Darmkrebs: 33 Prozent mehr Fälle seit 2000, Zahl der Toten steigt
WIEN. Die Zahl der Neuerkrankungen bei Darmkrebs in Europa ist vom Jahr 2000 bis 2019 um 33 Prozent gestiegen. Zudem starben rund 19 Prozent mehr Menschen an der Krankheit als zu Beginn dieses Zeitraums.
Rund um den Europäischen Gastroenterologie-Kongress (UEG Week) in Wien wurde daher die Einführung eines einheitlichen, qualitätsgesicherten Darmkrebs-Screenings ab 45 Jahren in Österreich gefordert. Angeraten ist die Vorsorgeuntersuchung ab diesem Alter bereits.
In Österreich waren 2019 mehr als 20.000 Frauen und 23.000 Männer mit Darmkrebs diagnostiziert, etwa 5000 davon waren Neudiagnosen und mehr als 2500 verstarben an der Krebserkrankung. Zu den Hauptursachen von Darmkrebs zählen vor allem lebensstilbedingte Risikofaktoren wie eine einseitige, ballaststoffarme, zu fett- und salzreiche Ernährung, ein hoher Alkohol- und Nikotinkonsum, Übergewicht und Bewegungsarmut.
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Ruf nach Screening
Mit der Vorsorgekoloskopie ("Darmspiegelung") kann Darmkrebs vielfach verhindert oder zumindest früh erkannt und so besser geheilt werden. Das Nationale Screening-Komitee, die Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH), die Österreichische Krebshilfe und zahlreiche weitere Organisationen fordern nun ein einheitliches Screening-Programm wie in anderen Ländern. In Österreich sei dies bisher an unterschiedlichen Interessen der Player im Gesundheitssystem sowie den unterschiedlichen Herangehensweisen vieler Bundesländer gescheitert.
"Die wissenschaftlichen Grundlagen sind klar gegeben", betonte ÖGGH-Präsident Harald Hofer. "Werden Polypen als mögliche Vorstufe von Darmkrebs im Zuge einer Darmspiegelung erkannt und auch entfernt, kann Darmkrebs verhindert werden." Das sei "ein großes Privileg" im Vergleich zu anderen Krebsarten. "Selbst wenn frühzeitig ein bösartiger Tumor entdeckt wird, können rechtzeitig therapeutische Schritte eingeleitet werden, die eine Heilung ermöglichen. Daher ist jede Österreicherin bzw. jeder Österreicher aufgerufen, diese Möglichkeit zu nutzen", riet Andreas Krauter, Chefarzt der ÖGK.
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Seitens des Gesundheitsministeriums (BMSGPK) werde "an der Vorbereitung eines organisierten Darmkrebs-Screeningprogramms in Österreich gearbeitet", versicherte Christina Dietscher, Abteilungsleiterin im BMSGPK. "Dass sich alle relevanten Player darüber einig sind, dass ein organisiertes Darmkrebs-Früherkennungsprogramm raschest eingeführt werden muss, ist erfreulich. Nicht erfreulich ist, dass es offenbar nicht einheitlich in ganz Österreich organisiert und umgesetzt wird", sagte Doris Kiefhaber, Geschäftsführerin der Krebshilfe. Der Mediziner Thomas Seufferlein von UEG und Universitätsklinikum Ulm empfahl, nicht nur die Qualitätssicherung im Screening-Prozess zu betonen, sondern gleichermaßen darauf zu achten, "lebensstilbedingte Risikofaktoren wie ungesunde Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel zu adressieren".
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