Auf den Spuren der letzten Maya
Die Maya-Lakandonen gehören zu den letzten Ureinwohnern Amerikas. Als die Spanier den Kontinent im 16. Jahrhundert eroberten, zogen sie sich in den Regenwald zurück …
Es waren die Holzfäller, die vor rund 100 Jahren im stetig kleiner werdenden Regenwald in Mexiko auf die Maya-Lakandonen stießen. Ein Volk, das ursprünglicher nicht hätte sein können, war es doch von den Einflüssen der Eroberer und Missionare über Jahrhunderte verschont geblieben. Die dann für die Lakandonen anbrechenden Dekaden brachten jedoch eine sukzessive Annäherung an die Welt, wie wir sie heute kennen …
Als Martin Engelmann vor zwölf Jahren in Mexiko war, erfuhr er von den Ureinwohnern, den letzten rund 700 Nachfahren der Maya. Mit seiner Kamera machte sich der Tiroler auf, um sie zu finden. Wer sich nun allerdings ein Treffen mit einer Gruppe archaisch hausender Menschen vorstellt, der liegt falsch. Strom, Straße und ärztliche Versorgung waren mittlerweile in den Tiefen des dortigen Regenwaldes angekommen. Und doch hatten sich die Lakandonen etwas Wesentliches bewahrt: ihre Tradition.
Was ist der große Unterschied zu "unserer" Welt? "Sie haben ihre eigenen Götter", sagt Engelmann. "Tiere, Regen, Bäume … für sie ist alles mit einer Gottheit verbunden. Alles ist beseelt. Jeder Baum, jedes Tier hat seinen Geist. Das Schöne daran ist, dass sie deshalb auch einen sehr pfleglichen Umgang mit der Natur haben. Grundlos Tiere zu töten ist ein Affront. Sie jagen nur, wenn sie Hunger haben, und wenn ein Baum abgeholzt wird, dann haben sie ein Ritual, um die Götter des Baumes milde zu stimmen."
Die Geschichte wiederholt sich
Freilich, es gibt rund acht Millionen Nachkommen der Maya, doch deren Vorfahren wurden durch die "Eroberer" christianisiert, von der ursprünglichen Kultur blieb nicht viel übrig. Die letzten Lakandonen seien deshalb ein Schatz, sagt Engelmann – immerhin war die Maya-Kultur eine der imposantesten der Menschheitsgeschichte. Ein Schatz mit Ablaufdatum allerdings. Denn derzeit wiederhole sich die Christianisierung – aber auch die Annehmlichkeiten der modernen Welt finden bei den jüngeren Lakandonen Nährboden. In ein paar Jahren, dessen ist sich Engelmann sicher, werde mit dem Tod der älteren Maya, auch diese Kultur versiegen. "Das ist traurig, ja, aber dass Kulturen verschwinden, das ist in der Geschichte der Menschheit etwas ganz Normales."
Jene wenigen Lakandonen, die mit den neuen Einflüssen nicht zurechtkommen, leben inzwischen etwas abgeschottet. Doch die meisten haben ihr Kulturgut bereits abgelegt. Zu groß sind die Verlockungen der "westlichen" Welt. "Das ist ja nichts anderes, als wenn ein kleines Kind in den Supermarkt geht und hunderttausend neue Sachen sieht und entdeckt. Dann will es das auch alles haben, und bei den Lakandonen ist es derzeit auch so. Das ist ein zutiefst menschliches Verhalten – das macht auch vor den Bewohnern des Regenwaldes nicht Stopp, da sind wir alle gleich gestrickt", sagt der Tiroler.
Umso wertvoller ist jenes Material, das Engelmann in den vergangenen zwölf Jahren gesammelt und angefertigt hat. Material, das er in zig Vorträgen mit Besuchern teilt, zum Beispiel in Linz …
Engelmann in den Promenaden Galerien: Samstag, 25. Jänner (17 und 20 Uhr). 2 Euro Rabatt mit der OÖNcard.
Martin Engelmann
Der 48-jährige Tiroler hat im Alter von 14 Jahren von seinem Großvater eine Kamera bekommen – und mit ihr entdeckte er nicht nur die Lust am Fotografieren, sondern auch an der Entdeckung der Welt. Mit 19 Jahren reiste Engelmann erstmals nach Südamerika – der Kontinent, auf dem er auch für „National Geographic“ die Weisheiten der Maya entdeckt hat. Bis vor zehn Jahren war Engelmann im Marketing beruflich verankert, seither ist er selbstständiger Fotograf, hält Vorträge und gibt Seminare.
Mehr auf: martin-engelmann.at
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