Im Land der Stille
Mystisch, fesselnd, gewaltig – all das ist für Bergführer Hans Thurner Grönland. Sechs Mal hat er die Insel mittlerweile mit Partnerin Maria Oberhammer bereist und ist noch immer gebannt.
Die unberührte Natur, die unmittelbar hinter jeder Siedlung beginnt, das Farbenspiel der Mitternachtssonne im Schnee, die klare Luft, die Weite und dann die Stille. "Jeder ist gefesselt von Grönland. Da kommt keiner aus", sagt Hans Thurner. Auch er nicht. Nach dem Himalaya und den Anden war eine Reise auf die flächenmäßig größte Insel der Welt, die kein Kontinent ist, für den langjährigen Berg- und Skiführer zunächst so etwas wie ein logischer Schritt.
Wegen der Natur, aber auch wegen der Menschen sind er und seine Partnerin Maria Oberhammer dann immer wieder gekommen. "Wir kennen Grönland von allen Seiten, abgesehen vom Norden", sagt der 55-Jährige. Dieser ist selbst für grönländische Verhältnisse schwer und nur unter noch größerem finanziellen Aufwand erreichbar. "Aber das wirkliche Grönland ist ohnehin im Westen und Osten sowie auf dem Südzipfel. Dort ist das Leben. 99 Prozent der 56.000 Grönländer verteilen sich auf diese drei Regionen", sagt der Wiener.
Wer die Insel erkunden will, kann das nur auf dem Wasser oder mit dem Flugzeug tun, weil Straßen ausschließlich in Siedlungen existieren. Thurner hat zahlreiche Arten der Fortbewegung ausprobiert: Er ist mit einer Segeljacht durch einsame Fjorde und zwischen Eisbergen so groß wie Hochhäuser gesegelt, hat mit Tourenskiern namenlose Berge bestiegen und Touren unter der Mitternachtssonne unternommen, ist zwischen Eisbergen gepaddelt und auf Skiern und mit dem Schlitten tagelang auf dem Inlandeis gewandert.
Er hat aber auch mit den Inuit Feste gefeiert, ihre Bräuche kennengelernt. "Die Grönländer sind sehr zurückhaltend, aber wenn man auf sie zugeht, freundliche und liebenswerte Leute", sagt der Wiener, der beim diesjährigen Kalkalpen Diafestival gemeinsam mit Freundin Maria Oberhammer von seinen Grönland-Abenteuern berichten wird. "Wir wollen ein Gesamtbild der Insel vermitteln und viele werden überrascht sein", ist er sicher.
Die Vorstellung von in Iglus wohnenden Grönländern entspreche ebenso wenig der Realität wie die Gefahr, von einem Eisbären attackiert zu werden, so der Wiener: "Ich habe in meinen insgesamt sieben Monaten auf der Insel keinen lebenden Eisbären zu Gesicht bekommen, wie übrigens die meisten Grönländer auch." Die Chance, einen Buckelwal zu erblicken, sei hingegen relativ groß, bei den scheuen Robben brauche es etwas Glück und Geschick beim Anpirschen.
Auch die Vorstellung von permanenter eisiger Kälte habe laut Thurner nur wenig mit der Wirklichkeit zu tun: "Im Sommer laufen die Kinder mitunter in T-Shirts und kurzer Hose herum. Im wärmeren Süden ist im bescheidenen Maß sogar Gemüseanbau möglich. Temperaturen und Vegetation sind vergleichbar mit jenen in Österreich auf 2000 Meter Seehöhe." Minus 30 bis 40 Grad sind selbst im grönländischen Winter nicht die Regel. "Der März ist temperaturmäßig vergleichbar mit dem Jänner bei uns. Scheint die Sonne, kann es null Grad haben, aber auch minus 15 oder 20 Grad sind möglich."
Naturtyp
Kalkalpen Diafestival: Noch mehr Grönland von Hans Thurner und Maria Oberhammer gibt es anlässlich des von den OÖN präsentierten Kalkalpen Diafestivals (9. und 10. November) in Steyr zu sehen und zu hören: Samstag, 9. November, um 16.30 Uhr im Stadttheater Steyr.
Die weiteren Vorträge des Festivals sowie Details zum Kartenvorkauf unter: www.kalkalpendiafestival.at
Buchtipp: Eine umfassende Beschreibung von Grönland liefern Thurner und Oberhammer auch in ihrem soeben erschienenen Buch „Abenteuer Grönland. Gewaltig, fesselnd, mystisch“, Bruckmann Verlag, 192 Seiten, 30,90 Euro.
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