Wenn Kinder und Eltern die Rollen tauschen
App verspricht Hilfe für rund 43.000 pflegende Kinder und Jugendliche in Österreich
Anlässlich des gestrigen 3. Nationalen Aktionstags für pflegende Kinder und Jugendliche machte das Sozialministerium erneut auf die oft unterschätzte Thematik aufmerksam. Gemeinsam mit der Fachhochschule Österreich/Campus Hagenberg wurde eine App entwickelt, die jungen Pflegenden übersichtlich wichtige Informationen bereitstellt und eine Plattform zum Austausch bietet. Seit Kurzem hilft ein neu entwickelter Chatbot (textbasiertes Dialogsystem, Anm.) dabei, noch gezielter nach Informationen suchen zu können.
Eigentlich ist es die Aufgabe der Eltern, sich um ihre Kinder zu kümmern. Für rund 43.000 Österreicher und Österreicherinnen unter 18 Jahren sind die Rollen jedoch vertauscht. Die sogenannten Young Carers müssen früh viel Verantwortung in der Familie übernehmen. Sie pflegen ihre Eltern mit chronischen Krankheiten oder Behinderungen, versorgen ihre Geschwister oder betreuen ihre Großeltern. Auch den Großteil der Alltagsaufgaben wie Einkaufen und Essen-Zubereiten müssen sie bewerkstelligen. Laut Studien sind die jungen Pflegenden durchschnittlich erst 12,5 Jahre alt, über zwei Drittel von ihnen sind Mädchen.
"Wir müssen sie unterstützen"
Obwohl pflegende Kinder große Herausforderungen meistern, wird ihre Leistung von der Gesellschaft kaum wahrgenommen. Studien haben ergeben, dass sich die Betroffenen selbst oft nicht als Pflegende sehen, da das "Zusammenhalten" und "Helfen" in der Familie als selbstverständlich empfunden wird. Aus diesem Grund sind sie nur schwer mit Hilfsangeboten zu erreichen. "Die Gesellschaft, wir alle, sind gefordert, über die Situation und den Alltag von Young Carers zu informieren und sie aktiv zu unterstützen", sagt Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) in einer Aussendung.
Die App "Young Carers Austria" bietet nun wie die gleichnamige Website eine Fülle an Informationen. "Wir haben die jungen Pflegenden von Anfang an in die Entwicklung der App miteingebunden. Wir wollten einen virtuellen Raum schaffen, in dem sich die Betroffenen gut aufgehoben fühlen", sagt der Projektverantwortliche Marc Kurz, Professor für Mobile Software Systeme an der FH Hagenberg. Neben den wichtigsten Notfallnummern finden sich viele Tipps zum Pflegealltag in der App. Die zahlreichen Erfahrungsberichte von anderen pflegenden Kindern und Jugendlichen zeigen den Betroffenen darüber hinaus, dass sie mit ihrer Situation nicht allein sind. Die App steht kostenlos zum Download zur Verfügung.
Nähre Infos unter: young-carers-austria.at