Richard Wall: Subtile Zwischenräume in Wort und Bild
Der Maler und Literat Richard Wall feiert am 7. Dezember seinen 70. Geburtstag, am 5. Dezember, 19.30 Uhr liest er im Stifterhaus
Fast vierzig Titel umfasst seine Publikationsliste, die Liste seiner Ausstellungen immerhin ein gutes Dutzend. Seine Verdienste um den tschechisch-österreichischen Kulturdialog sind unbestritten. Seit den 1980er Jahren gehört der Name Richard Wall zum Kernbestand der oberösterreichischen Kunst- und Literaturszene. Die Breitenwirkung seines Werks hält sich aber in Grenzen.
Das mag erstens daran liegen, dass Wall eher ein Künstler subtiler Zwischenräume ist als ein Zauberer des vordergründig Spektakulären; zweitens daran, dass die von ihm bevorzugten literarischen Formen nur selten auf Bestsellerlisten landen: Gedichte, Kurzprosa, Reiseskizzen, Essays, Reflexionen und Impressionen in Tagebuchform. Und drittens taugt Richard Walls Privatleben nicht für den Seitenblicke-Voyeurismus.
Sein Leitmotiv ist die Heimat
Er wurde am 7. Dezember 1953 in Engerwitzdorf geboren. Sein Vater war Landarbeiter, seine Mutter Tagelöhnerin und Hausfrau. Wall lebt nach wie vor in Au (Engerwitzdorf) und in Langschlag (NÖ). "Heimat" zieht sich wie ein Leitmotiv durch sein Werk, weder in idyllisierender noch einseitig dämonisierender Darstellung, sondern als aufmerksame Wahrnehmung des eigenen Lebensraums. Schon früh erwachte Richard Walls Kunstinteresse, sein Studium schloss er als Mag.art. ab. Seit 1986 ist er mit seiner Frau Monika verheiratet, mit der er zwei Töchter hat. Anlässlich des 70. Geburtstags von Richard Wall ist nun eine beachtenswerte Festschrift mit dem Titel "In den Kreis gezogen auf dem Echo der Wellen" erschienen, herausgegeben vom Linzer Romanisten und Germanisten Markus Vorauer.
Rund 50 Weggefährten, Freunde und Kollegen – von Rudolf Habringer über Bodo Hell bis Therese Eisenmann – bekunden darin ihre Wertschätzung für Wall, dessen Schaffenskraft ungebrochen ist. Drei Bücher sind allein im Jahr 2023 erschienen, der Haiku-Zyklus "eleftheria", der Lyrik-Band "Locker vom Hocker" (mit grafischen Arbeiten) und "In Bewegung", eine Sammlung von Essays, vorwiegend zu Literatur und Kunst.
Gar nicht locker vom Hocker
Die Texte in "Locker vom Hocker. Gedichte in Spiritus" sind nicht ganz so "locker", wie der Buchtitel ankündigt. Die "achtzeiligen Vierzeiler" folgen strengen formalen Vorbildern, allerdings mit ironischen Begleittönen: "O wie schön und zahlreich der / Menschen Köpfe. / Doch auf ihren Inhalt ist kein / Verlass, Nachttöpfe / Hingegen enttäuschen nicht, auch / nicht Brennholzscheite. Am liebsten habe ich Zwiebel- und Knoblauchzöpfe."
Buchtipps zu Richard Wall: "Locker vom Hocker. Gedichte in Spiritus", Bibliothek der Provinz, 123 Seiten, 19 Euro "eleftheria. Haikus", Edition Tandem, 60 Seiten, 19 Euro "In Bewegung. Annäherungen und Begegnungen", Löcker Verlag, 293 Seiten, 19,80 Euro Markus Vorauer (Hg.): "Den Kreis gezogen auf dem Echo der Wellen. Erinnerungen und Hommagen zum 70er von Richard Wall", Löcker Verlag, 230 Seiten, 19,80 Euro
Lesung: Richard Wall liest aus den neuesten Werken. StifterHaus Linz, 19.30 Uhr Moderation: Markus Vorauer, Musik: Fairy Tunes.
ich gratuliere...