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„Das letzte Wort“: Wie Trauerredner die richtigen Sätze finden

Von Karin Haas, 28. Oktober 2023, 04:20 Uhr
Trauerredner
Abschied nehmen von einem geliebten Menschen ist oft mit besonderen Ritualen verbunden. Bild: colourbox.de

Sie treten dann auf den Plan, wenn Verwandten und Freunden die Stimme versagt.

Sie sind Schauspieler, Pensionisten und auch Bestatter. Aber eines ist ihnen gemein: Einfühlsamkeit könnte ihr zweiter Vorname sein. Denn sie halten im Auftrag der Angehörigen Trauerreden. Dann, wenn diese froh sind, jene Last in der Stunde des Abschieds in geübte Hände zu legen.

Es gibt Profis wie Martin Dobretsberger, der das gleichnamige, seit 1894 bestehende Linzer Bestattungsunternehmen, mit seiner Frau Julia führt und der oft auch die Trauerrede vornimmt. Doch die Grundvoraussetzung einer angenehmen Stimme und jeder Menge Taktgefühl werfen auch andere in die Waagschale.

Einer von ihnen ist Walter Fried aus Schwertberg. Der pensionierte Jurist wickelt an die 40 Reden pro Jahr, vor allem in Linz, ab.

Langer Weg zur Rede

"Man muss der verstorbenen Person gerecht werden, sie quasi vor Augen haben und die Persönlichkeit in einen Rahmen packen", sagt Fried. 290 Euro Honorar kostet dies derzeit bei ihm; egal ob für fünf oder 250 Trauergäste.

Es beinhaltet das Gespräch mit den Angehörigen, das Schreiben der Rede und den bis zu 40-minütige Vortrag. "Ich mache das sehr gerne und freue mich über die Dankesschreiben danach", sagt Fried.

In der Regel geht es bei Verabschiedungen sehr still zu. Doch bei der Beisetzung eines verblichenen Schnapsbrenners habe es am offenen Grab auch ein herzhaftes Prost vor einem noch herzhafteren Schluck aus ausgeteilten kleinen Fläschchen gegeben.

Nicht nur todernst

Dass verstorbene Harley-Davidson-Fans neben ihrer blankpolierten "Maschin" aufgebahrt werden, ist keine Seltenheit mehr. Manchmal darf es ausdrücklich heiter zugehen. Etwa, als ein Verstorbener der Generation "Fünf-Uhr-Tanztee" mit Musik aus den Goldenen 50er-Jahren in den Boogie-Himmel einging. Selten, aber doch, finden Verabschiedungen statt, bei denen ausdrücklich keine Trauer- sondern Straßenkleidung erwünscht ist. Das erlebt auch die aus Steyregg stammende Schauspielerin Gabriele Deutsch. Sie wird mit ihrer wunderbar samtigen Stimme und hingebungsvoll-einfühlsamen Art als Rednerin oft auch für "ganz besondere" Begräbnisse gebucht. Dies etwa, wenn Abschiedsworte mit noch mehr Fingerspitzengefühl gewählt werden müssen. Das kann der Fall sein, wenn eine junge Mutter stirbt oder ein Jugendlicher den Kampf gegen die Drogensucht verliert.

"Manchmal fange ich eine Trauerrede drei Mal neu an; manchmal fließt es", sagt Gabriele Deutsch. Besondere Verabschiedungen hätten auch manchmal besondere Rituale, die sie nebst der Rede mit den Angehörigen entwickelt. Mit den auf der Erde verbliebenen Kindern hat sie etwa Vögel gebastelt, die der Mutti nicht nur auf den Sarg, sondern auch auf den Weg in den Himmel mitgegeben wurden.

Besondere Rituale

"Man lernt so viele Lebensgeschichten kennen und nimmt auch viel Positives mit", sagt Deutsch. Auch sie nennt vier Stunden als Minimum an Zeitaufwand in der Vorbereitung. Sie bewegt sich im Honorarrahmen von 250 bis 350 Euro. Deutsch übernimmt auch Traueransprachen, die von Verwandten geschrieben und von ihr professionell vorgetragen werden, wenn den Angehörigen vielleicht die Stimme versagen würde. Auch Trauerrednerin Gabriele Deutsch (im schlichten schwarzen Kleid) erlebt Verabschiedungen, bei denen es etwas heiter zugeht. Etwa, als es eine "Prosecco-Party" gab und alle mit rosa Schal erschienen.

Und auch für die Reden gilt: Hauptsache, die Angehörigen sind zufrieden.

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Autorin
Karin Haas
Kolumnistin
Karin Haas
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