Willkommen bei den Sargbastlern
Neuseeland: Wo sich Maori ihre Bäume fürs Leben aussuchen und Baummaden im Mund landen.
Heiko Beyer ist bekennender Südamerika-Aficionado. Weil es Zeit für einen Tapetenwechsel war, nahm der 55-jährige deutsche Doktor der Mikroelektronik, der sich seit drei Jahrzehnten als Fotojournalist verdingt, das wohl schönste Ende der Welt in den Fokus. Mit "Neuseeland – ein halbes Jahr durchs Land der Kiwis" eröffnet er kommende Woche die Reise- und Abenteuertage in Lenzing, Kirchdorf/Krems und Steyr.
Was hat Sie nach Neuseeland gezogen?
Heiko Beyer: Der Aufhänger war natürlich die Landschaft. In Neuseeland hat man das Spektakuläre, das man sich sonst auf der ganzen Welt zusammensuchen muss, in einem Land auf zwei Inseln: die Geysire, die großen Vulkane, viele davon aktiv, farbige Schlammtöpfe, die großen alpinen Gegenden der Südinsel, Wasserfälle, eine absolut gigantische Natur. Und dann war ich von den Menschen, den Kiwis, begeistert, wie locker, nett, aber auch schräg die drauf waren. Diese Begegnungen waren das Salz in der Suppe.
Wie schräg sind sie?
Ein Beispiel für ihre Schrulligkeit: In Rotorua, das für die Geysire bekannt ist, stoße ich auf eine ältere Dame, die sich gerade schwer dabei tut, Sachen zum Auto zu bringen. Als ich ihr helfe, stellt sie sich vor und sagt, dass sie Mitglied in einem "coffin club" sei, einem Sarg-Klub. Auf meine Frage, was das denn sei, sagt sie: "Da treffen wir uns ein Mal pro Woche und bauen unsere eigenen Särge." Und schon wurde ich mit einem Riesen-Hurra in diese Reihe der Rentnerinnen und Rentner aufgenommen.
Sie stießen auch auf eine Goldsucher-Legende.
Dieser um die 80 Jahre alte Val Currie ist einer der letzten Goldsucher. Und da er noch ein bisschen Geld braucht, hat er in seinem Haus an der Westküstenstraße ein kleines Museum eingerichtet, in dem er sein eigenes Leben ausstellt. Er schürft auch heute noch, führt in seine Stollen, in denen er täglich zwei, drei Stunden arbeitet. Das sei eine Sucht, er könne nicht aufhören. Reich sei er allerdings nur im Herzen, nicht in der Hosentasche, sagt er.
Wie verliefen Ihre Begegnungen mit den Maori?
Natürlich gibt es die touristischen Folkloreveranstaltungen, aber die sind wirklich gut gemacht, und wenn man als Besucher einen kurzen Einstieg in die Welt der Maori haben will, kann ich das nur empfehlen. Tatsächlich leben die Maori aber nach wie vor in Maori-Dörfern. Es hat lange gedauert, bis ich einen Maori-Sprecher kennengelernt habe, der mich auch in den Wald zu seinem Baum mitgenommen hat, den er sich in der Jugend ausgesucht und zu dem er eine lebenslange Bindung aufgebaut hat.
Welche seiner Weisheiten haben Sie mitgenommen?
Dass die Maori, so sehr sie in die moderne Welt integriert sind, zum überwiegenden Teil noch eine sehr enge Verbindung zur Natur haben. Sie bestimmt ihr Handeln und Tun. Bevor ein Maori-Fischer hinausfährt, spricht er zuvor mit Mutter Erde und der See und bittet um Entschuldigung, dass er Fische herausnimmt, die er dann verzehrt. Und auch die Verbindung zu den Wäldern, zu den Bäumen, habe ich in der Kultur noch sehr stark gespürt. Der Schutzgedanke ist hier sehr früh eingepflanzt.
Was gibt Neuseeland kulinarisch her?
Bei einem Fest gab es die Huhu-Grubs, das sind dicke, fette, sehr eiweißreiche Baummaden. Geröstet schmecken sie nussig. Verzehrt man sie roh, ist es doch ein komisches Gefühl, etwas Zappeliges im Mund zu haben und schnell draufbeißen zu müssen, damit es tot wird. Das ist nicht jedermanns Sache. Abgesehen davon ist die Kulinarik nicht so speziell. Man bekommt viel Lamm und Fisch, findet ansonsten die typischen Burger-Lokale. Die Rotweine haben noch Luft nach oben, aber die Weißweine sind richtig gut.
Sie sind mit 30.000 Fotos heimgekehrt. Wie fühlt sich das an?
Belastend. Wobei das Schwierige die Videoaufnahmen sind – etwa 70 Stunden Material, 4K hochauflösend, durchzuschauen, die richtigen Takes auszusuchen und daraus Sequenzen zu bauen, dauert sehr lange. Meine Shows bestehen mittlerweile ja zu 80 Prozent aus Videos.
Welche Destination wollen Sie sich als nächste fotografisch und filmisch vornehmen?
Momentan habe ich ein Projekt in Kolumbien, drei Mal war ich schon dort, ein viertes Mal wird heuer folgen. Das Land ist spannend, sicher zu bereisen, und wenn man ein Stück authentisches Südamerika kennenlernen will, sollte man nach Kolumbien gehen.
Zur Person
Name: Heiko Beyer (55)
Beruf: Fotojournalist, Produzent, Vortragender
Vortrag: „Neuseeland – ein halbes Jahr durchs Land der Kiwis“, Lichtspiele Lenzing (10.1., 19.30 Uhr), Kino Kirchdorf (11.1., 17 & 20 Uhr), City Kino Steyr (12.1., 17 & 20 Uhr)
Alles Leinwand OÖ
Weitere Vorträge:
Christian Biemann: „Magisches Zentralasien. Kirgistan, Usbekistan, Tadschikistan“, Lenzing (24.1., 19.30 Uhr), Kirchdorf (25.1., 17 & 20 Uhr), Steyr (26.1., 17 & 20 Uhr).
Dieter Schonlau: „Regenwälder. Leben im Dschungel“, Lenzing (14.2., 19.30 Uhr), Kirchdorf (15.2., 17 & 20 Uhr), Steyr (16.2., 17 & 20 Uhr)
Lotta Lubkoll: „Wandern, Glück und lange Ohren. Mit Esel Jonny über die Alpen“, Lenzing (7.3., 19.30), Kirchdorf (8.3., 17 & 20), Steyr (9.3., 17 & 20).
Martin Engelmann: „Südengland. Von Dover nach Cornwall“, Lenzing (28.3., 19.30), Kirchdorf (29.3., 17 & 20), Steyr (30.3., 17 & 20 Uhr)
Anita Burgholzer & Andreas Hübl: „Rückenwind. Mit dem Rad um die Welt“, Lenzing (11.4.), Kirchdorf (12.4.), Steyr (13.4., jeweils 19.30)
- Infos: allesleinwand-ooe.at
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