Christine Fürstelberger: Liebevolle Literatur-Vermittlerin
"Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und wenn es möglich zu machen wäre, einige vernünftige Worte sprechen."
Johann Wolfgang von Goethe schrieb diesen Satz in seinem Bildungsroman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, Christine Fürstelberger hat ihn immer wieder von ihrem Vater Hans gehört. Wer das Glück hatte, ihr zu begegnen, der ahnte, dass die bekannte Linzer Buchhändlerin dieses Motto wie einen Zauberspruch zum Glücklichsein verinnerlicht hatte. Am 31. Juli war diese so wunderbare Formel machtlos. Christine Fürstelberger starb mit 65 Jahren an einer Krebserkrankung.
Ihrem 100 Quadratmeter großen Geschäft „Bücher Fürstelberger“ in der Linzer Landstraße 49 wohnt Fürstelbergers Leidenschaft für alles Lesenswerte inne. Es ist eine herrlich verlangsamte Verweilstätte und ein Gegenentwurf zu Internet-Händlern und Buch-Diskontern, die ihre Ware wie dem Ablaufdatum nahegekommene Lebensmittel verschleudern. Sie pflegte auf diese Weise das Erbe ihrer Eltern. Nach Volksschule/Gymnasium bei den Linzer Kreuzschwestern und dem Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Wien, spürte sie es gleichsam als Selbstverständlichkeit wie als Privileg, ab 1970 in der Buchhandlung ihrer Eltern mitzuarbeiten und diese 1989 zu übernehmen, ohne jemals den Firmennamen „Hans Fürstelberger e. U.“ zu ändern. Als ihr im August 2007 der Titel „Kommerzialrätin“ verliehen wurde, freute sie sich zwar, empfand die Ehrung allerdings vor allem als Anerkennung für das Lebenswerk ihres Vaters. Neben dieser für sie so typischen Bescheidenheit war sie unermüdliche Vermittlerin zwischen Autoren und Lesern. So überschaubar konnte eine Lesung gar nicht besucht sein, Christine Fürstelberger baute ihren Büchertisch trotzdem auf, und bemühte sich liebevoll, das Publikum für das Werk der Autoren zu gewinnen.
Ihre Mitarbeiterinnen wollen die Buchhandlung in Christine Fürstelbergers Sinne weiterführen. „Es sind riesige Schuhe, die sie uns hinterlässt. Wir werden erst lernen müssen, diese Schuhe auszufüllen“, sagt Sabine Weissensteiner, eine ihrer engsten Vertrauten.
Der Trauergottesdienst findet am 10. August (10.30 Uhr) in der Kirche der Linzer Kreuzschwestern statt. Anschließend (12 Uhr) findet Christine Fürstelberger auf dem St. Barbara-Friedhof ihre letzte Ruhe.