Europas Urwälder: Die Reste des Ursprungs
EUROPA. Europa war vor seiner intensiven Besiedlung ein Kontinent der Wälder. Heute ist nur noch ein kleiner Teil im ursprünglichen Zustand
Urwald? Da denkt man an den Regenwald am Amazonas oder an die endlosen Wälder in Sibirien. Doch auch Europa war ein Kontinent der Wälder: Vor rund 6000 Jahren waren noch 80 Prozent der Fläche von Urwald bedeckt. Heute ist noch gut ein Drittel Europas, ca. 230 Millionen Hektar, Waldgebiet. Doch nur ein geringer Teil davon sind Ur- oder sogenannte Primärwälder.
Schätzungen, wie hoch der Anteil der Urwälder in Europa ist, gehen auseinander. Der WWF verweist auf Angaben der Berliner Humboldt-Universität, wonach 2021 ein internationales Forscherteam eine Landkarte der letzten Urwälder Europas zusammenstellte. Diesen Erhebungen zufolge sind es noch rund 1,4 Millionen Hektar "Primärwald" in Europa, verteilt auf 34 Länder. In Finnland mit seinen weiten Nadelholzwäldern und den Karpaten, insbesondere dem Karpatenbogen, gibt es noch größere Flächen an unberührtem Urwald. Weniger "strenge" Schätzungen sprechen von bis zu 4,5 Millionen Hektar, also rund zwei Prozent der Waldfläche.
Statt von niemals verändertem Wald sprechen Forscher lieber von "Primärwäldern" und beschreiben diese als Wälder mit hoher Natürlichkeit, "ohne zu implizieren, dass sie nie durch den Menschen gestört wurden". Denn auch der Zeitfaktor ist entscheidend. Auch ein ehemals genutzter Wald kann nach Jahrhunderten des Ruhenlassens wieder als sekundärer Urwald gelten, in dem sich erneut die Vielfalt an Fauna und Flora gebildet hat. Ein Beispiel ist der oberösterreichische Nationalpark Kalkalpen: Er verfügt über "Urwaldreste". Durch die Außernutzungstellung des Waldes wird dieser einem Urwald mit seinen mächtigen Baumriesen und Totholzreichtum im Laufe der Zeit immer mehr gleichen. Womit man auch bei der größten Bedrohung der Primärwälder ist: der Nutzung durch den Menschen. So hatten nach dem EU-Beitritt Rumäniens 2007 die großflächigen Kahlschläge in den rumänischen Karpaten dramatisch zugenommen.
Doch zahlreiche Urwälder sind zu Schutzgebieten erklärt – bedeutende davon in gar nicht weiter Entfernung zu uns. Das zeigen fünf Beispiele.
Bialowieza (Polen)
An der Grenze zwischen Weißrussland und Polen liegt der riesige Nationalpark von Bialowieza. Er wurde 1932 als erster Nationalpark Polens gegründet und gilt als letzter Tiefland-Urwald Europas. Der polnische Teil gehört bereits seit 1979 zum UNESCO-Weltnaturerbe, der belarussische seit 1992. Der Nationalpark ist Rückzugsort für etwa 12.000 Tierarten. Hier leben sogar noch Wisente, also die „Europäischen Bisons“.
Rothwald (Österreich)
Westlich von Mariazell an der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark liegt das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal, wovon etwa vier Quadratkilometer seinen ursprünglichsten Teil, den Urwald Rothwald, ausmachen. Dass es noch so gut erhalten blieb, hat es den Rothschilds zu verdanken. Denn Albert von Rothschild hatte bereits 1875 verfügt, dass der Wald unangetastet bleiben solle.
Plitvicer Seen (Kroatien)
Am bekanntesten sind die 16 smaragdgrünen Seen, doch handelt es sich um Kroatiens größten Nationalpark und den ältesten Südosteuropas. Sie befinden sich in der Bergregion Kroatiens zwischen den Gebirgsketten Mala Kapela und Licka Pljesivica. Obwohl die Plitvicer Seen den bekanntesten Teil des Parks darstellen, nehmen sie insgesamt nur etwa ein Prozent der Gesamtfläche des Nationalparks ein.
Retezat (Rumänien)
Schon 1935 wurde dieser Nationalpark in den Karpaten im Südwesten Rumäniens gegründet. Mit Gipfeln teils über 2500 Meter bietet er einen kaum berührten Wald mit Buchen und Fichten. Den Schutz genießen aber nicht nur die Bäume. Denn im Retezat haben Wölfe, Bären, Hirsche, Luchse, Füchse, Wildkatzen und Steinadler ein Rückzugsgebiet gefunden.
Sumava (Tschechien)
Das Biosphärenreservat mit dem Nationalpark Sumava gilt als eines der artenreichsten Schutzgebiete Mitteleuropas. Beeindruckend ist das Naturreservat Boubinsky, der größte ursprüngliche Wald Mitteleuropas. Der Wald mit 300 bis 400 Jahre alten Bäumen am 1362 Meter hohen Berg Boubin konnte nahezu uneingeschränkt gedeihen.
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