Drei verdächtige Russen sind spurlos verschwunden
Die russische Staatsmacht streitet bis heute jede Beteiligung an dem Giftanschlag im britischen Salisbury ab.
Auch ein Jahr nach dem Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia in Großbritannien streitet die russische Staatsmacht prinzipiell jede Beteiligung ab. Zwar präsentierten die britische Rechercheplattform Bellingcat und das russische Portal Insider Anfang Februar einen dritten Tatverdächtigen: Danach war Sergei Fedotow alias Denis Sergejew wie die beiden mutmaßlichen Attentäter Ruslan Boschirow und Alexander Petrow zur Tatzeit in England, ist wie sie Agent des russischen Militärgeheimdienstes GRU.
Verdächtige beiseitegeschafft?
Nebenher vermerkte Bellingcat noch, dass Söldner der sogenannten Kampfgruppe Wagner, die im Donbass, in Syrien sowie in Afrika aktiv waren oder noch immer sind, häufig mit GRU-Kollegen der Verdächtigen unterwegs gewesen sein sollen. Aber von denen fehlt in Russland jede Spur. Auch Boschirow und Petrow sind nach jenem fulminanten Fernseh-Interview im September 2018 spurlos verschwunden, wo sie sich als Fitnessfood-Händler vorgestellt hatten, die am Tatort im englischen Salisbury lediglich die Kathedrale des kleine Städtchens anschauen hatten wollen.
Oppositionelle Kommentatoren in Russland spekulieren deshalb schon, ob der russische Geheimdienst alle drei beiseitegeschafft hat. Während die russischen Staatsmedien umgekehrt infrage stellen, ob der Ex-Spion Skripal und seine Tochter überhaupt noch am Leben sind. Sie verspotten die britischen Ermittlungen als "Operation Paranoja" (Komosmolskaja Prawda), vermeldeten aber vor wenigen Tagen, über der Kathedrale von Salisbury sei eine russische Flagge gehisst geworden. Sehr triumphale Unschuldsbeteuerungen.