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Pressefreiheit und Medienvielfalt: Alles andere als selbstverständlich

Von Susanne Dickstein, 03. Mai 2023, 06:00 Uhr
Pressefreiheit ist alles andere als selbstverständlich. Bild: colourbox.de

Warum am heutigen Tag der Pressefreiheit ein Loblied auf die Medienvielfalt notwendig ist.

Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine muss OÖN-Korrespondent Stefan Scholl in Moskau jedes Wort auf die Waagschale legen, denn Krieg darf man in Russland zu den Kämpfen in der Ukraine nicht sagen. Es könnte den Familienvater für mehrere Jahre ins Gefängnis bringen. Mit Beginn der Invasion haben sich die Arbeitsbedingungen für unabhängige Journalisten in Russland deutlich verschlechtert. Rund 1000 von ihnen haben seitdem das Land verlassen. Das ist der traurige Befund zum heutigen internationalen Tag der Pressefreiheit.

Ein paar hundert Kilometer westlich des Kriegsschauplatzes, bei uns in Österreich, wird so vieles als selbstverständlich angesehen. Aus dem Wasserhahn fließt Trinkwasser, beim Betätigen des Schalters geht das Licht an, Medien dürfen frei und unabhängig berichten: Der Wert all dessen würde erst erkannt, wenn es abhandenkäme.

Die tektonischen Verschiebungen in der Medienlandschaft sind auch bei uns spürbar, nicht nur wegen der seit Tagen diskutierten ORF-Reform. Dass die Politik den öffentlich-rechtlichen Rundfunk finanziell absichert, ist richtig. Dass sie dem Staatsunternehmen mehr Möglichkeiten einräumt, privaten Medienhäusern Konkurrenz zu machen, heizt einen unfairen Wettbewerb unnötig an.

Die Chance wurde verspielt, den ORF aus dem Nahumfeld der Politik zu lösen. Gleichzeitig wird versucht, private Medienunternehmen enger an das Gängelband staatlicher Presseförderungen zu legen. Gesundes, profitables Wachstum als Voraussetzung für unabhängigen Journalismus wird erschwert.

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Offener Brief an die Bundesregierung

Offener Brief an die Bundesregierung

PDF-Datei vom 02.05.2023 (381,07 KB)

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Pressefreiheit und Medienvielfalt sind Eckpfeiler funktionierender Demokratien. Jede Diktatur, egal ob rechts oder links, schafft zuerst die unabhängige Presse ab. Der Gründungsherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Paul Sethe, hat sich bereits 1965 in einem Leserbrief Sorgen wegen einer steigenden Medienkonzentration gemacht: "Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten", schrieb er provokant.

Heute wird jeder, der über einen Account in den sozialen Netzwerken verfügt, zum Herausgeber. Es entstehen immer neue digitale Angebote. Der Kampf um die Aufmerksamkeit der Konsumenten wird härter. Traditionelle Medien müssen ihr Dasein wirtschaftlich und gesellschaftlich rechtfertigen, verlorenes Vertrauen wieder gutmachen.

Das Privileg der Deutungshoheit hat sich mit den sozialen Medien verschoben – weg vom Journalisten als Verbreiter der Nachricht zum Produzenten selbst. Donald Trump hat dieses Prinzip perfektioniert, "alternative Fakten" erzeugt, seine eigene Wahrheit geschaffen. Darin liegt ebenso viel Bedrohung wie Chance für den klassischen Journalismus.
Soziale Medien, deren Eigentümer und Autoren vielfach unbekannte Wesen sind, fluten mit teils zweifelhaften Informationen die Netze. Angesichts dieses Überangebots gewinnt das journalistische Handwerk geprägt von sorgfältiger Recherche und ausgewogener Berichterstattung an Bedeutung.

Glaubwürdigkeit und Vertrauen entstehen nur in Beziehungen mit Menschen, die greifbar und einschätzbar sind. Erst durch das Aufbereiten und Einordnen von Information wird den Leserinnen und Lesern ermöglicht, sich selbst eine Meinung zu bilden. Journalismus muss den Weg in die Köpfe und Herzen der Menschen finden, um in deren Leben relevant zu bleiben.

Auch das ist alles andere als selbstverständlich.

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Autorin
Susanne Dickstein
Chefredakteurin
Susanne Dickstein

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9  Kommentare
9  Kommentare
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Gugelbua (33.009 Kommentare)
am 03.05.2023 11:17

wenn man bemerkt das Medien über 60% und mehr aus Werbung bestehen
weiß man was Unabhängig bedeutet😉

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Ekra (363 Kommentare)
am 03.05.2023 09:55

Meiner Ansicht nach gibt’s schon lange keine unabhängigen Medien mehr, da alle von irgendwelchen externen Geldgebern oder sonstigen Unterstützern abhängig sind.

Und wenn ich mir heutzutage die vielen von der APA abgeschriebenen Artikel (da gibt’s doch tatsächlich viele, die völlig wortgleich auf der ORF Seite und zB in den OÖN erscheinen) ansehe, da frage ich mich schon wozu noch freien Journalismus?!

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Klartext2 (1.495 Kommentare)
am 03.05.2023 09:20

Zu Russland schreiben die OÖN nichts was nichts negatives was dem "Wertewesten" wiederspricht. Kein Wort zu der Vorgeschichte seit dem Putsch 2014 auf dem Maidan usw.

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leser (2.283 Kommentare)
am 03.05.2023 08:22

Liebe "Pressefreiheit" und "Recherchejournalismus": Zu spät.

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telepath (406 Kommentare)
am 03.05.2023 08:12

Bei „unabhägigem“ Medium stellt sich sofort immer eine Frage. Nämlich „unabhängig“ von wem?
Die ORF-Redaktion will soweit unabhängig werden, dass sie unkontrollierbar wird. Neue Redaktionsposten werden - da ja unabhängig - im familiären Kreis vergeben. UNABHÄNGIG von der Qualifikation.
Auch bei anderen Medien sieht es nicht soviel besser aus, Die unabhängige KRONE war nie unabhängig von Dichands Meinung, der diese immer subtil mitgeteilt hat. So unabhängig sind auch die Redakteure der Parteiblätter gewesen, bevor diese den Bach runter gegangen sind.
Und wenn ich mir andere Medien so anschaue, wie z. B. Die OÖN: Wie unabhängig sind die Redakteure von der „woken“ Linie?
Und noch eine Frage: Wer von den unabhängigen Medien hat aufbegehrt gegen knebelnde Gesetze wie den Verhetzungsparagrafen oder das Verbotsgesetz, mit Hilfe derer Jugendliche, die fast ausnahmslos gar nicht wissen, worum es geht, von den der Justiz drangsaliert werden?
Meinungsfreiheit sieht jedenfalls anders aus!

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Klettermaxe (10.765 Kommentare)
am 03.05.2023 08:07

"...private Medienunternehmen enger an das Gängelband staatlicher Presseförderungen zu legen"

Wurde nicht genau das jahrelang von den Medien gefordert und ist Sebastian Kurz nicht auch zum Teil über diese Verweigerung gestolpert?

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peas (4.501 Kommentare)
am 03.05.2023 07:24

Ich finde die PRESSEFREIHEIT ist in Österreich überflüssig. Die Kultur folgt einem Abschreib- und Kopiermechanismus.

Als Auswirkung zu erkennen:
Es haben doch eh alle die gleiche Meinung, praktisch ist es egal was man liest.

Aber suhlt euch in der Illusion.

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Schlaubi01 (2.131 Kommentare)
am 03.05.2023 07:17

Wie kann journalismus frei sein wenn die OÖN zb Abhängig ist von Parteiinseraten

Und macht mal Journalismus und kopiert nicht immer einfach den APA Text in eure Zeitung !!!

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StefanieSuper (5.467 Kommentare)
am 03.05.2023 06:21

Die Gesetze werden im Nationalrat gemacht und dort sitzen ja bekanntlich nur Politiker. Viel warme Luft. Die Presse ist bei dieser Berufsgruppe nur dann willkommen, wenn sie nützlich sind. Wenn man mit fremden Geld - unser Steuergeld - die Presse dazu bringt, das zu schreiben, was sie gerne hätten - dann ist sie für diese Politiker nützlich. Das hat wohl Kurz mit unserem Steuergeld veranstaltet nach dem Motto "koste es was es wolle" und Zeitungen, die wirtschaftliche Probleme haben, haben gegen viele "unnütze" Inserate über den Kurz wahre Lobeshymnen geschrieben. Daher liegt es wohl in unser aller Interesse, dass unser Land eine unabhängige Presse hat und wir erfahren, was wirklich geschah und nicht nur das, was die Politiker meinen, dass man wissen sollten. Pressefreiheit ist eines der wichtigsten Güter die freie Bürger haben. Wenn sie einmal weg ist, werden wir das wohl gar nicht mehr erfahren.

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