"Auszeiten" für pflegende Angehörige gefordert
LINZ. Birgit Gerstorfer und Georg Oberhaidinger vom Pensionistenverband stellten Vorschläge vor, um Angehörige pflegebedürftiger Menschen in Oberösterreich zu entlasten.
80.000 Menschen sind in Oberösterreich pflegebedürftig. Davon bekommen etwas mehr als 35.000 "Hilfe von außen", durch mobile Pflegedienste (rund 20.500), 24-Stunden-Betreuung (3700) oder in Heimen (11.000). Mehr als die Hälfte der pflegebedürftigen Menschen wird also ausschließlich von Angehörigen zu Hause betreut. "Sie nehmen dem System so viel Arbeit ab. Das geschieht defacto unbezahlt", sagte Birgit Gerstorfer, Landespräsidentin des Pensionistenverbandes, am Montag bei einer Pressekonferenz in Linz.
Nach dem Motto "mobil vor stationär" legte die ehemalige SP-Soziallandesrätin Forderungen an die Politik vor, um die "dramatische Situation im Pflegebereich" zu entschärfen. Diese forcieren "Auszeiten" für pflegende Angehörige. Konkret sollten mehr Kurzzeitpflegeplätze und Tageszentren geschaffen werden. In diesem Bereich sei "ein massiver Ausbau" notwendig, so Gerstorfer. Erstens sei es schwierig, überhaupt einen Platz zu bekommen. Zweitens sei die Kurzzeitpflege sehr kostenintensiv. Georg Oberhaidinger, Leiter der Arbeitsgruppe Pflege im Pensionistenverband, nannte ein Beispiel aus seinem Umfeld: Ein Ehepaar zahlte für den eigenen Urlaub etwa genau so viel wie für die Kurzzeitpflege ihres pflegebedürftigen Familienmitglieds. "Das kann nicht sein."
Leistbare Kurzzeitpflege statt Bonus
Statt dem Angehörigenbonus in Höhe von 125 Euro pro Monat sollten viel mehr die Kosten für die Kurzzeitpflege gesenkt werden, ergänzte die Landespräsidentin. Außerdem müssten Bezirksgrenzen bei den Sozialhilfeverbänden aufgebrochen werden, sagte Gerstorfer. "Wenn Pflegebedürftige außerhalb ihres Wohnbezirks Dienstleistungen wünschen, ist das ein schier unmögliches Unterfangen."
OÖN TV: "Auszeiten" für pflegende Angehörige gefordert
"Ausländische Pflegekräfte lösen das Problem nicht"
Gerstorfer beklagte auch, dass viele Projekte aus ihrer Zeit in der Landespolitik nicht fortgesetzt worden seien. Die Anwerbung ausländischer Pflegekräfte, etwa von den Philippinen, bezeichnete sie als "Tropfen auf den heißen Stein". "So wird man das Problem nicht lösen", sagte sie. Stattdessen solle man den Fokus auf pflegende Angehörige legen - dem "größten Pflegedienst des Landes".
Dass Betroffene in der aktuellen Situation schnell an ihre Grenzen kommen, weiß Georg Oberhaidinger aus eigener Erfahrung. "Meine Frau musste ihren Beruf als Sekretärin aufgeben, damit sie für ihre Mutter da sein kann", sagte der Leiter der Arbeitsgruppe Pflege im Pensionistenverband. Die Rückkehr ins Berufsleben sei schwierig gewesen. "Oft ist die Pflege Angehöriger mit einem "gesellschaftlichen Abstieg verbunden", sagte Oberhaidinger.
50.000 zusätzliche Pfleger bis 2050
Die Entlastung von Angehörigen in der Pflege soll auch den Druck auf andere Systeme (z.B. Heime, Anm.) nehmen. Dass der Bedarf an Pflegekräften durch die demografische Entwicklung immer mehr wird, ist bekannt. Prognosen zufolge werden in Österreich bis zum Jahr 2050 noch 50.000 zusätzliche Pflegekräfte gebraucht.
Aus dem Büro von Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (VP) hieß es gestern: „Uns eint ein großes Anliegen: Unsere Eltern und Großeltern sollen auch weiterhin gut und gerne in Oberösterreich alt werden und wir wollen unsere Pflegekräfte entlasten.“ Der Landesrat verwies auf die „Fachkräftestrategie“. Erstmals sei es gelungen, den rapiden Anstieg der leer stehenden Pflegebetten zu bremsen.
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Politik geht seit Jahrzehnten nur mehr in Richtung höherer Kosten.
Wie soll sich das in den nächsten Jahren ausgehen?
Jeder will mehr und mehr und mehr, auch wenn die Zeiten nun immer schwieriger werden. Der globale Wettbewerb ist nun voll in Europa angekommen.
Auch wenn es vielen nicht gefällt, aber die Schönwetter-Politik, die jeden Tag nur Geld verteilen will, führt uns in große Probleme.
Kaum jemand macht sich Gedanken, wie man frisches Geld (Export!) verdient.
Gerne berichte ich Ihnen als Betroffene wie die Realität 2023 aussieht.
Ihr Parteivorsitzender Babler hat aber anscheinend noch nichts davon gehört, dass uns so viele Pflegekraefte fehlen. Der meint doch, man müsse die Arbeitszeit verkürzen und den Urlaub verlängern, sowie früher und abschlagsfrei in Pension gehen. Ja dann müssen sich die Angehörigen aber wirklich wieder selbst um die Pflege kümmern