Leg' dich nicht mit Sanja an: Zierliche Weltmeisterin lehrt in Linz Kickboxen
LINZ. Sanja Samardzic möchte in den kommenden Jahren noch viele Medaillen nach Linz holen.
Sanja Samardzic (32) wirkt auf den ersten Blick nicht wie eine gestählte Kämpferin. Ihre freundlichen Augen, ihr gewinnendes Lächeln und der sanfte Händedruck lassen fast nicht erahnen, dass die zierliche Bosnierin einen ausgewachsenen Mann ohne viel Mühe k. o. schlagen könnte.
Seit 23 Jahren ist sie Kampfsportlerin. Kickboxen ist ihr Lebensmittelpunkt. Seit dreieinhalb Jahren lebt sie in Österreich. "Hier habe ich als Sportlerin mehr Möglichkeiten", sagt sie. Sie trainierte bei Vereinen in Wels und im Linzer Hafen, ehe sie sich im August 2017 in der Linzer Weigunystraße den Traum eines eigenen Studios erfüllte. In ihrem Kickboxing & Boxing Center ist sie gemeinsam mit ihrer besten Freundin Djana Beglerovic nun ihre eigene Chefin. Als Trainerin möchte Samardzic ihren Sport vor allem jungen Menschen näherbringen. "Es geht bei uns nicht darum, wie hart du zuschlagen kannst, sondern darum, dass es Spass macht. Wir sind ein familienfreundliches Studio. Anfänger sind besonders willkommen", sagt sie. Als Trainerin zeigt sich Samardzic von ihrer sanften Seite. Im Ring ist sie eine andere. "Während eines Kampfes gibt es keine Freunde, nur Fairness."
Wie oft sie in den vergangenen 20 Jahren im Ring stand, kann sie nicht mehr zählen. Meist stieg sie als Siegerin durch die Seile. Am meisten dazugelernt hat sie allerdings durch ihre Niederlagen (siehe Bericht unten). Verletzungen nimmt sie betont gelassen hin: "Blaue Augen gehören irgendwie dazu", sagt sie.
Ihr letzter sportlicher Erfolg liegt erst wenige Tage zurück. Im kroatischen Karlovac gewann sie den European Cup. Ihr Ziel ist die Qualifikation für die Europameisterschaft. Bereits 2015 holte sie in Ungarn den Europameistertitel der Amateure. Ein Jahr zuvor durfte sie sich nach ihrem Sieg in London sogar Weltmeisterin nennen.
Training mit Männern
Für ihr eigenes Training muss Samardzic meist auf männliche Kampfsportler zurückgreifen. Einfach deshalb, weil es im Raum Linz kaum Frauen gibt, die mit ihren harten Schlag- und Trittkombinationen mithalten können. "Mit Männern ist es einfacher. Die halten mehr aus und ich kann mich auspowern", sagt sie.
Auch privat hat die 32-Jährige noch nicht den richtigen Sparringspartner gefunden: "Er muss nicht unbedingt ein Kampfsportler sein, aber zehn oder besser zwanzig Liegestütze und ein paar Sit-ups sollte er schon schaffen." Weit in die Zukunft möchte Samardzic nicht planen. Wo sieht sie sich in zehn Jahren? "Ich hoffe, dass ich mich in zehn Jahren noch gut bewegen kann. Dann wäre ich schon sehr zufrieden."
Der Kampf gegen Christine Theiss (Bild: dpa)
"Das ist wie gegen Klitschko zu kämpfen"
2012 kämpfe Sanja Samardzic live im Fernsehen gegen Christine Theiss.
Im Kickboxsport ist der Name Christine Theiss eine Legende. Von 2007 bis 2013 war die promovierte Medizinerin Profi-Weltmeisterin im Vollkontakt-Kickboxen. Gegen Theiß antreten zu dürfen war ein Privileg, das Sanja Samardzic im Dezember 2012 zuteil wurde. "Das ist wie gegen einen der Klitschkos kämpfen zu dürfen", sagt Samardzic. Für sie war der Kampf gegen Theiß ein Blick auf die Weltbühne des Sports. Sat1 übertrug das Duell live im Fernsehen für ein Millionenpublikum.
Der Kampf begann für Samardzic´ vielversprechend. Die ersten beiden Runden konnte sie mit ihrer weit größeren Gegnerin gut mithalten. In der dritten Runde erwischte Theiß sie mit einem Axtkick am Kopf – und trat die Bosnierin damit im wahrsten Sinne des Wortes schwindlig. "Ich weiß noch, das mein Trainer zwischen den Runden mit mir gesprochen hat und ich ihn nicht mehr hören konnte", erinnert sich Samardzic. Wenig später gab sie nach einer furiosen Schlagserie von Theiss dann den Kampf auf. Die körperlichen Folgen des Kampfes klangen rascher ab als die psychischen Nachwirkungen. Spott und Häme im Internet machten Samardzic besonders zu schaffen. Ihr Arzt verordnete ihr deswegen drei Monate Bildschirmpause.
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