Auf in den Westen – gen Osten!
Zweieinhalb Jahre, 43.000 Kilometer – fünf Freunde haben diese Reise auf sich genommen. In vier Beiwagenmaschinen.
Wer New York als Ziel auserkoren hat, dem kommt wohl nicht gleich der Osten als Reiserichtung in den Sinn. Und wenn doch, dann wohl kaum auf einer Beiwagenmaschine. Aber weil es nichts gibt, was es nicht gibt, gibt es eben darüber kommende Woche drei Vorträge in Oberösterreich … und diesen Artikel.
Beginnen wir am Anfang, nämlich 2014. Johannes Fötsch aus Deutschland will seine Schwester in Kanada besuchen – ohne in ein Flugzeug zu steigen. Also schmiedet er gemeinsam mit vier Studienkollegen, alle Absolventen diverser Kunsthochschulen, den Plan, eben mit Beiwagenmaschinen zu reisen – und weil sie schon unterwegs seien, dann auch gleich nach New York. Freilich auch deshalb, weil New York ein wenig mehr Aufmerksamkeit bringt als beispielsweise Vancouver.
Natürlich musste das Quintett erst den Motorradführerschein machen. Das Wissen darüber, wie man die Ural- 650-Motorräder repariert, wollten sie sich dann im Anlassfall aneignen. Den ersten Anlass hatten sie nach 25 von 43.000 Kilometern. "Es war uns klar, dass wir zig Pannen haben werden", sagt Anne Knödler, eine der Reisenden. "Trotzdem waren die Beiwagenmaschinen für uns die perfekten Reisemittel. Ein Motorrad hat keine Schutzhülle. Wenn etwas ist, dann musst du direkt mit den Menschen an Ort und Stelle in Kontakt treten." Und das mussten sie dann auch – insgesamt 972 Mal.
Vor Gericht in Kasachstan
Die Kontakte mit den Menschen waren durchwegs positiv. Mit einer Ausnahme: In Kasachstan stand ein Duo der Reisegruppe – Anne Knödler war dabei – plötzlich vor dem Richter. Was sich im Nachhinein als witzige Episode erzählen lässt, war wesentlich ernster, als es den Reisenden lieb war. "Beim Einreisen wurden unsere Pässe nicht richtig abgestempelt, das stellte sich dann als Problem dar. Auch wenn wir anfangs noch dachten, dass die Situation gar nicht so ernst sei …", erinnert sich Anne. Doch die Reise konnte zum Glück weitergehen.
Die Winter, in denen sie nicht reisen konnten, verbrachten sie in Georgien beziehungsweise in Kanada. Gerade recht, um zwischenzeitlich ein wenig Geld zu verdienen.
Zweieinhalb Jahre waren sie unterwegs, ohne Unterbrechung. Dabei war das Ziel, New York, oft nebensächlich: "Vielmehr galt es, die jeweils nächste Etappe heil zu überstehen und gut zu bewältigen", sagt Anne. Was auch gelang. Und als Preis hat das Quintett unnachahmliche Eindrücke gesammelt. "Sibirien, Alaska, das waren schon Landschaften, die hauen einen um, so schön sind die. Speziell im Yukon, in Alaska, da merkst du, wie du auf dich selbst zurückgeworfen bist, da kann dir keiner helfen, wenn du eine Panne oder ein Problem hast. Da ist einfach niemand. Das ist nicht so wie bei uns, wo du immer irgendwie abgesichert bist. Da fühlt man sich schon sehr lebendig", sagt Knödler.
Angekommen sind sie dann aber doch in New York. Heil. Und die Beiwagenmaschinen gibt es auch noch. Sie stehen in einer Garage in Halle und werden hin und wieder herausgeholt.
Die fünf Freunde sind aber immer noch gemeinsam unterwegs – nur sind mittlerweile auch Partner und Kinder dabei. Gemeinsam touren sie noch gut eineinhalb Jahre durch die Lande und teilen Eindrücke, Bilder und Videos ihrer verrückten Reise mit Interessierten. Diese Woche eben in Oberösterreich ...
Auf dem Landweg nach New York: Dienstag, 21. 1. (Kino Lenzing), Mittwoch, 22. 1. (Kino Kirchdorf) und Donnerstag, 23. Jänner (City Kino Steyr) – jeweils um 19.30 Uhr. Mehr Infos finden Sie auf: leavinghomefunktion.com
Naturtypen
Anne Knödler, Efy Zeniou, Johannes Fötsch, Kaupo Holmberg und Elisabeth Oertel irgendwo zwischen Halle und New York. Das Ziel war nicht so wichtig, die Etappen zu überstehen stand im Vordergrund. Das Quintett („wir sind alle um die 35 Jahre alt“) war zweieinhalb Jahre gemeinsam unterwegs – und ist es immer noch. Über ihre Reise gibt es ein Buch und eine Vortragsreihe. Das Buch (stolze 2,6 Kilogramm schwer) ist auf der Webseite zu bestellen (leavinghomefunktion.com). Im Herbst erscheint über das Abenteuer auch ein Film.
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alleine schon das Lesen des Artikel macht Lust nach MEHR …
Ich mag Leute die solche " AVENTUREN " unternehmen.
war ja selber so einen 😉