Vom Wissen, was eine Klospülung auslösen kann
Die Linzerin Melanie Laibl steht mit ihrem Sachkinderbuch "So ein Mist" auf der Shortlist für das Wissenschaftsbuch des Jahres
"Ich habe mir nie die Frage gestellt, was passiert, wenn man die Klospülung drückt." Jetzt weiß Melanie Laibl die Antwort. Sie steht unter anderem in ihrem Buch "So ein Mist", das es auf die Shortlist des Wissenschaftsbuchs des Jahres, Kategorie "Wissenschaft Junior", geschafft hat. Bis 7. Jänner kann noch auf wissenschaftsbuch.at abgestimmt werden.
"Wir sind total stolz, dass wir es als einzige österreichische Produktion auf die Shortlist geschafft haben. Im ersten Moment waren wir extrem verblüfft", sagt die gebürtige Linzerin. Mit "wir" meint die 45-Jährige, die es nach Tullnerfeld im Wienerwald verschlagen hat, ihre kongeniale Illustratorin Lili Richter. Laibls "Müllbuch" schafft den Spagat zwischen frecher, witziger Sprache und wissenschaftlichem Anspruch in einer so nicht gekannten Art und Weise. In 21 Kapiteln wird alles fachlich richtig eingeordnet und locker-lässig "entsorgt". Es geht unter anderem um Verrotten und Verwandeln, Verdauen und Verarbeiten, Vermiesen und Verpesten oder Verputzen und Verfaulen. "Der Verlag hat uns bezüglich der Sprache sehr viel Freiheiten gelassen. Das ist nicht selbstverständlich", sagt Laibl, deren Buch beim Tyrolia Verlag erschienen ist. Zielgruppe sind die über Neunjährigen, Laibls Buch ist aber auch eine sehr empfehlenswerte Lektüre für Erwachsene.
Leichtigkeit der Knochenarbeit
Faktenreich und stimmig in der Illustration umgesetzt ist etwa das Thema "Gesammeltes Körpermüllwissen". Entstehungs- und Entsorgungsbeispiele für Nasenmänner, Ohrenschmalz, Urin und Kot sind zum Lachen gut beschrieben. Auch ein gelbflüssiges Glossar fehlt nicht. Was fachsprachlich "urinieren" genannt wird, mutiert vom umgangssprachlichen "Lackerl machen" zum Kindersprachlichen "Lulu" und vulgär gebrauchten "brunzen".
Ein Jahr lang hat die Übersetzerin und Werbefachfrau recherchiert – etwa in der Müllverbrennung in der Wiener Spittelau oder in einer Kläranlage – und dabei nie den Spaß verloren, denn das war ja die Intention hinter der Müllbuch-Idee: "Es soll Leichtigkeit ausstrahlen, obwohl Knochenarbeit dahintersteckt. Es finden sich ja auch Themen wieder, die man nur hinter vorgehaltener Hand erfährt."
Ob "So ein Mist" ein ganz großer Wurf ist, wird man am 7. Jänner erfahren. Da veröffentlicht das Wissenschaftsministerium die Bücher des Jahres. Melanie Laibl darf sich jetzt schon als Siegerin fühlen, denn: "Diese Nominierung adelt auch das Genre des Sachkinderbuchs. Es ist für viele keine ernst zu nehmende Literatur, obwohl irrsinning viel Arbeit dahintersteckt."
"So ein Mist": Von Müll, Abfall und Co". Text Melanie Laibl, Illustration Lili Richter. Verlag Tyrolia, 48 Seiten, 19,95 Euro, ab 9 Jahren