"Hals über Kopf": Wenn Otto Jaus das falsche Auto stiehlt

Wozu Hochzeiten gut sind? Im Spielfilm meistens dazu, um zu besiegeln, worauf das Publikum insgeheim schon gewartet hat. Es findet zusammen, was zusammengehört, Chaos löst sich in Harmonie auf, man kann gehen.

Für "Hals über Kopf" ist Regisseur und Drehbuchautor Andreas Schmied ("Love Machine", "Klammer") sinnbildlich mit einem Bagger über diesen alten dramaturgischen Kniff gefahren. Dem neuen Kinofilm steht diese Zerstörung jedoch. Denn es wird auf charmante Art aufregend ...

Die Luftenbergerin Miriam Fussenegger verkörpert Bankierstochter Ella Lannau, die Minuten vor ihrer Heirat erfährt, dass ihr bald Vergangener ein "korruptes Oaschloch" ist.

Auf einem Datenstick hat die Verwöhnte wie Widerständige etwas entdeckt, was ihren angesehenen Vater (August Zirner) in einem Korruptionsskandal entlasten könnte. Ihre Idee, dies der ermittelnden Sonderkommission diskret zu vermitteln, endet als Braut, die sich im Kofferraum eines Bentleys versteckt. Warum ein abtrünniger Kellner ihres Empfangs gerade diesen Luxuswagen stiehlt, lässt "Hals über Kopf" auf amüsante Weise offen.

Sind es die Schulden für den mafiösen "Onkel Siggi" (Thomas Maurer), die ihn dazu treiben? Oder lässt ihn der Traum von Kindern und Wohnung seiner Noch-Liebsten in alte, kleinkriminelle Muster rutschen?

Fix sind zwei Dinge: Otto Jaus gibt ihn als Schlitzohr, dessen Mentalität als Strizzi so typisch Wienerisch ist wie sein Name: Richie Javotnik. Und die schauspielernde Hälfte von "Pizzera & Jaus" bildet mit Fussenegger ein herrlich ungleiches Paar, das das Schicksal zusammenkettet. Wie das geht? Es hat mit einem anderen Element des Hochzeitsfilms zu tun: dem Abnabeln der Tochter vom Vater. Auch das hebt Schmied auf eine andere Ebene.

Pate standen dabei wohl die großartigen Screwball-Komödien aus den USA der 1930er/40er: soziale Unterschiede, der Esprit von "Romeo & Julia", ganze Feuerwerke an Pointen und Dialogen. Letztere kommen in diesem Film manchmal zwar eher wie ein sanfter Sprühregen daher – vor allem, wenn man sich verbissen abmüht, der Form der Komödie gerecht zu werden. Kommt der Witz aber direkt aus dem Spiel und skurrilen Situationen, erlebt man ein großes Vergnügen.

Anders als die moderne (US-)Komödie schafft Schmied das auch jenseits von Körperflüssigkeiten wie Blut, Schweiß und Tränen. Und es sind auch Produktionen wie diese, die das oft so düstere heimische Kino näher ans Heitere rücken. Ein Gang vor den Altar beider Stile ist für das Filmland Österreich ohnehin unumstößlich, sonst beginnt der Gang vor die Hunde.

"Hals über Kopf": A 2023, 84 Min., ab heute im Kino

OÖN Bewertung: vier von sechs Sternen