"Werde ihn immer als herzensguten Menschen in Erinnerung behalten"
RIED/EBERAU. Groß ist die Trauer über den unerwarteten Tod von Paul Gludovatz.
Mai 2021, der Finalerfolg der SV Ried im ÖFB-Cup-Finale gegen Austria Lustenau, jährt sich zum zehnten Mal. Ich besuche aus diesem Anlass Paul Gludovatz und seine Frau Ida, die aber von allen „Susi“ genannt wird, in ihrem beschaulichen Heimatort Eberau im Südburgenland. Mehr als dreieinhalb Stunden reden wir beim Frühstück im Garten über Gott und die Welt, aber vor allem den Fußball, den Gludovatz so sehr liebte. Dass es das letzte Gespräch mit ihm werden wird, damit konnte man nicht rechnen. Gludovatz starb, wie berichtet, am Freitag im Alter von 75 Jahren.
In Österreich wurde der Südburgenländer, Vater von zwei Töchtern, erstmals 2007 als Trainer der U-20-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Kanada einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Fast jeder, der sich in Österreich für Fußball interessierte, saß damals bei den Spielen der Nachwuchsnationalmannschaft vor dem Fernseher und feierte den Einzug ins Halbfinale. Eine derartige Euphorie gab es weder vorher noch nachher für eine U-20-Mannschaft. Der Erfolg in Kanada war kein Zufall: Fast drei Jahrzehnte betreute Gludovatz diverse Nachwuchsnationalmannschaften. 2008 übernahm der Burgenländer die SV Ried, für viele kam dieser späte Trainerschritt in die Fußball-Bundesliga überraschend. „Ist Gludovatz dafür geeignet“, fragten sich manche. Die Antwort: Ja, und wie.
"Welle der Euphorie"
Die SV Ried, das Innviertel und der Burgenländer - ein echter Volltreffer. Gludovatz und sein kongenialer und loyaler Co-Trainer Gerhard Schweitzer führten die SV Ried von einem Erfolg zum anderen. 2010 und 2011 feierten sie mit den Innviertlern den Herbstmeistertitel, 2011 wurde die SV Ried unter der Regie von Gludovatz vor rund 10.000 mitgereisten Fans im Ernst-Happel-Stadion durch ein 2:0 gegen Austria Lustenau Cupsieger. „Wir wurden in dieser Saison von einer unglaublichen Welle der Euphorie getragen“, sagte Gludovatz
Es folgten legendäre Europacup-Spiele der Rieder. Unvergessen bleibt der Aufstieg gegen Bröndby IF. Die Rieder lagen im Rückspiel nach einem 2:0-Heimsieg schon mit 0:4 zurück. Durch eine unfassbare Schlussphase schafften die Innviertler mit zwei Treffern noch den Aufstieg in die nächste Runde, ganz Fußball-Österreich feierte diesen Triumph der Gludovatz-Elf.
Nach seinem Abschied aus Ried 2012 kehrte der „Winzer aus dem Burgenland“, wie Gludovatz von den Fans liebevoll genannt wurde, 2015 noch einmal in seine, wie er sie nannte, „zweite Heimat“, nach Ried zurück. Nach einem katastrophalen Saisonstart führte der damals 69-Jährige mit einer Energieleistung die SV Ried zum Klassenerhalt. Spätestens durch diese Leistung wurde Gludovatz zu einer absoluten Vereinslegende, der dafür auch zum „Rieder Ehrenbürger“ ernannt wurde. „Ohne meine Frau hätte ich das nicht geschafft“, sagte Gludovatz. „Der Winzer aus dem Burgenland wird in Ried zu König ernannt“, stand bei seiner offiziellen Verabschiedung 2016 auf einem riesigen Transparent der Rieder Fans. „Ried ist unsere zweite Heimat. Das zählt und wird für immer bleiben“, sagte er im Mai 2021 im OÖN-Gespräch. Dass Gludovatz zum Ehrenbürger der Stadt Ried ernannt wurde, ist nicht überraschend.
"Ein ehrlicher, herzensguter Mensch"
Jetzt lebt der „Rieder König“ nicht mehr. Die Trauer ist groß, nicht nur in der Fußballszene. „Der Pauli war ein ehrlicher, herzensguter Mensch, der immer gesagt hat, was er sich denkt“, sagt Rudolf Dobler-Strehle aus Ried. Ihn und seine Frau Maria verbindet seit vielen Jahren eine herzliche und tiefe Freundschaft mit der Familie Gludovatz. „Wir waren noch vor kurzem gemeinsam in Grado. Der Pauli und seine Frau Susi sind unglaublich gute Freunde von uns. Pauli hat immer gesagt, dass wir quasi Teil der Familie sind. Sein Tod ist ein großer Schock sagt Dobler-Strehle.
„Wie ich es gehört habe, konnte ich es nicht glauben“, sagt der ehemalige SV-Ried-Kapitän Thomas Gebauer, der unter Gludovatz seine besten Zeiten hatte. „Er war ein herzensguter Mensch, es ist nicht zu glauben, dass er nicht mehr lebt“, sagt Gebauer und fügt hinzu: „Abgesehen von den großen Erfolgen, die er gemeinsam mit Gerhard Schweitzer geschafft hat, bleibt der Mensch Gludovatz in Erinnerung. Er war nicht nur Trainer, sondern auch Pädagoge und Psychologe, er hatte einen guten Draht zu den Menschen, nicht nur beruflich oder sportlich, sondern auch privat. Das hat ihn ausgezeichnet. Paul Gludovatz hat das ganze Innviertel geprägt mit seiner einzigartigen Art, egal wo er hingekommen ist. Er wird als Trainer und Mensch immer in Erinnerung bleiben. Ich werde ihn, wie viele andere, immer als herzensguten Menschen in Erinnerung behalten.“
Mit Paul Gludovatz verliert der österreichische Fußball eine große Persönlichkeit. Er wird aber nicht nur wegen seiner vielen sportlichen Erfolge in Erinnerung bleiben, sondern vor allem als ein liebenswürdiger Mensch, der fehlen wird.
Wir werden dich im Innviertel nie vergessen
Ruhe in Frieden Pauli
Mein aufrichtiges Beileid Susi und den Töchtern
Habe Pauli zwei Mal in der 4. Klasse der HS1 Ried zu einer Fragestunde mit den Schülern eingeladen und es war jedes Mal ein unvergessliches Erlebnis für uns alle, wie schnell dieser tolle Mensch Zugang zu den Kindern gefunden hat. Über Fußball ist natürlich auch diskutiert worden, aber viel mehr hat er sie als hervorrgagender Pädagoge dazu motiviert, dass jeder Mensch aus seinem Leben etwas machen sollte.
„Die Zeit als aktiver Fußballer ist begrenzt“, hast du immer wieder betont, genauso wie die Zeit unseres Lebens. Lieber Paul, wie Recht du doch hattest.
Ruhe in Frieden.
Danke, für alles was du für uns getan hast 🖤💚
R.I.P. Sir Pauli
Ruhe in Frieden, König Paul
R.I.P....Pauli