Drei junge Mühlviertler erleichtern Pendlern die Fahrt zum Arbeitsplatz
LINZ, FREISTADT. Die App carployee erstellt Fahrgemeinschaften, spart Geld und reduziert Schadstoffe.
"Biete Mitfahrgelegenheit" oder "Suche Mitfahrgelegenheit": Verlautbarungen mit solchem Text waren früher auf Anschlagtafeln an Universitäten und in alternativen Zeitschriften zu finden. Drei junge Männer aus dem Mühlviertel haben Mitfahrangebot und -nachfrage ins digitale Zeitalter übertragen und bieten die Mitfahr-Dienstleistung als App auf einer Computerplattform an. Sie erleichtern damit das Bilden von Fahrgemeinschaften, helfen Treibstoff, Geld und Nerven sparen und Schadstoffe reduzieren.
"Ich bin auf der Fahrt von Freistadt nach Linz oft im Stau auf der A7 gestanden und habe dabei beobachtet, dass fast alle Autos nur mit einer Person besetzt sind", sagt Albert Vogl-Bader. Gemeinsam mit seinen Schulfreunden Gernot Panholzer und Moritz Wenko tüftelte Vogl-Bader an Möglichkeiten, den Stau zu verringern und Pendlern die Fahrt zum Arbeitsplatz zu erleichtern.
Mehrfacher Nutzen
Ergebnis des Nachdenkens der drei Mühlviertler ist die Mitfahr-App carployee.com. Abgeleitet ist der Name von "carpool for employees", zu Deutsch "Fahrgemeinschaft für Angestellte". "Es gab bereits Mitfahr-Apps, aber eigentlich nur für Langstrecken", sagt Vogl-Bader im OÖNachrichten-Gespräch. Die carployee-App ist anders, bietet Mitfahrgelegenheiten für die alltägliche Fahrt zum Arbeitsplatz. "Wir wenden uns vor allem an Unternehmen, die hier Verbesserungen für ihre Bediensteten anbieten wollen", sagt Vogl-Bader. Eine solche Firma ist zum Beispiel der Feuerwehrgerätehersteller Rosenbauer mit Hauptsitz in Leonding.
Die App carployee sucht für die jeweiligen Interessenten die Startpunkte sowie Zielorte und stellt sodann mögliche Fahrgemeinschaften zusammen. Bei der Firma Rosenbauer gab es heuer bereits 400 Nutzer, die nun in Pkw-Fahrgemeinschaften zu ihrem Arbeitsplatz kommen. Für die Buchung verrechnen die carployee-Betreiber Lizenzgebühren, die pro Nutzer und Monat 1,50 bis 2,50 Euro betragen. Gegründet haben die findigen Mühlviertler ihr Unternehmen Anfang 2018. Zunächst hatte die Start-up-Firma ihren Sitz in Wien, nun befindet sich die Zentrale in der Tabakfabrik in Linz. Mittlerweile arbeiten nicht nur die drei Gründer für das Start-up, sondern auch drei weitere Mitarbeiter, fallweise auch Praktikanten.
Die Mitfahr-App hilft nicht nur den Pendlern, sondern auch der Umwelt und den Firmen der Nutzer. Da durch die Bildung von Fahrgemeinschaften weniger Autos unterwegs sind, werden weniger Schadstoffe in die Luft geblasen. Die Pendler sparen Treibstoffkosten und Aufwendungen für ihre Autos. Und Unternehmen können Parkplätze einsparen.
IT-Karriere begann schon in der Schule
27 Jahre jung sind die Gründer des carployee-Start-ups. Schon vor zehn Jahren starteten Albert Vogl-Bader, Gernot Panholzer und Moritz Wenko ihre Informationstechnik-Karriere.
„Wir waren gemeinsam in einer Klasse der Handelsakademie Freistadt und haben mit 17 begonnen, Web-Auftritte für Unternehmen zu gestalten“, sagt Albert Vogl-Bader. Nach der HAK-Matura studierten Vogl-Bader und Panholzer Betriebswirtschaftslehre, Wenko studierte Software-Entwicklung. Bereits als Studenten gründeten die drei Mühlviertler eine Firma für Software-Entwicklung. Die Firma Vendevio hat wie carployee ihren Sitz in der Tabakfabrik und beschäftigt 20 Mitarbeiter. Die carployee- und Vendevio-Gründer arbeiten in der Software-Entwicklungsfirma ebenfalls mit.
Das carployee-Start-up hat mittlerweile Kunden in Österreich, in der Schweiz und in Deutschland. Ein Kunde ist die international renommierte Montagetechnik-Firma Würth, die für Mitarbeiter in der Zentrale in Künzelsau in Baden-Württemberg die Dienstleistungen von carployee nutzt.
Mittlerweile gibt es 8968 carployee-Fahrgemeinschaften. Heuer haben sie bereits 540.000 Kilometer, 65.200 Euro für Treibstoff und 70.618 Kilo Kohlendioxid eingespart.
Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) würdigte die Arbeit von carployee und zeichnete die Firma mit dem Mobilitätspreis aus. 2019 war carployee zudem für den Digitalos-Preis der OÖNachrichten nominiert.
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Wäre besser gar nicht zu pendeln sonder im Heimatdorf zu arbeiten.
Sind natürlich wenig Arbeitsstellen und man müsste in anderen Branchen zu schlechten Bedingungen arbeiten, und auch die Bezahlung ist grottenschlecht. Aber sonst.
Aber die Wegkosten und Wegzeit abziehen, dann sieht man das viele nur für das Auto arbeiten
VIELEN DANK an diese gscheiten Mühlviertler!!
In Zeiten von Covid 19 sind wechselnde Fahrgemeinschaften so nützlich wie ein Kropf.
der wievielte Versuch einer Fahrgemeinschaft ist das schon ? 😉
sehr sinnvolle App, Gratulation den innovativen Entwicklern! Österreich war schon immer ein Land der Erfinder und Patente !
find ich gut - schau ich mir nach Corona definitiv genauer an.
Am besten einen Job in der nähe suchen. Dann erübrigt sich das herumfahren
Und wo bitte gibt es am Land die Akademikerjobs? Richtig, kaum bzw. gar nicht!!!
Dann zum Arbeitsort ziehen, das ist vernünftig und net jammern
Nö, ich fahr' einfach mit dem Auto - was anderes bleibt mir nicht übrig... Mache meine Arbeit gerne und werde nicht wechseln, jammern tu' ich auch nicht... Wollte damit nur sagen, dass es am Land wenige Jobs gibt und man sich nicht so einfach einen Job in der Nähe suchen kann!
Naa das wird nicht so einfach gehen. Besser billig im Mühlviertel leben und Linz mit Abgasen verpesten!
So is es!