Wirbel um Einsatz von Ärzten im Notfall
EBENSEE/LINZ. Elfjähriger Bub starb bei Fest - Debatte um automatische Doppel-Alarmierung von Ärzten entbrannt
Tragisch endete eine Faschingsfeier für Menschen mit Behinderungen am Mittwoch im Arbeiterheim in Ebensee. Der elfjährige Andreas, der mit einer Schwerstbehinderten-Klasse der Sonderschule Bad Ischl gekommen war, verzehrte dabei ein Stück Wurst. Seine Mutter, eine Krankenschwester, war dabei. Sie hatte die Wurst vorsorglich geschält, ihr Sohn litt an Schluckbeschwerden. Trotzdem blieb ihm die Wurst im Hals stecken, er bekam keine Luft mehr. "Die Lehrer haben sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen, bis die Rettungskräfte eintrafen", sagt Pflichtschulinspektor Robert Thalhammer. Doch auch der Notarzt konnte nicht mehr helfen. Der Bub aus Bad Goisern starb.
"Notarzt oft vorher da"
Dieser Notfall entfachte eine seit Herbst andauernde Debatte um den Einsatz von Ärzten bei Notfällen neu. Derzeit alarmiert die Notruf-Leitstelle des Roten Kreuzes automatisch zwei Ärzte: einen Notarzt und den örtlich nächsten Allgemeinmediziner. Doch fünf Ebenseer Ärzte stellten bei der Ärztekammer den Antrag, diese Doppelberufung zu beenden. "Wir haben das Gefühl, dass oft der Notarzt schon vor uns da ist", sagt Ebensees Gemeindearzt Dietmar Böhler. "Da fahren dann zwei Ärzte hin, wo einer auch gereicht hätte." Die praktischen Ärzte würden erst nach Notarzt und Rettungswagen alarmiert: "Da vergeht viel Zeit." Doch auch er gibt zu: "Es gibt Fälle, in denen kommt es auf jede Minute an." Bezirksärztevertreter Günther Berkenhoff meint aber, dass in Ebensee die praktischen Ärzte in den allermeisten Fällen zuerst ankämen: "Sie können dann entscheiden, was nötig ist oder ab etwa ein Hubschrauber wieder abbestellt werden kann."
Wolfgang Ziegler, Sprecher der Hausärzte in der Ärztekammer, versteht den Unmut seiner Kollegen: "Es ist nicht leicht, die volle Ordination für einen Notfall zu verlassen, um zu sehen, dass man nicht gebraucht wird." Aber: "Wir stehen zu den Doppelberufungen. Es wird sie auch weiterhin in ganz Oberösterreich geben. Wir wollen damit die Versorgung von Verletzten so rasch wie möglich gewährleisten." Den Antrag der fünf Ärzte lehnte die Kurie nun ab.
Alarmplan
In Oberösterreich werden im Notfall automatisch ein Notarzt und der nächstgelegene Allgemeinmediziner verständigt. Fünf Hausärzte aus Ebensee beantragten bei der Ärztekammer, nur noch den Notarzt zu verständigen. Dieser sei meist ohnehin früher da.
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