Kardinal Marx: "Nicht alles kann von Rom erledigt werden"
ROM. Münchner Erzbischof verteidigte die Ergebnisse des Anti-Missbrauchs-Gipfels im Vatikan.
Die Kritik an den vor allem von Opferverbänden kritisierten Ergebnissen des Anti-Missbrauchs-Gipfels im Vatikan kann der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, nicht nachvollziehen. Die Konferenz sei ein wichtiger Schritt hin zu einer weltweiten Bewegung gegen sexualisierte Gewalt gewesen. Sie habe "einen Schub gegeben, dass die Weltkirche sieht, hier ist eine Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen", sagte der Münchner Erzbischof im ZDF-Heute-Journal.
Den Vorwurf, Papst Franziskus sei in seiner Ansprache zum Abschluss der viertägigen Konferenz zu allgemein geblieben, wies Marx zurück. "Er hat schon sehr konkret gesprochen in seinen sieben Punkten." Franziskus habe "einige Guidelines, Richtlinien" vorgegeben, "aber nicht alles kann von Rom erledigt werden".
Die Bischöfe seien gefordert, in der großen Linie – "keine Vertuschung, Hinschauen auf die Opfer, Aufarbeitung der Vergangenheit" – voranzuschreiten. Dagegen könnten etwa Fragen des Kirchenrechts nur auf weltkirchlicher Ebene behandelt werden: "Das geht nicht von heute auf morgen."
Nulltoleranz für Missbrauch
Der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, setzt große Hoffnung in das gewachsene Bewusstsein, dass es nur Nulltoleranz für Missbrauch in der Kirche, aber auch in der Gesellschaft geben darf. Das erklärte er in der "ZiB 2". Ein wichtiges Ergebnis sei die angekündigte Handreichung, die verbindlich für alle Bischofskonferenzen die Standards im Umgang mit Missbrauchsfällen regelt. "Wie ist vorzugehen bei einer Missbrauchsmeldung? Wie können Betroffene zum Reden ermutigt werden? Alle diese Standards, die für uns in Österreich weitgehend selbstverständlich geworden sind, sind in vielen Ländern noch nicht angekommen."
Weitere Beratungen im Vatikan
Franziskus habe vor allem eines erreichen wollen: "Dass kein Land der Welt, kein Teil der katholischen Kirche sagen kann: Das geht uns nichts an." Die Botschaft des Treffens in Rom laute daher: "Das Thema ist überall angekommen."
Über die Ergebnisse des Gipfels wurde gestern im Vatikan vier Stunden lang beraten. Dazu trafen sich leitende Mitarbeiter des vatikanischen Staatssekretariats und die Chefs verschiedener vatikanischer Behörden mit dem Moderator des Anti-Missbrauchs-Treffens. Solche Treffen solle es künftig regelmäßig geben, um die Entwicklungen nach dem Gipfel zu verfolgen, sagte Vatikansprecher Alessandro Gisotti. Es sei klar, dass nun konkrete Maßnahmen folgen müssten, "wie sie das Volk Gottes mit Nachdruck verlangt".
Die Teilnehmer der Nachbesprechung bekräftigten laut Gisotti erneut die Notwendigkeit, Missbrauchsopfern zuzuhören. Thema war auch eine stärkere Einbeziehung von Laien. Weitere Details zu den am Sonntag angekündigten weltweiten "Task-Forces" zur Unterstützung der Kirche im Kampf gegen Kindesmissbrauch sollten schnellstmöglich folgen.
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