Durch die Pyrenäen
Obwohl Nachbarländer, sind Frankreich und Spanien durch eine gigantische Barriere getrennt, die Pyrenäen. Um von hüben nach drüben zu gelangen, muss man aber nicht zwingend bis zum Atlantik oder zum Mittelmeer reisen – aber man kann …
Er war schwer zu erreichen, Dirk Schäfer. Als er sich dann meldet, entschuldigt er sich: "Ich war gerade im kalifornischen Outback auf alten Postkutschenwegen und Siedlertrecks unterwegs – da gab es keine Verbindung." Wir entschuldigen. Denn der Luxus, einmal nicht erreichbar zu sein, sei jedem vergönnt. Als Wiedergutmachung entfacht er mit seinen Erzählungen über die Pyrenäen Fernweh, das er mit drei Vorträgen in Oberösterreich zu stillen versucht.
Dirk Schäfer reist weder zu Fuß, noch mit dem Auto und schon gar nicht mit einem Wohnmobil. Er schwingt sich auf sein Motorrad und schöpft seine rund 300 Kilometer lange Unabhängigkeit von der Zivilisation (Stichwort Tankstelle) aus. "Wenn ich in eine Notlage gerate, dann muss ich mir eben selber helfen." Aber genau das ist es, was das Alleinreisen für ihn so besonders macht: "Einmal nichts um sich herum zu haben, das ist der charmante Aspekt dabei. Wir leben ohnehin in einer sehr elektronischen, verstädterten Welt, da ist es schon spannend, hin und wieder auszubrechen."
Die Pyrenäen sind eine perfekte Fluchtroute für ihn. Mit 18 Jahren war er erstmals dort, hat gelernt, in der Weite der Berge mit sich alleine klar zu kommen. Denn im Vergleich zu den Alpen sind die Pyrenäen bei Weitem nicht so erschlossen. Freilich, ein Hotel findet man zur Not schon, aber was die Straßen betrifft, wird es mühsam. "Da kann es schon mal sein, dass ein Pass, der Luftlinie 15 Kilometer entfernt liegt, nur durch einen 150-Kilometer-Umweg zu erreichen ist." Viele Straßen seien zudem noch nicht einmal asphaltiert.
Ob es denn dann mit dem Motorrad nicht besonders unbequem sei, wollten wir wissen: "Das Motorrad ist die perfekte Mischung zwischen Auto und Fahrrad. Es hat den Charme, dass man näher dran ist, man erlebt die Witterung viel intensiver, man ist aber trotzdem schneller."
Und wenn man nicht gerade im März durch die Pyrenäen "cruist", wo einen die Tramontane vom Motorrad bläst, ja sogar Lastwägen umbläst, dann lässt sich hier sehr ruhig Zeit verbringen. Mit einer zweiten Ausnahme: Im Hochsommer, wenn es im Landesinneren von Frankreich und Spanien unerträglich heiß wird, dann entdecken die Bewohner die Pyrenäen für sich, weil es hier immer noch moderate Temperaturen hat.
Der Bahnhof ins Nichts
Schäfers Ansporn ist aber nicht das Wetter. Von einem Ort zum nächsten zu kommen, dort zu bleiben, wo es einem gefällt und nicht von einem Komfortnest zum nächsten zu fahren, das ist seine Motivation. "Ich buche nie etwas, habe zur Not aber immer ein Zelt dabei. Ich will nicht zu einem gewissen Zeitpunkt irgendwo sein, wenn es mir hier gefällt, ich hier den Sonnenuntergang und am nächsten Tag den Aufgang ansehen will. Das hat einen besonderen Charme", sagt Schäfer. "Wenn Eigenenergie in der Reise steckt, wenn man sich selber engagieren muss, um einen Ort zu erreichen, Menschen kennenzulernen, dann erlebt man viele schöne Überraschungen. Wer etwas eigenständig für sich entdeckt, der weiß, welch großen Wert das Erlebte dann hat."
Zu dem, was Schäfer in den Pyrenäen entdeckt hat, gehört auch der Bahnhof Canfranc. Ein wunderschöner Jugendstilbahnhof, der seit Jahrzehnten vor sich hinbröckelt. Einst eine wichtige Zugverbindung durch die Pyrenäen, stehen Bahnhof und Eisenbahn seit einem Zugunglück still. Und seither gibt es auch keine Zugverbindung mehr durch die Pyrenäen – sie sind lediglich im Westen (Baskenland) und im Osten (Katalonien) zu passieren.
Über seine Reise – auf der französischen Seite vom Mittelmeer bis zum Atlantik und zurück auf der spanischen Seite der Pyrenäen – hat Schäfer einen Filmvortrag gemacht, mit dem er kommende Woche in Oberösterreich ist.
Pyrenäen – Wilde Berge zwischen Mittelmeer und Atlantik; 13. Februar (Lichtspiele Lenzing), 14. Februar (Kino Kirchdorf), 15. Februar (Kino Steyr), jeweils 19.30 Uhr. Karten: allesleinwand.at
Naturtyp: Dirk Schäfer
Der gelernte Bauingenieur war erstmals mit 18 Jahren in den Pyrenäen und hat dort seine Leidenschaft zu diesem Gebirgswall entdeckt. Der heute 55-Jährige schreibt für Reise- und Motorradmagazine.
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Canfranc war nie ein wichtiger Bahnhof, weil gleich nach der Eröffnung etwa 1928 begann der spanische Bürgerkrieg und nach dem 2. Weltkrieg waren die Beziehungen zwischen Franco - Spanien und Frankreich sehr angespannt, und als in Frankreich eine Eisenbahnbrücke in den fünfziger Jahren einbrach, baute man sie einfach nicht mehr auf, es wäre eine nützliche Route gewesen zwischen Toulouse und Zaragoza, die aber kaum genutzt wurde.
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