"Ich habe dieses Land lieben und hassen gelernt"
SAO PAULO, RIO DE JANEIRO, LINZ. Oberösterreicher mit Erfolg in Brasilien: Elektrotechnik-Spezialist Stefan Ganglberger und Bierbrauer Herwig Gangl.
Stefan Ganglberger macht es sich auf dem Klappstuhl bequem. Hinter ihm der Sandstrand der Copacabana von Rio, wo Läufer durch die Hitze rasen, Badegäste Beachvolleyball spielen oder im Sand vor sich hin dösen. Eine Palme spendet Schatten. Vor ihm, auf dem Tisch, thront eine pralle Kokosnuss. Die Schale hat der Kellner soeben mühelos mit dem Messer geöffnet. Jetzt wartet die grüne Kugel nur noch darauf, dass ihr süßer Inhalt mit Strohhalm entleert wird.
"Austria-Bier" für Brasilien
"Ich habe dieses Land lieben und hassen gelernt", sagt der 35-Jährige, der aus Altenberg bei Linz stammt. In Brasilien verliebt hat er sich, als er 2006 erstmals nach Rio de Janeiro kam und die wunderbaren Strände sah. "Das Leben am Meer ist für mich zum Lebensstil geworden", sagt er. "Wenn mich alles angeht, tauche ich ins Meer ab und trinke eine Kokosnuss." Auch die Offenheit der Brasilianer fasziniert den Techniker, der 2008 nach Rio übersiedelte. Dort war er im Projektmanagement beim Bau eines Stahlwerkes tätig. Später machte er sich mit einer Firma für elektrotechnische Installationen und Wartungen selbständig – und lernte auch die Schattenseiten kennen: kompliziertes Steuersystem, Unsicherheit und die Mentalität der Brasilianer, die nach dem Motto "Irgendwie geht’s immer" leben: "Damit muss man umgehen können."
500 Kilometer weiter im Landesinneren versucht das auch Herwig Gangl. Er hat 1997 in der 2,5-Millionen-Einwohner-Stadt Belo Horizonte eine Brauerei gegründet, die mittlerweile 28.000 Hektoliter des "Austria-Bieres" herstellt. "Zu Beginn durfte das Bier nicht zu bitter sein, die Brasilianer mögen Hopfen nicht so gerne", sagt der Sohn des früheren Chefs der Grieskirchner Brauerei. Das habe sich geändert: "Jetzt produzieren wir zwölf Sorten, darunter auch bittere. In Brasilien ist Bier nicht wie in Österreich Nahrungs-, sondern Genussmittel. Daher ist man experimentierfreudiger."
An das Leben hierzulande hat sich der mit einer Brasilianerin verheiratete Vater dreier Kinder gewöhnt: "Das Klima ist gut, die Leute sind nett. Ich fühle mich gut aufgenommen." Ganz genau das Gleiche behauptet auch seine Tochter Katharina (26) – allerdings von Österreich. Sie lebt seit sechs Jahren in Wien. Und da will sie bleiben.
Rio 2016
Die Olympischen Spiele in Rio starten am 5. August 2016. Der Bau der Spielstätten liege im Plan, Proteste wie vor der Fußball-WM 2014 seien nicht zu erwarten, sagt Christoph Robertson vom Außenwirtschaftsbüro: „Aber die geplante Säuberung der Gewässer ist nicht mehr zu schaffen.“ Auch die neue U-Bahn-Linie wird nicht rechtzeitig fertig. Umso größere Hoffnungen setzt man in den Ausbau des Stadtviertels rund um den Hafen.
Dank des hochmodernen Operation Centers soll die Großveranstaltungen reibungslos abgewickelt werden. Dort wird an 80 Monitoren das Geschehen in der Stadt überwacht sowie Verkehrsleitsysteme entwickelt.
Ein österreichischer Wirtschaftsflüchtling?
Es geht also auch umgekehrt!
Wir sollten uns nicht so empören, wenn das in
anderen Ländern auch als Option angesehen wird!
Natürlich weiter viel Erfolg!
Egal wo auf dieser Erde!