Aus Ski-Weltcupläufer wurde ein Krippenschnitzer
EBENSEE. Wenn man um die Weihnachtszeit den pensionierten Gendarm Josef Loidl (67) in Bad Ischl besucht, kommt man an der einladenden Krippenstube nicht vorbei.
Darin eine raumfüllende Landschaftskrippe mit Tempelszene, Flucht nach Ägypten und gut 200 Krippenfiguren. "Alle selbst geschnitzt", lautet die kurze Antwort des Krippenvaters nach der Herkunft der mit viel Liebe zum Detail geschnegerten "Krippömandl".
Aus einem der besten Skirennläufer Österreichs der 1970er-Jahre wurde ein Krippenschnitzer. Reifere Semester erinnern sich noch gut an den Ebenseer Sepp Loidl, der von 1968 bis 1974 dem österreichischen Nationalteam angehörte und mit Kapazundern wie Karl Schranz, Heini Messner, Karl Cordin, Alfred Matt oder Gerhard Nenning die rotweißroten Farben auf den Pisten der Welt vertrat. Loidl belegte 1972 bei den Olympischen Winterspielen in Sapporo in der Abfahrt den 9. Rang, war 6. auf der berüchtigten Streif oder mit einer Gipshand 6. bei der Kandahar-Abfahrt in St. Anton.
In Berührung mit der Krippenkultur geriet Loidl durch eine alte Ebenseer Krippe, die er von seinen Großeltern geschenkt bekam. Zum Krippenschnitzen kam er eher zufällig, nämlich durch eine Verletzung. "Am 24. Dezember wurde ich nach einer Bruchoperation aus dem Krankenhaus entlassen und ich konnte absolut nichts tun. Da hat es mich spontan überkommen und ich habe begonnen, Krippenfiguren zu schnitzen." Letztes Werk war heuer ein Pferdefuhrwerk. Den Wandel vom Rennläufer zum Krippenschnitzer hat der gebürtige Ebenseer gemeistert wie früher die härtesten Abfahrtsstrecken. "Es gibt Gemeinsamkeiten zwischen Sport und Schnitzen", erläutert der bescheidene Sportsmann. "Du musst verlieren lernen, damit du gewinnen kannst."