Feurige Vulkane, kreative Menschen
Der Reisejournalist Olaf Krüger kann von Island nicht mehr lassen – drei Vorträge in Oberösterreich.
Es ist, wie es ist: Olaf Krüger ist Island verfallen, seit er vor 17 Jahren zum ersten Mal einen Fuß auf die Insel im Nordatlantik gesetzt hat, die etwa so groß ist wie Österreich und Slowenien zusammen – aber lediglich von 366.000 Menschen bewohnt wird. Den Trip verdankt der 53-jährige Stuttgarter einem Freund, der ihn anstieß, ob er ihn nicht auf das Eiland knapp unterhalb des Polarkreises begleiten möchte. "Es war eine Initialzündung, schon am ersten Tag ein Wahnsinnslicht, diese unberührte Natur mit weiten Horizonten, das Hochland, in das sich kaum Menschen hineinverirren, und dieses Gefühl, losgelöst zu sein, eine Einsamkeit zu erleben, die in Europa etwas Rares geworden ist, und diese unheimlich spannende fotografische Herausforderung – kurzum, es war um mich geschehen", schildert der Reisefotograf und Autor.
Ein kreatives Völkchen
Seither hat Krüger die größte Vulkaninsel der Welt, auf der sich die Elemente verbünden, um neues Land zu formen, 15 Mal besucht und in Summe etwa ein Jahr dort verbracht. Mit der Kamera fängt er nicht nur die gewaltigen Naturschauspiele ein, er porträtiert auch die eigenwilligen Isländer. "Es ist ein kreatives Völkchen. Das mag mit der Abgeschiedenheit zu tun haben, mit den langen Wintern, in denen man viel Zeit drinnen verbringt. Das schafft vielleicht mehr Freiraum für kreative Impulse, und auch die Natur vor der Haustür inspiriert", sagt der Deutsche. Island habe großartige Autoren und fantastische Musiker wie Björk hervorgebracht und verfüge über eine lebendige Kulturszene, zu der jeder Zugang hat.
"Man merkt, dass dieses Land mit seinen aktiven Vulkanen etwas mit den Menschen macht, über Generationen hinweg Spuren hinterlässt, eine gewisse Gelassenheit und ein Vertrauen, dass es schon irgendwie weiterginge, wenn der Vulkan alles verwüstete", sagt Olaf Krüger, der den Fokus auch darauf richtete, wie die Isländer ticken, deren "Huh"-Schlachtruf für die stolzen Inselkicker zu einem sich global verbreitenden Phänomen entwickelte. Für seinen Vortrag "Sagenhaftes Island. Im Bann des Nordens" nahm er an herbstlichen Schaf- und Pferdeabtrieben teil, die zum Ereignis stilisiert werden. Er wird Zeuge der ersten isländischen Eismeile, "bei der sich ein paar Verrückte trafen, um bei 3,7 Grad Wassertemperatur 1,6 Kilometer im Eismeer zu schwimmen". Er kletterte in Eishöhlen und lernte die Tücken des Wasserschlauchfußballs kennen.
Wasserschlauchfußball? "Man benötigt für jedes Team einen Feuerwehrwagen und einen Feuerwehrhauptmann, der Wasser pumpt. Den Schlauch bekommt der Tormann, der mit dem Wasserstrahl dem Gegner den Ball wegschießen kann. Ansonsten ist es ein ganz normales Fußballmatch, das vor allem Kinder spielen." Das ist nicht nur eine nasse Angelegenheit: "Ich habe das Ende August bei sieben Grad Außentemperatur erlebt. Da sind die isländischen Kinder härter im Nehmen als wir", sagt der Vater von zwei Kindern.
Warum er, den die reine Lust und nicht die Aussicht auf einen Job Kunstgeschichte und Germanistik studieren ließ, zum Reisenden geworden ist? "Es hat mich früh hinausgezogen, fasziniert von anderen Ländern und Kulturen. Über Freunde, die für die deutsche Botschaft gearbeitet haben, kam ich nach Mexiko und merkte, wie toll es ist, ein Land zu entdecken. Diese Freunde wurden dann nach Indien versetzt und ich folgte ihnen. Ein Moment, der mir die Augen öffnete: Dieses Land zieht mich hinein, es verschluckt mich", sagt der Fotojournalist. Das Kunstgeschichte-Studium sei aber sinnvoll gewesen, "weil es das Sehen schult".
Das Reisen, ob nun nach Indien oder Island, sei dann schön, "wenn ich dabei nicht nur an der Oberfläche kratze, sondern Fuß fasse und sich Freundschaften bilden".
Zur Person
Name: Olaf Krüger, Stuttgart
Beruf: Fotojournalist, Buchautor, Vortragender
Vortrag: „Sagenhaftes Island. Im Bann des Nordens“; 25. 1. Lichtspiele Lenzing, 26. 1. Kino Kirchdorf, 27. 1. City Kino Steyr, jeweils 19.30 Uhr
Alles Leinwand OÖ
Weitere Vorträge:
Lutz Jäckel: „Syrien. Erinnerungen an ein Land ohne Krieg“, 15. 2. Lichtspiele Lenzing, 16. 2. Kino Kirchdorf, 17. 2. City Kino Steyr, jeweils 19.30 Uhr
Christine Thürmer: „Laufen. Essen. Schlafen. Mein Weg zur meistgewanderten Frau der Welt“, 8. 3. Lichtspiele Lenzing, 9. 3. Kino Kirchdorf, 10. 3. City Kino Steyr, jeweils 19.30 Uhr
Philipp Schaudy: „Marokko. Ein Roadtrip in die Wüste“, 5. 4. Lichtspiele Lenzing, 6. 4. Kino Kirchdorf, 7. 4. City Kino Steyr, jeweils 19.30 Uhr
Karten: Es gibt ausschließlich Tickets für fixe Sitzplätze – unter allesleinwand-ooe.at mittels platzgenauer Saalplan-Buchung sowie bei Vorverkaufsstellen. Es gilt die 2-G-Regel und Maskenpflicht. Preis: 11-15 Euro im VVK, 13-17 Euro Reservierung Abendkasse.
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