Ungelebte Träume, überlagert von allzu viel Dreck des Lebens
GREIN. Schwer verdaulich, teilweise verstörend – aber handwerklich allemal gut gelöst und mit einer Regie, die sich mit steigendem Tempo den drei Protagonistinnen auf der Bühne auch seelisch annähert, ihre unerfüllten Lebensträume offenlegt, um am Ende doch wieder hart auf dem Boden der Realität zu landen. Diesen Eindruck hinterlässt die diesjährige Theaterproduktion der Dilettantengesellschaft Grein.
Das Ensemble bleibt damit seiner Linie treu, neben unterhaltsamen Komödien regelmäßig auch Werke auf die Bühne zu bringen, bei denen klar ist, dass sie kein großer Publikumserfolg sein können. So einen Side-Step legt man in der laufenden Saison mit Werner Schwabs Fäkalien-Drama "Die Präsidentinnen" hin.
Da räsonieren die gottesfürchtige Erna, die überstandige Grete und die intellektuell recht sparsam belichtete Mariedl über ihr Leben zwischen Aktionsleberkäse, undankbaren Kindern und verstopften Aborten. Kein dunkler Fleck in der Lebensgeschichte wird hier ausgelassen. Viel Lebensdreck also, der sich auch in der verwendeten Sprache seinen Weg bahnt. Dazu werden in den von Monologen geprägten Szenen auch Themen wie Glaube, Missbrauch, Alkoholismus und Armut behandelt. Das alles gipfelt in einem rauschhaft inszenierten Fiebertraum über das, was im Leben noch kommen könnte, und endet in Gewalt, Irrenhaus und einem Wasserkübel.
Große Anerkennung verdienen die Darstellerinnen Monique Bergman (Erna), Melanie Janz (Grete) und Andrea Lehner (Mariedl). Regisseur Martin Zels gelingt es, sie aus der schauspielerischen Komfortzone zu locken, um mit Wucht über das Publikum herzufallen. Gut gelungen ist die Idee, den Traum vom nicht gelebten Leben auf einem Spielplatz stattfinden zu lassen.
Spieltermine: 23., 24., 29. und 30. November jeweils 19.30 Uhr. Altersempfehlung: ab 16 Jahren. Karten: www.dilettanten.at