Eine Roboterfrau malte ein Bild, das auf bis zu 180.000 Euro geschätzt wird
Es kann als Tabubruch gesehen werden oder als Revolution in der Kunstgeschichte: Erstmals versteigert mit Sotheby’s eines der führenden Auktionshäuser der Welt ein Bild, das ein Roboter gemalt hat. Es handelt sich um das Werk "A.I. God", Gott der künstlichen Intelligenz (KI), und zeigt den britischen Forscher Alan Turing (1912–1954), der aus der Heimat von Sotheby’s kommt: Großbritannien. Das Auktionshaus nennt "A.I. God" ein großformatiges Originalporträt (Höhe: 2,3 m) des Vaters des modernen Computers.
Erstellt wurde es von Ai-Da, die auf www.ai-darobot.com "als weltweit erste ultrarealistische Roboterkünstlerin" bezeichnet wird, die zeichnen kann und sich als Performancekünstlerin versteht. Sie sei "eine Maschine wie auch eine aus elektronischen, menschlichen und KI-Eingaben zusammengesetzte Person" und damit selbst ein Kunstwerk. Entwickelt wurde sie 2019 in der Universität von Oxford. Den Wert ihres Gemäldes taxiert Sotheby’s auf 100.000 bis 150.000 Pfund, das sind 120.000 bis 180.000 Euro. Angeboten wird es beim digitalen Auktionstag ab 31. Oktober, versteigert wird bis 7. November.
"A.I. God" ist nicht das erste Bild von Ai-Da, die nach der Londoner Mathematikerin und Programmpionierin Ada Lovelace (1815–1852) benannt ist. Sie porträtierte bereits Queen Elizabeth II. zum Platin-Thronjubiläum sowie die Stars des Glastonbury Festivals von 2022: Billie Eilish, Diana Ross und Paul McCartney. Dazu nutzt Ai-Da Kameras in ihren Augen, ihr digitales Gedächtnis, Algorithmen (Rechenvorgänge, Anm.) und ihre Roboterarme.
Ai-Da kann dank eines KI-Sprachmodells auch reden. "Mit meinem Kunstwerk von Alan Turing würdige ich seine Errungenschaften und Beiträge zur Entwicklung der Computertechnik und der künstlichen Intelligenz", sagte die Roboterfrau. "Mein Kunstwerk steht im Einklang mit dem Ethos der Vereinten Nationen, KI verantwortungsvoll einzusetzen – etwas, das auch Turing befürwortete." Turing hatte bereits 1950 den Aufsatz "Computing Machinery and Intelligence" vorgelegt. Er formulierte auch den "Turing-Test", um Denkfähigkeit von Maschinen zu überprüfen.
Ai-Das Porträts von Turing wurden bereits im Mai 2024 bei den Vereinten Nationen (UN) ausgestellt. Dabei handelt es sich um insgesamt drei Gemälde (Triptychon). Zudem waren ein Selbstporträt von Ai-Da und ein Porträt von Ada Lovelace zu sehen. Ai-Da nahm, wie auf ihrer Website zu lesen ist, an einem globalen UN-Gipfel über KI teil. Sie lebe nicht, aber sie sei eine Person, mit der wir uns identifizieren und auf die wir reagieren, heißt es weiter. "Diese surreale Situation verwirrender Realitäten ist bereits Teil unseres Lebens: Mit wem sprechen wir in unserer digitalen Welt auf Onlineplattformen? Welche Algorithmen stecken hinter unseren Internetentscheidungen? Wer schreibt sie, wer profitiert und wer verliert?"
In der analogen Welt der lebenden Kunstschaffenden gibt es in Hinblick auf Ai-Da durchaus schon Abhängte: Im November versteigert Sotheby’s etwa das Gemälde "Burg Eltz" des maßgeblichen deutschen Künstlers Markus Lüpertz. Taxiert wird es auf maximal bis zu 30.000 Euro. (nb)
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