Wenn Plateausohlen einen Saal zum Ausrasten bringen
Musiktheater: Gelungene Premiere des von den Songs von ABBA inspirierten Sommermusicals "Mamma Mia!"
Da brechen Gefühle einer ganzen Generation hervor, wenn die Songs von ABBA durch das Musiktheater rauschen, wenn Schlaghosen und Plateausohlen durch die mit verschiedenen Verbrennungsrückständen geschwängerte Luft schwirren und sich grellbuntes Plastikdesign mit ausgeflipptem Hippieleben paart. Eben das Highlife der 70er-Jahre, dem im Musical "Mamma Mia!" gehuldigt wird und das am Freitag im Linzer Musiktheater Premiere feierte. Spätestens seit dem Film mit Meryl Streep ist "Mamma Mia!" ein Kassenschlager, den seit der Londoner Uraufführung 1999 42 Millionen Menschen weltweit gesehen haben. Nun ist Linz Station, und die Geschichte um die Aussteigerin Donna, die sich als Alleinerzieherin und Tavernen-Besitzerin über Wasser hält und vor dem großen Tag ihrer 20-jährigen Tochter steht, hat als Sommermusical hier ihr begeistertes Publikum gefunden.
Heiteres Verwirrspiel
Doch Tochter Sophie hat zu ihrer Hochzeit keinen größeren Wunsch, als zu erfahren, wer ihr Vater ist. Aus dem Tagebuch der Mutter erfährt sie von drei Männern, die sie kurzerhand zum Fest einlädt. Auch ihre Mutter lädt ihre Freundinnen von früher ein, und schon beginnt ein heiteres Verwirrspiel, wer nun wann mit wem und warum. Da kommen die Erinnerungen an eine Zeit der Befreiung von gesellschaftlichen Tabus auf, in der man die Auswüchse des Wirtschaftswunders durch Freiheit im Denken, Tun und Handeln desavouierte und die Elterngeneration bis auf die Knochen ärgerte.
Das Set sieht in Linz nicht anders aus als bei allen anderen Stage-Entertainment-Aufführungen dieses Musicals, hat doch der Theaterkonzern die alleinigen Rechte an der deutschen Fassung. Somit ist vieles bereits bekannt, und man darf sich auf eine Original-Show freuen, die ihre Qualitäten hat. Zuvorderst die vier Hauptdarstellerinnen, die mit einer Ausnahme alle aus Österreich stammen. So die niederösterreichische Donna der Tour, Sabine Mayer, die große Momente hat und darstellerisch wie auch sängerisch überzeugt. Die Kärntnerin Barbara Raunegger ist wie geschaffen für die Rolle der Rosie, die sie hinreißend in Szene setzt und mit vielen kleinen Gags bereichert. Aus Holland stammt mit Betty Vermeulen die Tanja dieser Produktion, die diese fein zu inszenieren versteht. Als ideal besetzte Sophie war die Wienerin Katharina Gorgi zu erleben, die mit viel Charme und Energie an die Sache heranging.
Ihre "drei" Väter waren mit Karim Khawatmi (Sam), Detlef Leistenschneider (Harry) und Jörg Zuch (Bill) bestens besetzt, und auch der mehr oder weniger glückliche Bräutigam Sky war von Marvin Schütt gut getroffen. Akkurat Livia Wrede, Abla Aloui, Timo Muller und Matthew Bailey in den kleineren Rollen. Stimmig auch das Ensemble und die von Aday Rodriguez Toledo im Hintergrund geleitete Band der "Mamma Mia!"-Tour.