"Supernova": Eine Liebe vor dem letzten Abgrund
Colin Firth und Stanley Tucci ringen als Liebespaar um einen Weg aus der Demenzkrise.
Kann es eine Liebe aushalten, wenn einer der Partner dement wird und langsam geistig verfällt? Gibt es einen Weg, damit umzugehen, dass die Gleichwertigkeit irgendwann bedrohlich aus den Fugen geraten wird? Um diese Fragen kreist das beeindruckende britische Filmdrama "Supernova", das gestern in Österreichs Kinos kam.
Sam (Colin Firth) und Tusker (Stanley Tucci) machen sich im Campingbus zu einer Reise durch Großbritannien auf. Sie sind seit Jahrzehnten ein Paar, doch die bei Tusker diagnostizierte Demenz macht beiden zu schaffen. Dem einen, Tusker, weil er weiß, dass er bald die Kontrolle über sich verlieren wird, dem anderen, Sam, weil ihn die Pflege seines Partners vor immer größere Herausforderungen stellt. Dennoch ist Sam bereit, alles zu geben: Er wird seine Tätigkeit als Konzertpianist beenden, um nur noch für Tusker da zu sein. Dieser hat die Reise seit Monaten geplant, an deren Ende das letzte Konzert Sams stehen soll. Doch im Geheimen hegt Tusker noch einen ganz anderen Plan, den Sam durch Zufall aufdeckt und der ihre Liebe an den Abgrund führt.
"Supernova" ist ein beeindruckendes, bildgewaltiges Demenz-Drama. Die Tatsache, dass die tödliche Krankheit ein homosexuelles Liebespaar trifft, ist dabei völlig nebensächlich. Es geht darum, wie ein Paar mit der Angst vor der Zukunft umgeht – und da ist das Geschlecht unerheblich.
Bei aller Dramatik vergisst Regisseur Harry Macqueen nicht auf die heiteren Momente. Als Sam Tusker beim Zuknöpfen seines Pullovers helfen muss, bemerkt der Demente trocken: "Ich wusste, dass ich einmal einen Ankleider haben werde." Getragen wird das berührende Kammerspiel von der wunderbaren Schauspielkraft von Colin Firth und Stanley Tucci. Sie beherrschen meisterhaft die Fähigkeit, dem Bedeutung zu verleihen, was nicht gesagt werden kann. Ein stilles, gewichtiges Kino-Juwel.
"Supernova": GB, 2020, 95 Min., Regie: H. Macqueen
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film:
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