Hunderte gedachten verstorbener Ärztin in Linz und Wels
LINZ/WELS. Knapp 300 Personen haben Montagabend laut Polizei in der Linzer Innenstadt an einer Mahnwache für die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr teilgenommen, die sich am Freitag nach Morddrohungen aus der Impfgegner-Szene das Leben genommen hat. In Wels gedachten rund 150 Leute vor dem Gericht.
In Linz wurden am Taubenmarkt rund um den Brunnen Kerzen aufgestellt und Blumen vor einem Bild Kellermayrs niedergelegt. Nach einer kurzen Ansprache der Veranstalterin blieb die Menge lange in stiller Andacht stehen.
In Wels wurde vor dem Landesgericht - und damit auch dem Quartier der Staatsanwaltschaft gedacht. Polizei und Staatsanwaltschaft stehen seit dem Suizid in der Kritik, sie hätten zu wenig getan, um die Täter auszuforschen bzw. die Ärztin zu schützen. Er habe den Suizid nicht politisch instrumentalisieren wollen, sagte Veranstalter Maximilian Friedl im Gespräch mit der APA, daher habe er die Veranstaltung als Privatperson angemeldet. Friedl ist in der Jungen Linken Wels aktiv. Vor dem Gebäude wurden Kerzen angezündet und Blumen niedergelegt, die Teilnehmer versammelten sich zu einem stillen Gedenken an die Medizinerin.
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Galerie ansehenDie Ärztin war monatelang - offensichtlich aus der Impfgegner-Szene - bedroht worden. Auf ihrer Homepage machte sie auch erhaltene Schreiben mit drastischen Morddrohungen öffentlich. Nach eigenen Angaben investierte sie zuletzt insgesamt rund 100.000 Euro aus eigener Tasche in die Sicherheit ihrer Praxis. Im Juni schloss sie die Ordination zunächst vorübergehend, schließlich verkündete sie die endgültige Schließung. Man könne Arbeitsbedingungen "wie wir sie die letzten Monate erlebt haben" niemandem zumuten, begründete sie den Schritt. Am Freitag verübte sie in ihrer Ordination Suizid.
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Die "Kronen Zeitung" hatte am Wochenende berichtet, dass Kellermayr in Abschiedsbriefen heftige Kritik an der Landespolizeidirektion und der Ärztekammer Oberösterreich geübt habe. Die Ärztekammer beteuerte, man habe der Kollegin jede Hilfe angeboten, zu der man in der Lage gewesen sei. Die Polizei wollte zu dem Abschiedsbrief nichts sagen. Die Staatsanwaltschaft Wels hatte im Juni das Ermittlungsverfahren gegen einen deutschen Verdächtigen eingestellt - mit der Begründung, man sei nicht zuständig, sondern deutsche Behörden. In Österreich ermittelt die Polizei allerdings weiter gegen unbekannte Täter.
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Der geschäftsführende SPÖ-Vorsitzende Michael Lindner forderte nun, "rasch Klarheit zu schaffen, ob es vonseiten der Landespolizeidirektion Oberösterreich Versäumnisse gegeben hat. Eine präzise, transparente Aufarbeitung ist das Gebot der Stunde." Bestehende Gesetze gegen Hass im Netz würden nicht helfen, "wenn die Bedrohungslage der Betroffenen nicht gesehen und ernst genommen wird".
Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Hier finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. Infos für Jugendliche gibt es unter www.bittelebe.at
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