Altendorfer hat genug: "Herberstein" in der Altstadt sucht einen neuen Mieter
LINZ. Personalmangel zieht Gastronom den Nerv, er gibt sich aber auch selbstkritisch: "Ich habe vielleicht auch zu viel gemacht."
"Es war noch nie so extrem wie jetzt." Gastronom Thomas Altendorfer meint damit die angespannte Personalsituation, die ihn neben dem Kostendruck nun zu einem drastischen Schritt bewogen hat. Der 57-Jährige trennt sich vom "Herberstein", das er zusammen mit seiner Frau Petra führt und erst im vergangenen Jahr mit viel finanziellem Aufwand umgebaut und erneuert hat. Es mache einfach keinen Spaß mehr, so sein ernüchternder Kommentar zur Lage in der Gastronomie.
Der "Herr über 27 Betriebe und rund 430 Mitarbeiter" zieht daher nach 20 Jahren "Herberstein" die Reißleine. Diese Maßnahme sei Teil eines Bereinigungsprozesses, habe aber keinerlei finanzielle Gründe. "Ich räume einfach nur etwas zusammen", formulierte es Altendorfer im OÖN-Gespräch salopp.
"Weniger ist mehr"
Vom Restaurant "Kinski" in Lambach verabschiedet er sich, wie bereits berichtet, als Pächter zusammen mit Michael Stadlbauer Ende des Jahres. Für das Lokal im Veranstaltungszentrum Manglburg in Grieskirchen plant der Multi-Gastronom ebenfalls die Kündigung des Mietvertrages. "Vielleicht habe ich einfach zu viel gemacht", ist er auch selbstkritisch. Er sei in einem Alter, wo man nicht mehr rund um die Uhr sieben Tage in der Woche arbeiten müsse. "Weniger ist in diesem Fall mehr." Man müsse gewisse Dinge loslassen. "Selbst wenn es schön ist, gibt es im Leben auch etwas anderes."
Nun wird ein neuer Mieter für das 750 Quadratmeter große Lokal "Herberstein" mitten in der Linzer Altstadt gesucht. Interessenten gebe es bereits, so Altendorfer. "Das ist ein super Standort." Geöffnet bleibt das "Herberstein" bis auf Weiteres, die Liegenschaft gehört der Stadt Linz. Die Nettomiete beträgt 5210,77 Euro, die Next Immobilien GmbH offeriert das "einzigartige Gastronomielokal".
Es sei einfach kein qualifiziertes Personal mehr zu finden, und das zerre an den Nerven. Er wolle die Gastronomie zwar nicht schlechtreden, aber davon auszugehen, dass sich die Situation in absehbarer Zeit wieder in eine andere Richtung drehen werde, halte er für unangebracht.
Die Personalsuche werde schwierig bleiben, weil er aus Bewerbungsgesprächen wisse, dass es zwar gut ausgebildete Köche gebe, diese aber nicht mehr am Abend oder am Wochenende arbeiten wollten. Wie prekär die Situation in der Gastronomie auch ist, erläuterte Altendorfer an jenem Jugendlichen, der sich für eine Lehre bewarb, aber nur 20 Stunden arbeiten wollte. "Das kann sich nicht ausgehen", ist der Gastronom einigermaßen ernüchtert.
"Weniger gehen fort"
Dazu komme der Kostendruck durch die steigenden Preise auf vielen Ebenen und der Umstand, dass die Menschen nicht mehr so viel fortgehen würden wie vor der Corona-Pandemie.
Diese Entwicklung habe schon im vergangenen Jahr zur veränderten Ausrichtung des "Herberstein" geführt, das als Szene-Bar jahrelang zu den ersten Adressen in Linz gehört hat und dann stärker zum Restaurant umgebaut wurde. Dafür hat Altendorfer im vergangenen Jahr rund 250.000 Euro in die Hand genommen. Von dieser Investition hätte er gern wieder etwas zurück. Auch das wird bei der Suche nach einem neuen Mieter eine Rolle spielen.
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Der grundlegenden Faktor Koch. Da lest man schon wieder das typische stöhnen der Altgastronomen. Anstatt jeden Tag voll Dankbarkeit zum Herrgott zu beten dass sich ganze Generationen an Köchen in 50 bis 80h Wochen an ihren Herden gekillt haben wird gsudert dass das keiner mehr machen will. Der Koch hat erstmals die Wertschätzung die er verdient und er geht welch Überraschung, nach Kitzbühel, Wien oder die Schweiz. Dort kennt man die Sorgen der Branche vielleicht den Tick besser und nimmt sie als Fakten an. Anstatt über sie zu schimpfen weil sie neu(10 Jahre) sind. Kellner selbes Problem. Am Land mit 25€ Trinkgeld nach 9h Stress heim wenn in Wien 140 warten? Wenns dann einmal Personalmangel gibt wandert das flexible Personal Richtung Geld. Dort ist der Chef auch freundlicher wenn er bis drei zählen kann. Immerhin ist die Konkurrenz gegenüber und will sein Personal. Grad in Oberösterreich. Redet Mal mit der Industrie über modernes recruiting. Der Kellner und Mindestlohn geht nicht mehr.
Er hat jetzt Zeit den händeringenden Kollegen auszuhelfen.
Voll OK, und ich verstehe ihn angesichts der KV-Abschlüsse absolut, ABER was seitens der Politik eine Sauerei, eine echte Frechheit ist, ist die ohne Diskussion sofort ausgeschüttete VPI-Anpassung für Beamte und Pensionisten wohingegen jene, die am freien Markt für diese "geschützten Werkstätten" die Kohle verdienen, für ihren Abschluss kämpfen und betteln müssen.
DAS ist eine ROTZFRECHE SAUEREI!!!
Beamte und Pensionisten max.: 5%, Handel, Industrie etc max. 7%
Denn natürlich müssten jene, die es verdienen ÜBER denen, die es empfangen liegen. Noch dazu, wenn diese Schere weiter aufgeht. Das ist eine makroökonomische und volkswirtschaftliche Milchmädchenrechnung, aber klar will man sich nicht seine größte Wählergruppe ein paar Monate vor der Wahl vergrämen.
Dann könnten wir eventuell wettbewerbsfähig bleiben. Zumindest EU-weit, denn global ist der Zug abgefahren.
Etwas unüberlegt: Zuerst noch groß investieren und dann abstoßen...
Wenn alle mit 57 in Pension gehen, naja....
Äm letztes Jahr umgebaut und dieses Jahr aufhören, wer macht denn sowas???
Hm. Was macht man 23 Jahre lang, oder länger ohne Arbeit, wenn man fit ist?
Anscheinend hatte er viel geraggert, aber kann mir vorstellen, dass wenn er gar keinen Streßpegel mehr hat, alles nach hinten los geht.
Er könnte ja nur kürzer treten und die beiden Pachten auflösen und beim Herberstein noch weiter arbeiten, Werbung hat er ja jetzt bekommen und die Speeddatings waren auch immer dort drin.
Und? Wer selbstständig ist und es sich leisten kann, warum nicht?
Von nichts kommt nichts.
Dieses Sprichwort vielleicht gut merken, bevor man die nächste Neiddebatte anfängt.
Er hört ja nicht ganz auf zu arbeiten, sondern führt das Arbeitspensum vermutlich auf "normales" Maß zurück.
Geleistet hat er Gewaltiges, da brauchts wahrscheinlich 4 Beamtenleben.
So wie ich es lese, ist es keine Pension, sondern Altersteilzeit.
Die aktuellen Probleme in der Gastro sind, wie ich meine, vielschichtig.
- Corona hat das Ausgehverhalten der Menschen stark verändert
- viele aus der Gastro haben sich aufgrund der vielen Lockdowns (und damit verbundenen Einkommenseinbußen) beruflich umorientiert
- in sehr vielen Fällen wurden MitarbeiterInnen mit einem Hungerlohn abgespeist und dadurch aus der Branche "vertrieben" (was in keinem Zusammenhang mit Corona steht)
- das aktuelle Thema Work-Life-Balance (ohne Kommentar)
- hohe Inflation --> dadurch notwendige Preiserhöhungen --> gleichzeitig geringere Kaufkraft
Ich kann Herrn Altendorfer verstehen - und mit 57 Jahren und einer beeindruckenden Laufbahn sei es ihm vergönnt, etwas "aufzuräumen" und sich ein wenig mehr zurückzuziehen. Lieber das Leben genießen - ins Grab kann sich keiner etwas mitnehmen...
Nicht jeder Pächter, der einen Nachfolger sucht, welcher zumindest einen Teil der Investitionen übernimmt, kommt in die Medien!
ich habe dort immer exzellent gegessen und der Service war auch top.
Herberstein ist ein tolles Lokal - bin seit 20 Jahren immer wieder gerne dort. Ob geschäftlich, privat, ob zum Essen oder einfach in der Bar oder im schönen Gastgarten. Wurde dort de facto nie enttäuscht - immer gutes bis sehr gutes Gesamtpaket.
Also ob "nur" die Wirtschaftslage Schuld ist und die Kosten bezweifle ich. Man hat in den letzten Jahren dort immer weniger Gäste gesehen und das kann wohl auch mit der Führung des Hauses zu tun haben. Trotzdem schade, wieder ein Lokal, das dann leer steht.
Was wird der Experte kpader morgen Früh nach den morgendlichen Bieren wohl zu diesem herben Verlust aussagen?
Ich kenne es von früher. Leider hat der Herr Altendorfer das Lokal komplett heruntergewirtschaftet.
…deshalb ist es so gut gegangen… Jaja, man kann alles schlechtreden 🤐
Recht hat er, der Thomas… Hat sein Leben lang gearbeitet und deshalb auch nicht schlecht verdient - mit 57 kann man dann schon mal etwas kürzer treten - geniess’ es…