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Gerold Weisz: "Niemand gründet ein Start-up, um damit reich zu werden"

Von Philipp Fellinger, 15. November 2024, 17:37 Uhr
Märkte, Steuern und Geschäftsplan: Wie man ein Unternehmen gründet
Weisz: „Als Gründer muss man immer Optimist sein.“ Bild: (FH OÖ)

WELS. FH-OÖ-Professor Gerold Weisz über die Leiden der österreichischen Gründerszene.

In Oberösterreich gilt Gerold Weisz als "Guru der Start-up-Szene". Im OÖN-Interview spricht der FH-OÖ-Professor über falsche Ziele und verpasste Chancen im Umgang mit der Gründerszene.

OÖNachrichten: Die Wirtschaftsprognosen sind düster, der Konsum schwächelt, Investoren halten sich zurück und der Bürokratieaufwand ist enorm. Warum sollte man zurzeit überhaupt ein Start-up-Unternehmen gründen?

Gerold Weisz: Die Lage ist im Moment tatsächlich – aufgrund genau jener Faktoren – eine sehr schwierige. Wer jetzt aber eine Idee oder eine Innovation hat und einen Wachstumsplan entwickelt hat, der kann sich auf strategisch bessere Zeiten, und die wird es geben, vorbereiten.

Als Professor für Entrepreneurship wissen Sie wie kein anderer über den Zustand der Start-up-Szene Bescheid. Wie geht es den oberösterreichischen Gründern?

Denen, die bereits auf dem Markt sind, geht es vergleichsweise gut. Da wird auch jeden Tag rund um die Uhr gearbeitet. Wir hatten heuer in Oberösterreich aber gleich drei große Pleiten von Start-ups – eben weil die Zeiten nicht leicht sind. Unterkriegen lassen sich die meisten davon aber nicht, die Grundstimmung in der Szene ist eigentlich immer positiv. Auch weil äußere Faktoren ausgeblendet werden – fokussiert ist man meistens ohnehin auf das eigene Produkt, von dem man überzeugt ist. Als Gründer muss man immer Optimist sein.

Welche Eigenschaften würden Sie noch dazuzählen?

Wichtig ist, für etwas zu brennen, also eine Mission zu haben, die erfüllt werden will. Niemand gründet ein Start-up, um damit reich zu werden.

Also nur mit dem Ziel zu gründen, um es möglichst schnell gewinnbringend zu verkaufen, sehen Sie kritisch?

Absolut. Nur auf den großen Exit hinzuarbeiten, ist kein Geschäftsmodell. Ereignisse wie der Verkauf von Runtastic an Adidas kommen in Oberösterreich in der Größenordnung maximal alle 20 Jahre vor. Wir sind nicht die USA, wir müssen da auch unseren eigenen Weg finden und sollten uns eher an vergleichbar großen Ländern wie der Schweiz oder den Skandinaviern orientieren. Die machen vieles richtig, wenn es um die Förderung von Gründern geht.

Sie haben 2007 das Start-up-Center an der FH OÖ gegründet – zu einer Zeit, als noch niemand über Start-ups gesprochen hat. Wie viel Skepsis schlug Ihnen da entgegen?

In der Start-up-Szene war ich schon seit dem Jahr 2000. Skepsis ist das falsche Wort, man hat diese Art von Unternehmertum einfach nicht wahrgenommen. Damals waren wir noch die Nerds, die in irgendwelchen Kellern arbeiten. App- und Spieleentwicklung wurden als Spielereien abgetan. Mit dieser Einstellung hat man es in Österreich versäumt, an einem Milliardenmarkt teilzuhaben.

Erst vergangenen Dienstag hat die FH OÖ gemeinsam mit der JKU eine Vernetzungsplattform für Gründer und Investoren präsentiert. Ausschlaggebender Faktor sei eine Finanzierungslücke, die Start-ups vor allem kurz nach der Gründung oft scheitern lässt.

Ich habe das zu oft gesehen, dass Unternehmen mit genialen Ideen in der Frühphase plötzlich das Geld ausgeht. Entwicklung, egal ob jene von Soft- oder Hardware, kostet eben Geld. Zwischen Idee und Marktakzeptanz liegt zudem, zumindest in Österreich, eine lange Zeitspanne. Auch da braucht es zur Überbrückung Investorenkapital. Investoren – in unserer Branche "Business Angels" genannt – können aber nicht nur Kapital, sondern auch Erfahrung mitbringen.

Alle zwei Wochen berichten die OÖN in den Campus-Nachrichten über Neuigkeiten aus den vier Standorten Linz, Wels, Steyr und Hagenberg der FH Oberösterreich. Alle Beiträge finden Sie online auf nachrichten.at/fh

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Autor
Philipp Fellinger
Redakteur Politik
Philipp Fellinger

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1  Kommentar
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meisteral (12.971 Kommentare)
vor 48 Minuten

Nein, sicher nicht.
Man will nur Steuern zahlen.

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