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Trauern heißt, sich ewig zu erinnern

Von Barbara Rohrhofer, 28. Oktober 2023, 03:21 Uhr
Trauer
Eine Kerze anzünden, ein Bild aufstellen, das gemeinsame Lieblingslied hören – Verstorbene leben in unseren Erinnerungen weiter. Bild: colourbox.de

Wie gibt man Verstorbenen einen Platz im Leben? Trauerbegleiterin Ulla Gschwandtner über die vielen Facetten der Erinnerungen.

Menschen, die wir durch den Tod verloren haben, bleiben für immer ein wichtiger Teil unserer Geschichte. Sie haben unsere Identität mitgeprägt, tiefe Spuren in uns hinterlassen und leben weiter in unseren Erinnerungen. Diese können durch äußere und innere Ereignisse entstehen – durch Bilder, bestimmte Lieder, Orte, Gerüche, Gegenstände, durch Gefühle, Körperempfindungen, Gedanken, Träume oder Vorstellungen.

Erinnern hat viele Facetten, viele Seiten. Es kann schmerzhaft sein, tröstend oder verstörend. "Es gibt Menschen, die geben gleich nach dem Tod eines Menschen alles weg und entsorgen die Dinge, die sie an den Verstorbenen erinnern. Andere lassen jahrelang alles gleich – sie heben sogar die gesamte Kleidung auf. Das ist sehr individuell", sagt Ulla Gschwandtner aus Pasching, die vor sieben Jahren ihre damals 14 Monate alte Tochter Emilia verloren hat, jetzt als Trauerbegleiterin arbeitet und den Prozess des Trauerns in allen Phasen hautnah erlebt hat.

"Anfangs war eine Veränderung des Wohnraums bei uns absolut nicht möglich. Erst nach und nach haben wir Kleidungsstücke von Emilia gespendet, haben irgendwann die liebsten Erinnerungsstücke in zwei Boxen geräumt und einen Gedenkplatz mit Foto eingerichtet", erzählt sie. Doch auch dieser Ort könnte sich – mit der Zeit – wieder verändern.

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Sie treten dann auf den Plan, wenn Verwandten und Freunden die Stimme versagt.

"Aufgaben in der Trauer"

"Viele Hinterbliebene brauchen sehr lange, bis sie sich Filme ansehen können, in denen die Verstorbenen zu sehen sind. Dann hört man deren Stimme wieder, sieht ihre ganz typischen Bewegungen, ihre Gesten – das kann eine große emotionale Herausforderung sein", sagt Ulla Gschwandtner, die nicht von Trauerphasen sprechen will, sondern von "Aufgaben in der Trauer", mit denen man sich aktiv auseinandersetzen kann. Dies könne bewirken, dass die Gefühle der Hilflosigkeit und Ohnmächtigkeit kleiner werden.

Trauer und deren Dauer verlaufen sehr unterschiedlich: Oft würden Menschen im ersten Jahr gar nichts spüren, weil es ihnen gelingt, die Trauer zu verdrängen. Diese würden sich in den ersten Wochen und Monaten nach dem Todesfall in die Arbeit stürzen oder exzessiv Sport treiben.

"Bei solchen Menschen setzt die übermächtige Trauer erst später ein – aber sie kommt", sagt Gschwandtner, die auch Menschen kennt, die die Trauer ihr Leben lang weg sperren und gar nicht zulassen. "Diese haben dann meist andere Probleme und führen diese selten auf die unterdrückten Gefühle zurück."

Als Trauerbegleiterin erlebt Ulla Gschwandtner immer wieder Betroffene, die das Zimmer des Verstorbenen unangetastet lassen. "Eine Mutter, die ihren Sohn mit 18 Jahren durch einen Unfall verloren hat, konnte nicht einmal die Schmutzwäsche wegräumen, die noch auf dem Bett lag."

Ein Teil des Lebens

Das Gefühl der Trauer sei nicht nur bei Todesfällen spürbar. "Trauer gibt es auch nach Trennungen, Scheidungen, dem Verlust der Gesundheit. Wichtig ist, darüber zu sprechen und sich – wenn nötig – auch professionell helfen zu lassen." Denn oftmals wollen selbst enge Freunde und Verwandte nach einer gewissen Zeit nichts mehr von dem Verlust wissen, der einen so sehr bewegt und einen großen Schatten über das eigene Leben legt. "Wichtig zu wissen ist, dass Trauer nicht vergeht, sondern Teil des Lebens wird und man sie irgendwann gut integrieren kann – als etwas, das ganz einfach zum eigenen Leben gehört."

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Autorin
Barbara Rohrhofer
Leiterin Redaktion Leben und Gesundheit
Barbara Rohrhofer
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