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China modifiziert Babys im Labor: "Das kann fatal enden"

27. November 2018, 00:04 Uhr
China modifiziert Babys im Labor Hengstschläger: "Das kann fatal enden"
Mittels "Gen-Chirurgie" wurden in China Menschen "erschaffen", die immun gegen HIV sind. Bild: Colourbox

Genetisch veränderte Mädchen geboren: Höchst umstrittener Eingriff in die Keimbahn

Nach eigenen Angaben haben chinesische Wissenschafter die CRISPR/Cas-Genscheren-Methode erstmals angewendet, um die Keimbahn des Menschen zu verändern. Aus der Erbsubstanz befruchteter Eizellen der vor einigen Wochen geborenen Mädchen Lulu und Nana war das Gen für den CCR5-Rezeptor entfernt worden, durch den Aids-Viren Zellen infizieren. "Zwei gesunde kleine Mädchen mit den Namen Lulu und Nana kamen weinend auf die Welt – so wie alle anderen Babys. Grace, die Mutter, war wie nach einer normalen In-vitro-Fertilisation schwanger geworden. Mit einem Unterschied: Unmittelbar nachdem wir das Sperma ihres Mannes in die Eizelle eingeführt hatten, fügten wir auch ein kleines Protein für eine ,Gen-Chirurgie’ ein", war von He Jiankui von der Southern University of Science and Technology (Shenzen) auf YouTube zu hören.

Die Sache hat für die chinesischen Wissenschafter einen ernstzunehmenden Hintergrund. Sie führen die von ihnen im chinesischen Register für klinische Studien angemeldete Untersuchung zur "Sicherheit und Wertigkeit des Editierens des CCR5-Gens für eine HIV-Immunität bei menschlichen Embryos" durch. Bei den Probanden handelt es sich um Paare mit Kinderwunsch, bei denen der Mann HIV-positiv ist. Allerdings muss die HIV-Infektion medikamentös unter Kontrolle sein. 20 Paare sind für die klinische Studie vorgesehen. Es handelte sich um die erste Geburt von Babys nach einem derartigen Eingriff.

Eingriff in die Evolution

"Bei diesem Genom-Editing werden Gene modifiziert oder korrigiert. In somatischen Zellen – in Geweben – ist das eine Riesenchance. Eine somatische Gentherapie, zum Beispiel bei Lungenkrebs eines Erwachsenen oder bei vererbbarer Muskelschwäche bei Kindern, bei denen die Krankheit vorliegt, wäre toll. Aber in der Keimbahn, also am Embryo, wird das aus ethischen Gründen in den meisten Staaten der Erde abgelehnt", sagt Markus Hengstschläger von der MedUni Wien.

Dafür nannte Hengstschläger mehrere Gründe: Die CRISPR/Cas9-Methode sei zwar präzise, "sie funktioniert aber nicht immer ganz genau. Damit kann es zu Effekten abseits des eigentlichen Ziels kommen. Das kann fatal enden. Das hat man nicht im Griff. Darüber hinaus ist das ein Eingriff in die Evolution. Wir verändern den Menschen. Das holen wir nicht mehr zurück."

Folgen unabschätzbar

Das menschliche Genom habe sich über Millionen von Jahren im Laufe der Entwicklung des Homo sapiens als Interaktion zwischen Genetik und Umwelt langsam entwickelt. "Bei solchen Versuchen haben wir aber keine Ahnung, was da herauskommt. Zurückdrehen können wir das nicht mehr. Eine Folgenabschätzung ist unmöglich", so der Leiter des Instituts für Medizinische Genetik. In Österreich wären solche Eingriffe, so wie in den meisten Staaten der Erde, zum Beispiel auch in den USA, verboten.

 

Reaktionen: "Die Neben- und Spätfolgen sind noch unabsehbar."

„Sollte es sich bewahrheiten, dass mithilfe der Genschere CRISPR ein genmanipuliertes Baby erzeugt worden ist, wäre dies für die Wissenschaft ein Super-GAU. Die Neben- und Spätfolgen sind noch unabsehbar. Angesichts der in China zutage getretenen Ansinnen muss man darüber nachdenken, eine Überwachungsbehörde analog zur Internationalen Atomenergie-Organisation zu schaffen. Die Menschheit muss ein Mitspracherecht haben. Immerhin handelt es sich um einen Eingriff in die biologische Grundlage des Menschen.“
Peter Dabrock, Vorsitzender des Deutschen Ethikrates

„Wenn sich das bestätigt, stellt diese Arbeit einen Bruch mit dem zurückhaltenden und transparenten Vorgehen der globalen Wissenschaftsgemeinde bei der Anwendung von CRISPR/Cas9 zum Editieren der menschlichen Keimbahn dar.“
Jennifer Doudna, die US-Forscherin ist eine der beiden Entwicklerinnen der Genschere CRISPR/Cas9.

„Direkte Versuche am Menschen können nur als verrückt beschrieben werden. Die Versuche sind ein schwerer Schlag für die weltweite Reputation der chinesischen Wissenschaft. Die Büchse der Pandora wurde geöffnet, und wir haben möglicherweise eine Chance, sie zu schließen, bevor der Schaden irreparabel ist.“
Mehr als 100 chinesische Wissenschafter haben mittlerweile in einem Protestbrief mit scharfer Kritik auf die Ankündigung ihres Kollegen He Jiankui reagiert.

„Wir sind zutiefst schockiert. He Jiankui hat ernsthaft gegen die akademische Ethik und akademischen Normen verstoßen.“
Die Shenzhener Universität, an der He forscht, wies am Montag jedes Wissen über seine Experimente zurück.

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6  Kommentare
6  Kommentare
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( Kommentare)
am 27.11.2018 13:57

China modifiziert Babys im Labor: "Das kann fatal enden"
So hilfsbereit sind die Österreicher
CRISPR/Cas9-System für gezieltes Schneiden und Verändern Von DNA
MED-IN-AUSTRIA

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xolarantum (2.762 Kommentare)
am 27.11.2018 06:07

streben nach höherem, ist seit jeher das bestreben der menschheit schon gewesen,
malversationen da und dort, sich vorteile verschaffen...und sei es jetzt, mit modifizierten neuen wesen !

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( Kommentare)
am 27.11.2018 03:27

Ich hoffe nur, dass der Mensch nicht das Dümmste aller Viecher ist und sich selbst auslöscht.

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azways (6.254 Kommentare)
am 27.11.2018 15:49

der Mensch ist derzeit erwiesenermaßen das mit Abstand dümmste Lebewesen auf der Welt - denn er zerstört seinen Lebensraum selbst.

Gut dass das für den Lauf der Weltgeschichte völlig belanglos ist......

Verändern kann kann die Menschheit nu völlig belanglose Dinge - aber Großes war, ist und bleibt ihr verwehrt.

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leser (2.283 Kommentare)
am 27.11.2018 02:53

Sitzt nicht Hengstschläger auf dem selben Ross. In-Vitro für Lesben ist auch nicht gerade evolutionär.

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danube (9.663 Kommentare)
am 27.11.2018 00:43

Hölle Kommunismus.

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