"Politik ist jetzt nur noch ein Hobby"
LINZ. Als grüne Aufdeckerin hat sie sich über Parteigrenzen hinweg Anerkennung erarbeitet. Heute kämpft Gabi Moser an einer anderen Front. Bereits zum zweiten Mal ist die 63-jährige Linzerin schwer erkrankt und geht damit erstaunlich pragmatisch um.
Sie war ein Aushängeschild der Grünen und hat sich als Aufdeckerin in der Buwog-Affäre bundesweit einen Namen gemacht. Entsprechend groß war die Enttäuschung, als Gabriela Moser Ende Juni des Vorjahres parteiintern abmontiert und auf einen aussichtslosen Listenplatz gesetzt wurde. Als ihr Ärzte dann kurz vor der Nationalratswahl noch mitteilten, dass sie schwer erkrankt ist, hat selbst die sonst so pragmatische 63-jährige Linzerin mit dem Schicksal gehadert. Aber nur kurz.
OÖNachrichten: Frau Moser, wie geht es Ihnen?
Gabriela Moser: Gut geht es mir. Den Hauptteil der Behandlungen habe ich abgeschlossen und die Untersuchungen haben sehr positive Ergebnisse gezeigt. Jetzt versuche ich, ein erfülltes Leben zu führen. Denn das hat mir der Arzt gesagt, als ich ihn gefragt habe, was er mir empfehlen würde.
Und wie geht das, ein erfülltes Leben führen?
Ich schlafe mehr, gehe mehr spazieren und treffe mehr Freundinnen und Freunde als früher. Seit Mitte Oktober habe ich jedes Wochenende Gäste gehabt. Das genieße ich. Und ich habe sogar wieder zugenommen, weil ich wie ein Drescher esse.
Das Vorjahr hat Ihnen einiges zugemutet. Zuerst die Enttäuschung, als Sie von den Landesgrünen auf einen aussichtslosen Listenplatz gewählt wurden, dann die Hiobsbotschaft mit der Krankheit.
Da waren ja einige Monate dazwischen. Und ich kannte das Risiko bei den Landesgrünen, weil ich wusste, da will wer anderer nach vorne. Das grüne Bedürfnis nach Abwechslung ist wieder einmal schlagend geworden, manchen war ich wohl schon zu langweilig. Aber natürlich trifft es einen, wenn das Ereignis dann wirklich eintrifft. Aber ich habe es ganz gut ausgehalten, ich war ja irgendwie schon halb gepanzert nach so vielen Jahren in der Politik.
Dann sind die Grünen aus dem Nationalrat geflogen und die, die Sie zuerst auf Landesebene überflügelt haben, waren auch weg.
Ja, so kann man es sagen.
Kurz vor der Wahl haben Sie dann erfahren, dass Sie schwer krank sind. Die Öffentlichkeit hat davon aber nichts mitbekommen. War das Absicht?
Sicher, ich wollte mich ja nicht als Opfer darstellen. Das bekannt zu machen hätte Stress verursacht. Und das war das Letzte, was ich hätte brauchen können.
Sie machen heute einen entspannten, sehr positiven Eindruck. Rauft man sich da nicht die Haare und denkt: Warum ich, warum muss ich das aushalten?
Einfach war es nicht, als ich schon wusste, dass es ernst ist und ich bei meiner letzten Parlamentsrede noch vorspielen musste, dass es kein Problem gibt. Aber es hilft ja nichts. Ich kann die Situation nicht verändern, es ist, wie es ist. Also kann ich nur das Beste daraus machen. Ich habe da eine relativ pragmatische Einstellung. Und es ist ja schon einmal gut ausgegangen.
Sie sprechen von Ihrer ersten schweren Erkrankung.
Ja, das war 1987. Da hatte ich einen gutartigen Kopftumor am Hörnerv und die Ärzte haben sich damals gewundert, wie schnell ich mich nach der schweren Kopfoperation wieder aufgerappelt habe. Da bin ich sogar mit Glatze in den Linzer Gemeinderat gegangen. Da haben manche geschaut.
Sie waren 20 Jahre lang durchgehend Nationalratsabgeordnete und plötzlich war sie weg, die Droge Politik. War das schwierig?
Nein, ich habe mich selber gewundert, wie leicht das gegangen ist. Als ob man einen Schalter umgelegt hätte. Es war eine richtige Erleichterung. Die Hetzereien und die Zeitnot sind weg und das ist wirklich ein Geschenk. Ich kann in der Früh Zeitung lesen, solange ich will und muss nicht ständig nachdenken, was als Nächstes erledigt werden muss. Politik ist für mich jetzt nur noch ein Hobby.
Haben Sie Ihre Freiheit genutzt und waren als Zuschauerin beim Buwog-Prozess?
Nein, wirklich nicht! Da genügt mir die Berichterstattung in den Zeitungen. Und ab und zu gebe ich Auskunft, wenn mich ein Journalist anruft und Fragen stellt.
Wenn Sie die Vorgänge rund um das BVT verfolgen, möchten Sie da nicht wieder aktiv werden?
Sicher wäre das reizvoll, da wieder hineinzustochern. Aber ich weiß, das ist immens viel Arbeit. Ich habe zwei U-Ausschüsse (Eurofighter und Buwog, Anm.) durchgemacht. Das sind 16 Stunden Arbeit täglich, teilweise unter extremen Stressbedingungen. Gott sei Dank ist etwas dabei herausgekommen, aber das sollen jetzt andere machen.
Hat es Sie überrascht, dass die Grünen aus dem Parlament gefallen sind?
Ich war schon bass erstaunt, aber nicht vor den Kopf gestoßen, weil ich damit gerechnet habe. Wir kannten Umfragen, die uns bei 3,5 bis 6,5 Prozent gesehen haben. Und aus der Erfahrung vergangener Jahre wusste ich, dass man zwei Prozent wegrechnen muss. Ich habe auch intern gewarnt, nur hat es niemand ernst genommen.
Die Frage zum Abschluss: Schaffen die Grünen den Wiedereinzug ins Parlament?
Beim Wiedereinzug bin ich bester Hoffnung. Es hängt davon ab, ob wir ein gesellschaftspolitisches Bedürfnis abdecken können. Die Frage ist, wie gut die anderen Parteien die Kontrolle ausüben. Die Neos versuchen es, die SPÖ hat Ansätze.
Gabriela Moser (63) saß für die Grünen von 1997 bis 2017 im Nationalrat. 1984 begann die damals 30-jährige AHS-Lehrerin, sich bei den Grünen zu engagieren. Der Hauptgrund dafür: die Luftverschmutzung in Linz. Im OÖN-Interview spricht Moser nun erstmals öffentlich über ihre Krankheit. Sie bittet aber um Verständnis, dass sie Details über die Art ihrer Erkrankung nicht öffentlich machen will.
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