Kurdwin Ayub: "Das ist schon sehr unglaublich"
Die aus dem Irak stammende österreichische Regisseurin gewann mit "Mond" den Jurypreis der Filmfestspiele in Locarno
Kurdwin Ayub ist im Begriff, als Regisseurin international Karriere zu machen. Die als Kind mit ihren kurdischen Eltern aus dem Irak nach Wien gekommene Österreicherin hat am Samstag für ihren Film "Mond" bei den Filmfestspielen Locarno den Großen Jurypreis gewonnen. Es ist das zweite Werk der 34-Jährigen. Der Hauptpreis ging an die litauische Regisseurin Saule Bliuvaite für "Akiplea" ("Toxic").
Der mit 30.000 Schweizer Franken (rund 31.400 Euro) dotierte Spezialpreis der Jury ist die zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals. "Mond" aus der Produzenten-Schmiede von Ulrich Seidl erzählt von der Martial-Arts-Kämpferin Sarah – gespielt von Choreografin Florentina Holzinger –, die Österreich verlässt, um drei Schwestern einer reichen Familie in Jordanien zu trainieren. Frauen aus zwei Welten prallen aufeinander. Am 8. November kommt der Film in die heimischen Kinos.
"Es ist nicht einfach, einen Film zustande zu bringen, und noch schwieriger ist es, heutzutage auf renommierten Festivals zu laufen und noch einen Preis zu gewinnen, das ist schon sehr unglaublich", sagt Kurdwin Ayub.
Der Gewinnerstreifen "Akiplea" ("Toxic"), das Spielfilmdebüt von Bliuvaite, ist eine Studie über den Alltag zweier Teenager an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Ihr Leben wird vom Druck fataler Schönheitsideale geprägt. Der "Leopard" für die beste Regie ging an den Litauer Laurynas Bareisa. Mit "Seses" ("Trockenes Ertrinken") spiegelt er die Entwicklung junger Mütter, die sich von der Übermacht der Männer befreien.
All diese Preise stehen als Statement der von der österreichischen Regisseurin Jessica Hausner ("Lourdes") geleiteten Jury zur Stärkung weiblichen Selbstbewusstseins. Für "Mond" wurde Ayub, die mit "Sonne" 2022 ihr bei der Berlinale präsentiertes Debüt gab, nicht nur mit dem Jurypreis prämiert, sondern auch mit dem "Europa Cinemas Label Prize" und dem "Boccalino d’Oro", dem Preis der freien Filmkritiker.