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"Der Tiefpunkt in der 70-jährigen Geschichte des ,Spiegel‘"

22. Dezember 2018, 00:04 Uhr
"Der Tiefpunkt in der 70-jährigen Geschichte des ,Spiegel‘"
Claas Relotius Bild: Spiegel

Der junge Star-Reporter Claas Relotius betrog Magazin und Leser mit nie geführten Interviews und erfundenen Beobachtungen.

"Der ,Spiegel‘ bittet jeden und jede, der oder die mit falschen Zitaten, erfundenen Details ihres Lebens, in erdachten Szenen, an fiktiven Orten oder sonst in falschen Zusammenhängen in Artikeln von Claas Relotius im ,Spiegel‘ aufgetaucht sein möge, um Entschuldigung", schreibt Ullrich Fichtner auf spiegel.de. Der designierte Chefredakteur, der im Jänner die Geschäfte des deutschen Wochenmagazins zusammen mit Steffen Klusmann und Barbara Hans übernehmen wird, ging mit seinem Text an die Öffentlichkeit. Das sei notwendig gewesen, "um eben auch von uns aus reinen Tisch zu machen und gar nicht darauf zu warten, dass da irgendwelche Gerüchte oder was auch immer entstehen können", sagt er im Interview mit dem Deutschlandfunk.

Am 3. Dezember war dem gefeierten Journalisten Relotius noch der Deutsche Reporterpreis überreicht worden, am Mittwoch wurde der freundliche, strebsame 33-Jährige als Betrüger entlarvt, der in vielen seiner Reportagen Zitate, Interviews und Begebenheiten einfach erfunden hat, um die Geschichten prickelnder zu gestalten (die OÖN berichteten). Das Idol der jüngeren Journalistengeneration hat keine Reportagen abgeliefert, sondern ausgeschmückte Märchen erzählt.

Ans Licht kam die Sache nach Hinweisen von Juan Moreno, Relotius’ Co-Autor der Reportage "Jaegers Grenze" über eine Bürgerwehr in Arizona an der Grenze zu Mexiko. Die Chefredaktion hatte Morenos Anschuldigungen zunächst nicht geglaubt, worauf der Journalist auf eigene Faust, eigene Kosten und seinen Job riskierend den Wahrheitsgehalt von Relotius’ Reportagen in den USA recherchierte. Nach Tagen des Leugnens gab Relotius alles zu. "Mein Druck, nicht scheitern zu dürfen, wurde immer größer, je erfolgreicher ich wurde", gestand er seiner Chefredaktion, die diesen Vorfall als Tiefpunkt in der 70-jährigen Geschichte des "Spiegel" einordnet und ankündigte, die eigenen Kontrollmechanismen und Qualitätssicherungen zu überarbeiten.

Auch in Österreich hat Relotius für die Magazine "profil" und "Datum" insgesamt vier Texte geschrieben. Im Fall des "profil" handelte es sich um das Interview mit Anwalt Jacques Vergès, der Diktatoren sowie NS- und Kriegsverbrecher verteidigte, für das Relotius mit dem Österreichischen Zeitschriftenpreis ausgezeichnet wurde.

Von den Fälschungen betroffen sind laut "Spiegel" mehrere seiner preisgekrönten Erzählungen – darunter die Reportage "Löwenjungen" über zwei angeblich vom IS entführte irakische Kinder und der Text "Nummer 440" über einen vermeintlich in Guantánamo inhaftierten Islamisten. Die Jury des "Ulrich-Wickert-Preises" hat reagiert und Relotius den "Peter-Scholl-Latour-Preis" entzogen, den er für "Löwenjungen" bekommen hatte.

 

Ein Porträt über Ullrich Fichtner lesen Sie hier

Lesen Sie außerdem den Kommentar von OÖN-Kulturressort-Chef Peter Grubmüller

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1  Kommentar
1  Kommentar
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Tiger_4020 (1.021 Kommentare)
am 23.12.2018 09:05

Spiegel = FIRST CLASS FAKE NEWS !

Der Reporter Claas Relotius hat aber auch für PROFIL geschrieben
Profil , wird die Texte jedoch gewissenhaft prüfen und über das Ergebnis berichten.

Fragt sich nur wann ?

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