Schwache Blase, träger Darm?
Jeder neunte Mensch leidet in Österreich an Inkontinenz – Hilfswerk und die Medizinische Inkontinenzgesellschaft fordern die Enttabuisierung des Themas.
Rund eine Million Menschen ist in Österreich von Inkontinenz betroffen. Obwohl jeder neunte Mensch darunter leidet, wird über das Thema nicht viel gesprochen.
Auch die Medizin wisse noch zu wenig über Ursachen und Behandlungsmaßnahmen, berichtete Michaela Lechner, Präsidentin der Medizinischen Kontinenzgesellschaft und Fachärztin für Chirurgie und Koloproktologie.
Lebensqualität leidet stark
Bei Stuhlinkontinenz gibt es demnach keine eindeutige Definition, wann diese anfängt. Aus unterschiedlichen internationalen Studien geht hervor, dass Stuhlinkontinenz der zweithäufigste Grund für eine Einweisung in eine Pflegeeinrichtung ist. Einen wesentlichen Unterschied in der Geschlechtsverteilung gibt es bei dem Krankheitsbild nicht. Die Harninkontinenz ist insgesamt häufiger in der Bevölkerung und betrifft vor allem Frauen, so Lechner. Der Grund dafür liege vermutlich in der kürzeren Harnröhre. "Harninkontinenz ist nicht gefährlich, aber sie ist häufig und sie nimmt den Menschen die Lebensqualität."
Die Behandlungsmöglichkeiten bestehen aus Verhaltensänderungen wie Ernährungsumstellung oder Änderung des Trinkverhaltens, zudem aus Beckenbodentraining oder Elektrotherapie. Medikamente kommen vor allem bei der Behandlung der Harninkontinenz zum Einsatz, operative Behandlungen vermehrt bei Stuhlinkontinenz. "Es sind meistens kleinere Operationen, die keines längeren Krankenhausaufenthalts bedürfen und auch für betagte Personen möglich sind", erklärte Lechner.
Hilfswerk-Ratgeber Inkontinenz: go.apa.at Hotline: 0800 800 820; kontinenzgesellschaft.at