"Ich war oft ein bisschen der Zeit voraus"
Die Spitze der informellen Kunst: Hans Staudacher starb mit 98 Jahren.
Erst am Donnerstag feierte der Kärntner Maler Hans Staudacher seinen 98. Geburtstag. In der Nacht auf gestern sei er nun friedlich eingeschlafen, sagte Galerist Ernst Hilger gestern, langjähriger Freund des Künstlers, der Österreichs wichtigster Vertreter des Dadaismus und der "art informel" war.
Staudacher kam am 14. Jänner 1923 in St. Urban am Ossiachersee auf die Welt. Matura habe er keine, nur einen "nachgeschmissenen Professoren-Titel", sagte er einmal. Er begann früh Landschaften und Porträts zu zeichnen. Seine gegenständliche Malerei ist heute kaum mehr zu finden. 1950 übersiedelte er nach Wien, schloss sich den Secessionisten an und begann sich mit Malerei auseinanderzusetzen. Bei seinen Parisreisen (1954–1962) lernte er die "art informel" kennen, die ihre Malerei – von geometrischer Abstraktion abgewandt – in ein offenes, formloses Spannungsfeld setzte. Staudacher wurde u. a. mit seinen kalligrafischen Notizen der wichtigste Maler Österreichs in der informellen Kunst: "Ich war oft ein bisschen der Zeit voraus." Der internationale Durchbruch gelang 1965 mit einer großen Ausstellung in Paris und der Biennale in Venedig. Bekannt wurde er auch für seine Happenings im Atelier, bei denen er mit Holz oder Lumpen experimentierte.
Zu seinem 90er erklärte er: "Es ist ungut, wenn man alt wird." Bald darauf hörte er mit der Malerei auf. Wiens Altbürgermeister Michael Häupl hatte ihm ein Ehrengrab versprochen. Einlösen muss das nun sein Nachfolger Michael Ludwig.