Drei Monate nach der Zeltfest-Tragödie: "Blicken voller Hoffnung in die Zukunft"
SANKT JOHANN AM WALDE / RIED. Das Unglück in Sankt Johann am Walde: Mehr als 200.000 Euro für Opfer gespendet.
"Gemeinsam sind wir stark", ist mit großen roten Buchstaben auf eine weiße Fläche im Zeughaus der Freiwilligen Feuerwehr Frauschereck geschrieben. Seit der Gründung der Feuerwehr 1929 sind diese vier Worte das Motto der Frauscherecker. Ein Leitspruch, der seit dem 18. August wahrscheinlich alle Saiga Hanser eint.
Bei der furchtbaren Zeltfest-Katastrophe vor drei Monaten wurden zwei Menschen getötet, weit mehr als 100 zum Teil schwer verletzt. Heftige Sturmböen hatten ein Festzelt innerhalb weniger Sekunden zerstört, Gläser, Eisenstangen, Biertische und sogar Kühlschränke wurden durch den Sturm aufgewirbelt. Für viele Besucher wurde aus einem unbeschwerten Abend mit Freunden ein Kampf um Leben und Tod.
In Saiga Hans ist man in den vergangenen Wochen noch enger zusammengewachsen, das Geschehene ist nach wie vor Gesprächsthema in der Bevölkerung. "Ich werde noch immer sehr häufig darauf angesprochen. Das gibt mir Kraft, denn es zeigt, dass die Leute hinter einem stehen", sagt Erich Feichtenschlager, Kommandant der Feuerwehr Frauschereck.
Verletzte nicht mehr in Spitälern
Mehrere seiner Kameraden wurden bei dem Unglück schwer verletzt, einige erlitten durch umgekippte Friteusen schwerste Verbrennungen. Laut Feichtenschlager haben alle Schwerverletzten mittlerweile die Spitäler verlassen und befinden sich in Reha-Einrichtungen oder in häuslicher Pflege.
Mehr als 200.000 Euro wurden mittlerweile für die Hinterbliebenen der Todesopfer und die Verletzten gespendet. "Die Spendenbereitschaft ist nach wie vor unglaublich groß", sagt Diakon Anton Baumkirchner, der von einer "Welle der Solidarität" spricht. In den kommenden Wochen der Vorweihnachtszeit seien noch zahlreiche Charity-Veranstaltungen geplant. "Pfarre, Gemeinde und die Feuerwehr arbeiten derzeit an einem Verteilungsschlüssel für die Spendengelder", sagt der Diakon und fügt hinzu: "Wir blicken voller Hoffnung in die Zukunft."
Während man in Saiga Hans auf dem Weg zurück in eine gewisse Normalität ist, geht für Kommandant Feichtenschlager die Ungewissheit weiter. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen. "Wir warten auf das schriftliche Gutachten über das zerstörte Zelt. Erst dann ist eine umfassende rechtliche Beurteilung der Geschehnisse möglich", sagt Alois Ebner, Sprecher der Rieder Staatsanwaltschaft.
Das Gutachten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) müsste demnach bereits bei der Anklagebehörde auf dem Tisch liegen. Das noch ausständige Gutachten erwartet Ebner vor Weihnachten. Ursprünglich war man davon ausgegangen, dass ein Ergebnis bereits früher feststeht.
"Ich habe alles getan, was in meiner Macht steht. Für mich ist es wichtig, dass ich die Geschehnisse vor mir selber verantworten kann. Alles andere kann ich nicht beeinflussen", sagt Feichtenschlager und fügt hinzu: "Der Zusammenhalt hier hilft mir in dieser Zeit."