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Österreichische Autorin Birgit Birnbacher gewinnt Bachmann-Preis

Von nachrichten.at/apa, 30. Juni 2019, 11:45 Uhr
Autorin Birgit Birnbacher ist die diesjährige Bachmann-Preisträgerin. Bild: (APA)

KLAGENFURT. Das war ein knapper Sieg in der Stichwahl: Die in Salzburg lebende österreichische Autorin Birgit Birnbacher (33) ist heute, Sonntag, Vormittag im ORF-Theater Klagenfurt mit dem 43. Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet worden.

Birgit Birnbacher erhielt den mit 25.000 Euro dotierten Ingeborg-Bachmann-Preis, der Oberösterreicher Leander Fischer ging mit dem Deutschlandfunk-Preis (12.500 Euro) nach Hause, die gebürtige Kärntnerin Julia Jost durfte sich über den Kelag-Preis (10.000 Euro) freuen.

Die weiblichen Teilnehmerinnen waren nicht nur im Bewerb in der Überzahl - acht Autorinnen und sechs Autoren - sondern auch bei der Preisvergabe, bei der drei von fünf Auszeichnungen an Frauen gingen. Der Deutsche Yannic Federer erhielt schließlich den 3sat-Preis (7.500 Euro), Ronya Othmann konnte mit ihrem Text über den Genozid an den Jesiden im Jahr 2014 den BKS-Bank-Publikumspreis (7.000 Euro) mit nach Hause nehmen. Leer ausgegangen sind von jenen sieben Autoren, die auf die Shortlist gewählt wurden, die Österreicherin Sarah Wipauer und der junge Deutsche Daniel Heitzler, der im Vorfeld stark gehypt wurde, da er noch nie einen Text veröffentlicht hatte.

Jury-Vorsitzender Hubert Winkels freute sich in seiner Abschlussrede über einen guten Jahrgang und verwies erneut auf die Eröffnungsrede von Clemens Setz, der mit seinen Theorien zur vierten Wand, scripted reality und Bühnenidentitäten in "Kayfabe und Literatur" in so gut wie allen Jury-Diskussionen präsent war und von Moderator Christian Ankowitsch deshalb zum "schweigenden achten Jury-Mitglied" gekürt worden war. Das neunte Jury-Mitglied war die Hitze, die allen Beteiligten zu schaffen machte. Dehydrierung führte am Freitag sogar zu einem temporären Ausfall der Jurorin Nora Gomringer.

Großes Lob für "Der Schrank"

Das Luft-Fächeln tat den teils heftigen Jury-Diskussionen jedenfalls keinen Abbruch. Bereits nach ihrer Lesung - während der Gomringer ausfiel - erhielt die in Salzburg lebende Birnbacher (33) großes Lob für ihren sozialkritischen Text "Der Schrank", in dem sie sich neuen Arbeits- und prekären Lebensverhältnissen widmet. Eingeladen worden war sie von Stefan Gmünder, Hildegard Keller konstatierte: "Ich finde den Text wirklich ganz gelungen, in jeder Hinsicht." Auch bei Leander Fischer, der von Hubert Winkels eingeladen wurde, war nach der Jury-Diskussion bald klar, dass sich ein Preis ausgehen wird. Am Ende wurde es der Deutschlandfunk-Preis. Mit seinem stark montierten Text über einen Musiklehrer, der dem Fliegenfischen verfällt, angelte er sich die Jury. "In diesem Text sieht man, was Montage in der Literatur und der Umgang mit der Fachsprache leisten soll. Dieser Text knüpft selbst eine Goldkopfnymphe", lobte Insa Wilke.

Julia Jost, die mit ihrem Text "Schakaltal" angetreten war, um das Weiterwirken der faschistischen Vergangenheit zu beschreiben, erhielt schließlich den Kelag-Preis. Stefan Gmünder lobte die "visuelle Kraft" des Textes, für Nora Gomringer war es eine "virtuose Erzählung, die schrecklich Spaß macht". Der einladende Klaus Kastberger verwies auf die lange Tradition in Österreich - von Bernhard über Jelinek bis Winkler -, sich mit der nicht aufgearbeiteten Vergangenheit auseinanderzusetzen. Der Deutsche Yannic Han Biao Federer war schließlich der vierte im Bunde der von der Jury gewählten Preisträger und erhielt den 3sat-Preis. Sein Text "Kenn ich nicht" behandelt auf verschiedenen Erzählebenen eine Trennungsgeschichte, in der ein gleichnamiger Autor immer wieder eine Rolle spielt. Eingeladen worden war er von Hildegard Keller.

Publikumspreis an Ronya Othmann

Besonders viel Applaus heimste schließlich die Vergabe des Publikumspreises an Ronya Othmann ein, die in der vorangegangenen Jury-Abstimmung immer wieder leer ausgegangen war. Die Deutsche schildert in ihrem Text "Vierundsiebzig" eine beklemmende Reise in den Irak, bei dem die Ich-Erzählerin, die in Deutschland lebt, ihre jesidischen Verwandten besucht und auf den Spuren der Gräueltaten des IS aus dem Jahr 2014 wandelt. In der Jury hatte der von Insa Wilke eingeladene Text zu einer heftigen Diskussion über die Grenzen der Literaturkritik geführt. "Es ist gar nicht so leicht, nach so einem Text über ihn zu sprechen", hielt Winkels fest. Schließlich würdige die Jury jedenfalls die Sprache des Textes, die sich selbst immer wieder in Frage stellt.

Und so endete ein Wettlesen, in dem die Wienerin Ines Birkhan als einzige Autorin von ihrem Recht Gebrauch machte, in die Jury-Diskussion einzugreifen, mit einem bunten Strauß an unterschiedlichen Stilen und Themen. Als nächster Programmpunkt war wohl bei allen Abkühlung angesagt. Der nächste Bachmann-Preis sowie die weiteren Auszeichnungen werden im Rahmen des Wettlesens vom 17. bis 21. Juni 2020 vergeben.

Die Bachmann-Preisträger seit 1977

Der Ingeborg-Bachmann-Preis wird seit 1977 in Erinnerung an die in Klagenfurt geborene Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) verliehen. Die bisherigen Preisträger:
1977 Gert Jonke
1978 Ulrich Plenzdorf
1979 Gert Hofmann
1980 Sten Nadolny
1981 Urs Jaeggi
1982 Jürg Amann
1983 Friederike Roth
1984 Erica Pedretti
1985 Hermann Burger
1986 Katja Lange-Müller
1987 Uwe Saeger
1988 Angela Krauß
1989 Wolfgang Hilbig
1990 Birgit Vanderbeke
1991 Emine Sevgi Özdamar
1992 Alissa Walser
1993 Kurt Drawert
1994 Reto Hänny
1995 Franzobel (eigentlich Stefan Griebl)
1996 Jan Peter Bremer
1997 Norbert Niemann
1998 Sibylle Lewitscharoff
1999 Terezia Mora
2000 Georg Klein
2001 Michael Lentz
2002 Peter Glaser
2003 Inka Parei
2004 Uwe Tellkamp
2005 Thomas Lang
2006 Kathrin Passig
2007 Lutz Seiler
2008 Tilman Rammstedt
2009 Jens Petersen
2010 Peter Wawerzinek
2011 Maja Haderlap
2012 Olga Martynova
2013 Katja Petrowskaja
2014 Tex Rubinowitz
2015 Nora Gomringer
2016 Sharon Dodua Otoo
2017 Ferdinand Schmalz (eigentlich Matthias Schweiger)
2018 Tanja Maljartschuk
2019 Birgit Birnbacher

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