"Ich habe mir nie solche Sachen heruntergeladen"
BEZIRK BRAUNAU. Innviertler wegen Kinderpornografie vor dem Landesgericht
"Diese Vorwürfe stimmen nicht", sagt der Angeklagte zu Richter Josef Lautner. Wegen des Vergehens der pornografischen Darstellung Minderjähriger muss sich der 27-Jährige aus dem Bezirk Braunau vor dem Landesgericht Ried verantworten.
"Mein Mandant hatte Akteneinsicht, und ich bin diesen mit ihm durchgegangen. Er bleibt dabei, er hat mit den Vorwürfen nichts zu tun. Er hat die Dateien weder verwendet noch heruntergeladen", sagt der Verteidiger.
Zwischen 2. und 4. Dezember 2021 soll der bisher unbescholtene Innviertler laut Staatsanwalt Paul Fellner insgesamt 34 Kinderporno-Videos heruntergeladen haben. "Wie schaut es aus? Was haben Sie an diesen Tagen gemacht?", will der Richter vom Beschuldigten wissen. "Das weiß ich nicht mehr, was ich damals gemacht habe. Was ich weiß, ist, dass ich nie solche Sachen heruntergeladen habe", antwortet der 27-Jährige. Fakt ist, dass die 34 besagten Dateien bei einer Hausdurchsuchung nicht sichergestellt werden konnten. Aufmerksam wurden die Behörden über ein weltweites Online-Warnsystem, mit dem User, die Kinderpornos herunterladen, ausfindig gemacht werden. Die Befragung über seine "Online-Aktivitäten" auf einer Livestream-Plattform namens "Kick" ist dem Beschuldigten sichtlich unangenehm. Einen Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit wischt der Richter vom Tisch. "Ich war wegen normaler Pornos in diesen Gruppen, hochgeladen oder weitergeleitet habe ich aber nie etwas, allein schon wegen der Urheberrechte." Ein oder zwei Mal seien Fotos mit mutmaßlich kinderpornografischen Inhalten in den Gruppenchat gestellt worden. Diese seien aber umgehend vom Administrator wieder entfernt worden.
In den Auswertungen des Online-Warnsystems tauchten offenbar mehrfach Mailadressen und IP-Adressen des Beschuldigten auf. Auch ein Handy des Innviertlers konnte laut Zeugenaussage einer Polizistin auf die verbotenen Inhalte zurückverfolgt werden.
"Nicht leicht für mich"
Staatsanwalt Fellner konfrontiert den Mann mit mehreren Mailadressen und Nutzernamen. An diese will sich der Angeklagte aber nicht erinnern können. "Ich weiß es nicht, ich hatte über die Jahre so viele verschiedene Nutzernamen. Das Arge ist, blöd gesagt, dass ich jetzt für etwas, das ich nicht getan habe, vor Gericht stehe. Das ist für mich alles andere als leicht."
"Es ist selten, dass jemand nur über drei Tage hinweg solche Inhalte konsumiert", stellt Richter Lautner in den Raum, der den Prozess schließlich vertagt. Ein technisches Gutachten, bei dem die Geräte des Beschuldigten im Detail geprüft werden, soll Licht ins Dunkel dieser Verhandlung bringen.