"Liberace": Zwischen Herz, Hass und Haartoupets
Michael Douglas und Matt Damon machen „Liberace“ zum grandiosen Liebesdrama.
Er hat sich selbst auf der Leinwand neu erfunden – nichts Geringeres hat Michael Douglas in Steven Soderberghs „Liberace“ geleistet.
Mit 69 Jahren hatte der Darsteller von Finanzhai Gordon Gekko in „Wall Street“ (1987, 2010) und Amokläufer William Foster in „Falling Down“ (1993) den Mut und die Erfahrung, Figuren maskulinen Wahnsinns hinter sich zu lassen, einen blau funkelnden Anzug mit Volants zu tragen, sich ans Klavier zu setzen und Boogie-Woogie zu spielen. Douglas verkörpert die US-Entertainerlegende Liberace (1919–1987) als einen vor femininer Energie sprühenden Paradiesvogel gemäß dem Filmtitel: „Zu viel des Guten ist wunderbar.“
Betonfrisur und Glitzerspray
Alles an ihm – innerlich wie äußerlich – mag außergewöhnlich, kitschig, gar grenzwertig wirken, doch Douglas’ Spiel fällt nie aus dem Rahmen. Er stolziert, er kokettiert und flaniert durch Las Vegas wie durch das Privatleben mit seinem blutjungen Protegé Scott Thorson (Matt Damon). Als Gegenpol zum Zahnpastagrinsen trägt er eine dunkle, mit Glitzerspray betonierte Perücke. Aber bei all dem wirkt er in sich ruhend wie ein Paradiesvogel, der sich sein Nest so eingerichtet hat, wie er es will. Anfangs stören affektierte Gesten, weil sie Klischees über so genannte „Parade-Schwule“ nicht gerade abbauen. Aber weil Damon ein ebenbürtiger Partner für Douglas ist, wird die Homosexualität ihrer Figuren nur zum Hintergrund eines Dramas von Macht und Liebe.
Damon verleiht Thorson viele Gesichter, jedes voll menschlicher Authentizität. Er spielt Liberaces unerfahrenen Lover, seinen Sohn, besten Freund, seine große Liebe, seinen Partner im Leben und auf der Bühne, seinen Erben, aber auch seine Marionette und seinen Sklaven. Je länger ihre Beziehung dauert, umso intensiver spiegeln Damons Haltung und Gesicht Scotts Zerrissenheit wider – zwischen Liberaces Ansprüchen und dem eigenen Selbstwert, zwischen Liberaces nach Konventionen konstruiertem Leben in der Öffentlichkeit und seinem privaten Terror. In einem Moment sieht man in der Ferne ein Feuerwerk für die Augen, Liberace als klingende Attraktion. Im anderen zischt er Scott an: „Wenn du Tieren helfen willst, sammle die Hundescheiße auf.“ Hass und Mitleid wechseln im Sekundentakt, wie Sein und Schein. Atemberaubend.
Liberace: USA 2013, 118 Min., R.: Steven Soderbergh
OÖN Bewertung:
Trailer Liberace:
- Michael Douglas im OÖN-Interview
Für alle, die den Film mit dem echten Leben vergleichen wollen, haben die OÖN ein paar Originalausschnitte gesucht, die u. a. im Film zitiert werden:
Das Original 1: Liberace spielt Boogie Woogie
Das Original 2: Liberace beginnt seine Show im weißen Pelz
Das Original 3: Scott und Liberace auf der Bühne
Das Original 4: Nachrichten über den Tod von Liberace
Wenn Schauspieler dem Original zum Verwechseln ähnlich schauen
Kostüm- und Make-Up-Department haben wesentliches geleistet, um Michael Douglas wie Liberace aussehen zu lassen. Das Fotoportal „TwistedSifter“ hat 50 Beispiele zusammen gestellt, darunter auch Michaelle Williams als Marylin Monroe.
Michelle Williams als Marilyn Monroe:
Das Original: