So lief die erste "Pride" im Salzkammergut
BAD ISCHL. Das Wort des Tages war schnell gefunden. Nur gewöhnen muss sich das Salzkammergut erst daran. Viele von jenen, die Bad Ischl am Samstagnachmittag in Regenbogenfarben tauchten, sind "queer".
Eine Sammelbezeichnung für alle, die sich in ihrer sexuellen Orientierung oder Identität nicht der Mehrheitsgesellschaft zugehörig fühlen. Vereinfacht gesagt: Menschen, die schwul, lesbisch, bi-, trans- oder intersexuell sind. Ein Begriff, den die sogenannte "LGBTQIA"-Community erst umdeuten musste. Denn zuvor galt "queer" als Beleidigung, stand für sonderbar, suspekt oder verrückt. Verrückt war auch die allererste Pride im Salzkammergut – allerdings im positiven Sinn.
Rund 2000 Menschen strömten Samstagnachmittag in die Kaiserstadt, um ein Fest der Vielfalt zu feiern. Monatelang hatte das Organisationsteam rund um Birgit Hofstätter und Christina Jaritsch an der Veranstaltung gearbeitet. Mit "Salzkammerqueer" gibt es schon seit Jahresbeginn ein zugehöriges Projekt der Kulturhauptstadt.
"Nötig, sichtbar zu machen"
Dass nicht alle mit dem bunten Treiben in Bad Ischl einverstanden waren, zeigte sich schon lange, bevor die Parade sich vor dem Postgebäude am Auböckplatz in Bewegung setzte. In den sozialen Medien gab es – wenig überraschend – Gegenwind, aber auch vor Ort herrschte nicht nur Verständnis. Das Hauptargument: "Von mir aus kann jeder so sein, wie er möchte. Aber ist es wirklich notwendig, das der Öffentlichkeit aufzuzwingen?" Doch genau um diese Öffentlichkeit ging es dem Veranstaltungsteam: "Es ist nötig, sichtbar zu machen, dass queere Personen ein Teil dieser Region sind. Bis das selbstverständlich ist, braucht es eine extra Portion Sichtbarkeit und Bewusstseinsbildung." Viel zu oft gebe es auch im Salzkammergut noch abfällige Bemerkungen und offene Ablehnung gegenüber geschlechtlicher und sexueller Vielfalt. Österreichs Song-Contest-Gewinner Tom Neuwirth, alias Conchita Wurst, war extra angereist und übernahm in kurzer Lederhose auch einen offiziellen Part der Veranstaltung.
Neben Bürgermeisterin Ines Schiller (SP) und dem Europaabgeordneten Hannes Heide nahmen auch Bundesrat Mario Lindner und der Landtagsabgeordnete Mario Haas an der Pride teil. Und die Intendantin der Kulturhauptstadt, Elisabeth Schweeger, ist an öffentliche Aufregung ohnehin gewohnt. Die nächste Regenbogen-Parade im Salzkammergut ist übrigens bereits in Planung.
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