, Kneipp Verlag, 26 Euro

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Autorin
Ulrike Griessl
Redakteurin Leben und Gesundheit
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