Am Ende die Erkenntnis: Beim Biertrinken sind wir alle gleich
Erlebnisse eines OÖN-Redakteurs, der mit seiner Tuba auf der Bühne des "Woodstocks der Blasmusik" in Ort im Innkreis dabei war.
Ein Auftritt beim "Woodstock der Blasmusik" – davon träumt jeder Blasmusiker. Für mich und meine Band "Blech Brass Brothers" ist der Traum in Erfüllung gegangen.
Donnerstag, 14 Uhr: Ankunft beim Campingplatz. Bei Dauerregen packe ich meine Gummistiefel aus und stelle mich artig bei meinen Nachbarn vor. Auch sie sind Blechbläser, und natürlich haben auch sie ihre Instrumente dabei. Spontan begießen wir unsere Nachbarschaft mit Bier und spielen uns selbst ein Ständchen. Diese Idee haben auch andere: Stunden vor dem Auftritt der ersten Band wird zwischen hunderten Wohnmobilen und Zelten schon musiziert und gefeiert – ein Zustand, der sich bis Sonntag nicht mehr ändern sollte.
Freitag, 11 Uhr: Ich wage mich in den Backstage-Bereich und habe Glück: LaBrassBanda, die Hauptakteure des heutigen Abends, kommen gerade vom Soundcheck zurück. Ihr Management wird mich sicher abwimmeln, denk’ ich. Die haben doch etwas Besseres zu tun, als einem Greenhorn das Tourleben zu erklären. Kurz darauf stehe ich mit Frontmann Stefan Dettl bei der Budl, und gemeinsam kurbeln wir den Bierabsatz an. Starallüren? Keine Spur davon!
Samstag, 17 Uhr: Irgendetwas ist heute anders. Es ist nicht nur die Sonne, die nun endlich ihr Bestes gibt, um den gatschigen Boden aufzutrocknen. Ich fühle mich beobachtet. Das liegt an der Künstlerakkreditierung, die um meinen Hals baumelt und die Blicke der Besucher auf mich zieht. Gerade war ich selbst noch Fan, jetzt bin ich mit meiner Tuba auf dem Weg zur Bühne. Neu ist auch die Anspannung, die mich seit dem Morgen begleitet. Beim Soundcheck sinkt der Blutdruck nur langsam wieder auf ein normales Niveau. Erst als wir den Jubel der Zuhörer mitbekommen, wird uns klar: Auf diesen Augenblick haben wir lange hingearbeitet. Jetzt ist die Zeit zum Genießen gekommen.
Sonntag, 10 Uhr: Ich treffe Johannes Hötzinger, Trompeter der Innviertler Wadlbeißer. Abermals fühle ich mich eher als Fan denn als Kollege. "Hötz" trägt eine Sonnenbrille – vielleicht hat er geweint? Immerhin hat die Kulttruppe nach 20 Jahren ihr letztes Konzert gespielt. Da darf man doch sentimental sein. Er gesteht, dass der Abschied schwerfällt. Ich erkläre ihm, dass die Wadlbeißer Inspiration für viele Musiker und mitverantwortlich für das Aufblühen der Blasmusik waren. Das freut ihn, und er sagt spontan: "Komm doch auf ein Bier bei uns vorbei!" Und ich denke mir: "Warum nicht? Beim Biertrinken sind wir schließlich alle gleich."
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Heimat verpflichtet. Die Aufnahme des Heimatbegriffs in die oberösterreichische Landesverfassung bedeutet ein unmissverständliches Bekenntnis zu unseren Traditionen und Brauchtümern. Bier, Blasmusik, Lederhosen, Erben kulturell bedingt ohne Steuern, gewichste Stiefel und das Schwein sind uns heilig.
Gut dass ich Alkohol egal in welcher Form nicht konsumiere.
Dadurch bleibt mein Geist ungetrübt von den scheinbaren heimatlichen Notwendigkeiten die Sie angeführt haben.
Wobei mir Blasmusik sehr gut gefällt, besonders die böhmische und das obwohl ich rein deutscher Abstammung bin.
Wenn es Ihnen hilft, dadurch das Gefühl zu haben, daß Sie ein besserer und intelligenterer Mensch zu sein, dann ist es ja gut.
Nun gut, ein Heimatgefühl, eine Identität im weitesten Sinne - wie raumgebunden auch immer - hat doch jede/r. Das muss nicht heißen, dass man nur Hosen anzieht, in die man vorher hineingebrunzt hat, Alkoholiker oder "arisch" ist.
Die meisten "althergebrauchten" sog. Traditionen sind im Regelfall gerade 100 bis 150 Jahre alt, die meisten - wie der ach so historische Fasching kommen aus Regionen, wo es weit früher als bei uns Hochkultur gab.