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Gewalt in Kinderheimen: Viele NS-Funktionäre als Erzieher

Von Robert Stammler, 17. August 2011, 00:04 Uhr
Gewalt in Kinderheimen: Viele NS-Funktionäre als Erzieher
Heimopfer brachte gestern bei Gericht Klage ein. Bild: volker weihbold

LINZ. Das Waisenkind, das nie eines war: Der jahrelang in Heimen missbrauchte Jenö Molnar brachte seine Entschädigungsklage gegen das Land Oberösterreich bei Gericht ein. Ein Gutachten zeigt die Verflechtungen des Jugendfürsorgesystems der Nachkriegszeit mit dem Nazi-Regime auf.

Wie berichtet, kam der heute 65-Jährige im Jahr 1947 als Sohn eines US-Soldaten und einer in Lambach lebenden Ungarin zur Welt und wurde den Eltern als Säugling abgenommen und in mehreren Kinderheimen in Oberösterreich untergebracht.

Dort wurde der Heranwachsende seinen Angaben zufolge massiv geschlagen und sexuell missbraucht. Nun begehrt Molnar eine Entschädigung vom Land Oberösterreich in der Höhe von rund 1,6 Millionen Euro. Das Land ließ die Frist für Vergleichsverhandlungen verstreichen, weswegen Molnar die Klage gestern beim Landesgericht Linz einbrachte.

Wichtiges Beweismaterial für die Klage liefert das Gutachten des Historikers Horst Schreiber, Lehrbeauftragter am Institut für Zeitgeschichte an der Uni Innsbruck. Schreiber setzte sich in seiner Expertise mit der Frage auseinander, ob die Gewalt in oberösterreichischen Erziehungsheimen Folge individuellen Versagens einzelner Pfleger oder „strukturelles Unrecht“ gewesen sei.

Die Conclusio des Historikers schließt sich der zweiten These an. Denn: Den gesetzlichen Rahmen für die Jugendwohlfahrt in Oberösterreich habe man nach dem Krieg nahezu 1:1 von den Nationalsozialisten übernommen.

Nach dem Krieg sei „eine Art Zwangsarbeit“ in den Heimen gang und gäbe gewesen. Im Heim in Linz-Wegscheid etwa errichteten die Zöglinge bis 1954 Zubauten. „Dabei waren sie nicht sozialversichert, ersparten dem Land durch die Übernahme nahezu aller Hilfsarbeiten eine Million Schilling“, heißt es in dem Gutachten.

Weggenommen wurden vor allem Kinder aus sozial unteren Schichten. Wegscheid, Schloss Leonstein und Schloss Neuhaus seien „sozial selektierende Straf- und Bewahranstalten“ gewesen. „In Wegscheid arbeiteten über Jahrzehnte ehemalige Soldaten, Nationalsozialisten, SS-Männer, Polizisten, Taxifahrer und in anderen Berufen Gescheiterte“, schreibt Schreiber. Eine Heimleiterin auf Schloss Leonstein – NSdAP-Mitglied und „Blockfrau“ der NS-Frauen – war bis 1967 dort tätig.

Die „geradezu sadistische Erziehungspraxis“ in den „hermetisch abgeriegelten“ Heimen hatte System und erkläre sich „nicht zuletzt durch die Nachwirkungen von NS-Erziehungsvorstellungen und nicht verarbeiteter Erfahrungen des Krieges“, heißt es in dem Gutachten.

 

Erst missbrauchtes Heimkind, dann „illegaler“ Staatenloser

Jenö Molnar kam 1946 als Sohn eines US-Soldaten und einer ungarischen Lehrerin in Lambach zur Welt. Gegen den Willen der Mutter wurde das Baby 1947 in staatliche Obhut gegeben. Bis zum 19. Lebensjahr verblieb Molnar in Erziehungsheimen, darunter Leonstein, Neuhaus und Wegscheid. Er berichtet von lebensbedrohlichen körperlichen Züchtigungen durch Erzieher und sexuelle Gewalt durch ältere Heimkinder. Dem Heimkind wurde stets gesagt, dass die Mutter tot sei. Als Molnar 1965 aus der Fürsorge „entlassen“ wurde, stand er ohne Pass auf der Straße, bestritt als Obdachloser mit Schwarzarbeit seinen Unterhalt. Bis 1980 heißt es in Aktenvermerken „Staatsangehörigkeit ungeklärt, vermutlich ungarisch“. Die oberösterreichische Staatsbürgerschaftsbehörde dürfte seinen Fall schlampig und stiefmütterlich behandelt haben.
1986 erfuhr der nach Deutschland umgezogene Molnar, dass die Mutter noch lebte, fuhr illegal über die Grenze nach Salzburg, um sie zu besuchen. Erst nach der Wende 1991 bekam er die ungarische Staatsbürgerschaft und damit eine Arbeitserlaubnis. Wer sein Vater war, ist nach wie vor ein Rätsel.

 

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24  Kommentare
24  Kommentare
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pepone (60.622 Kommentare)
am 17.08.2011 15:37

Leider "schafft" die Menschheit mehr Opfer, als sie sich "leisten" kann.
Soll heißen es wäre finanziell gar nicht möglich alle Opfer angemessen zu "entschädigen".
Leider nehmen manche diese Tatsache dazu her, um den Opfern das Recht auf Entschädigung abzusprechen.

aber es stellt sich doch auch die frage : WER SOLL BEZAHLEN ?
du , ich , die alten ?unsere jugend ? aus welcher tasche sollte das geld denn gezogen werden ?
sollte man diese entschädigungen nicht zeitlich begrenzen ?
ich weiss es ist nicht leicht eine vernünftige lösung zu finden

so viel mir bekannt ist zahlt die BRD immer noch entschädigungen an Israel ... das selbe Israel dass seit 1948 gegen die arabischen nachbarn krieg führt ... ist das gerecht ???

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klaus9951 (3.884 Kommentare)
am 17.08.2011 14:14

im Gymnasium oft sehr zackig! Na schlecht??

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kleinemaus (2.531 Kommentare)
am 17.08.2011 14:16

gell ?!

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klaus9951 (3.884 Kommentare)
am 17.08.2011 14:25

nein!

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pepone (60.622 Kommentare)
am 17.08.2011 10:13

übernehmen hätte können und wollen ... die männer sind im krieg gefallen und somit war man froh personal zu finden die diese arbeit verrichten wollten ...
so einfach ist das nicht heute behauptungen aufzustellen ...

zitat von oblio :
es war den soldaten untersagt etc..
das sind /waren doch auch nur menschen mit bedürfnisse und die wussten vielleicht gar nicht dass sie vater werden /geworden sind !es gab damals keine pille und so quasi "jeder schuss ein treffer " und die soldaten sind weiter gezogen ...
sowas passiert doch tag täglich heute noch auf der ganze welt ... lese mal die berichte über Irak , Ex Jugoslawien, Vietnam , etc...( dazu die vergewaltigungen )

dieser oben beschriebenen fall ist ein sonderfall ...

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am 17.08.2011 11:07

war der Vater sehr wohl bekannt, es gibt gemeinsame Fotos, er wurde in die USA zurück geschickt, der Mutter,die ihr Kind suchte wurde mitgeteilt, das Kind sei mit dem Vater mit in die USA.

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oblio (25.165 Kommentare)
am 17.08.2011 12:56

Ich habe keine Wertung dieser Vorfälle geschrieben!
Nur der Umgang der Militärs mit dieser Problematik
hätte ein menschlicherer sein müssen!
Wenn aus einem one-night-stand ein Kind entsprang, ist das eine Sache,
aber eine Beziehung, wo Name und andere Daten bekannt waren,
wurden genauso unter den Teppich gekehrt!
DAS prangere ich an!
Nicht das "Plaunga" der Männer!

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am 17.08.2011 13:03

erkannt. Lediglich festgestellt, dass der Vater von Herrn Molnar, im Gegensatz zu anderen "Besatzungskindern" sehr wohl bekannt war.

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am 17.08.2011 09:54

historisch! interessant wäre, wie sich das Erziehungspersonal in der Anstalt Gleink zusammengesetzt hat. Geistliche und Weltliche, das ist bekannt, aber die Hintergründe dieser Proponenten. Wir hatten unter den Erzieherinnen und Erziehern, weltlich und geistlich so abartig gstörte Persönlichkeiten, dass es für mich einfach wissenswert wäre, wie man "so" wird. Da geht es bei weitem nicht um eine "ausgerutschte Hand", wegen so etwas hat sich keiner großartig aufgeregt, das gehörte dazu wie die drei täglichen Mahlzeiten. Herrn Molnar wünsche ich alles Glück dieser Erde.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 17.08.2011 09:52

ebenso in der politik und wirtschaft, farbe egal!
es gab ja zuwenig - gerade männer - , da sind die meisten gefallen.
und nicht jeder nsler war ein mörder, also wozu nun diese selektierung!

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am 17.08.2011 10:02

vorhergehenden thread geschrieben, sie sollten ihren usernamen auf "nicht mitreden" ändern. Keine schlechte Idee. Warum diese "Selektierung"? Um aufzuzeigen welcher Abschaum nach dem Krieg auf wehrlose Kinder losgelassen wurde. Von höchster Landesstelle. Waren sie als Kind in einer dieser Anstalten? Ihr Hinweis, dass nicht jeder "Ns-ler" ein Mörder war, soll genau w a s aussagen ?

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alf_38 (10.952 Kommentare)
am 17.08.2011 10:28

das war ich - und ich habe meine Meinung noch nicht geändert + Sie haben vollkommen Recht!!

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 17.08.2011 12:25

damit ihr es begreift, noch einmal ganz langsam.
daß es für betroffene grausam ist, steht hier außer frage.
ich war auch zeitweise im internat und mir ist nie etwas derartiges widerfahren.
aber perverse und sadisten gibts leider immer wieder, und das in jeder berufsgruppe und in jeder politisch gefärbten gesellschaft.
das wars dann, und hat nichts mit vergessen zu tun!

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( Kommentare)
am 17.08.2011 13:00

Und w a s hat diese Binsenweisheit mit dem obigen Artikel zu tun ??? Macht dies etwas besser? Oder ungeschehen? Aber vielleicht können Sie es mir noch eine Spur "Langsamer" erklären?

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oblio (25.165 Kommentare)
am 17.08.2011 13:02

Kennst du den Unterschied zwischem einem Internat und einem
staatlich geführtem Kinder-und Jugendheim von Damals?
Ein ähnlicher Unterschied wie zwischen der politischen Führung in Österreich und China!
Es ist wirklich g`scheiter, du redest bei diesem Thema
nicht so naiv mit!

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klaus9951 (3.884 Kommentare)
am 17.08.2011 14:25

Die "geraden Männer + Frauen" kannst Du auch heute mit der Lupe suc hden grinsen

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kleinemaus (2.531 Kommentare)
am 17.08.2011 09:04

Darf das überhaupt sein im Land der Lederhosen und Goldhauben ??

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staatsbuergerin (2.279 Kommentare)
am 17.08.2011 11:49

gibt es schon!

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( Kommentare)
am 17.08.2011 11:54

gibt es die genannten Kleidungsstücke auch mit germanischem Echtheitszertifikat, welches beweist, dass die Goldhaube/die Lederhose bei der Fertigung vor Überfremdung geschützt wurden, dann wären sie doch auch für kleinemäuse ein Thema...

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oblio (25.165 Kommentare)
am 17.08.2011 08:44

Da gäbe es noch viele Fragen bezüglich der Kinder,
welche von den Besatzungssoldaten gezeugt
und hier gelassen wurden!
Die Militärs haben die Vertuschungen unterstützt!
Denn eigentlich war es den US-Soldaten untersagt,
sich mit Frauen aus den besetzten Ländern einzulassen.
Abgesehen davon, dass in deren Heimat möglicherweise eine Familie auf die Rückkehr ihrer Männer und Väter warteten.

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feuerkogel (6.578 Kommentare)
am 17.08.2011 10:21

...aber die russen, welche frauen vergewaltigt haben, darf man auch nicht vergessen.
die schwester meiner mutter war 1945 in wien und war so ein opfer. erst als erwachsener wurde mir bewusst, was meine mutter immer sagte, als ich sie auf das komische verhalten der tante angesprochen habe.

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am 17.08.2011 11:14

und welchen Verbrechens darf und soll vergessen werden.

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2good4U (19.883 Kommentare)
am 17.08.2011 14:12

Leider "schafft" die Menschheit mehr Opfer, als sie sich "leisten" kann.
Soll heißen es wäre finanziell gar nicht möglich alle Opfer angemessen zu "entschädigen".
Leider nehmen manche diese Tatsache dazu her, um den Opfern das Recht auf Entschädigung abzusprechen.

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oblio (25.165 Kommentare)
am 17.08.2011 12:50

auch im Mühlviertel, welches zur "Russen-Zone" gehörte, könnten ältere Frauen wahre Gräuel erzählen!
Das sind Verbrechen!
Aber damals war die Gesellschaft noch nicht so weit,
dies den Frauen auch zuzugestehen!
Da es immer noch Vergewaltiger und Pädophile gibt,
ist gottseidank auch die Justiz bereits so weit,
Gestze zu diesem Thema zur Handhabe anwenden zu können!
Bei den Kinderschändungen gehören allerdings die Strafen weiter erhöht und die Verjährungsfrist verlängert!

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